Thema:
Re:Klares Nein flat
Autor: harukathor
Datum:24.02.25 16:39
Antwort auf:Re:Klares Nein von Atlan

Ich verrate dir mal ein Geheimnis: Russland ist es eigentlich völlig egal, ob es einen NATO-Staat an seiner Grenze hat – das ist nur vorgeschobenes Geplänkel. Es dreht sich einzig und allein darum, die eigene Einflusssphäre auszubauen.

Wäre die Angst vor NATO-Grenzen tatsächlich Russlands treibende Sorge, hätte Moskau längst gegen Länder wie Norwegen oder Finnland eskalieren müssen. Stattdessen hat Russland nach dem NATO-Beitritt Finnlands seine Truppen von diesen Fronten (magere 1.300 Kilometer) abgezogen – nur um sie in der Ukraine zu verheizen.

Es geht nicht um einen 'neutralen Pufferstaat'. Russland will seine Nachbarländer abhängig halten – politisch, wirtschaftlich und militärisch. Die Ukraine ist für Putin deshalb so gefährlich, weil sie zeigt, dass ein Land mit engen historischen und kulturellen Verbindungen zu Russland erfolgreich einen unabhängigen, demokratischen Weg einschlagen kann – außerhalb von Moskaus Einfluss.

Und was die NATO betrifft: Hier ist das eigentliche Ziel längst nicht mehr, die Allianz auf Abstand zu halten. Russland will das Bündnis schwächen, spalten oder am liebsten komplett zerlegen, um ungestört die alte Vorstellung eines Großrusslands wiederbeleben zu können. Sollte sich die USA tatsächlich aus ihrer Rolle als führende Schutzmacht zurückziehen, wird Russland Europa gezielt provozieren – mit dem Ziel, einen Artikel-5-Fall zu erzwingen. Die Hoffnung: Einige Länder werden nicht reagieren, weil sie entweder den Verlust eigener Soldaten für ein „fremdes Land“ scheuen oder sich schlicht vor einem Konflikt mit Russland fürchten. Die Folgen für das Bündnis wären verheerend.

Ein Zerfall von NATO oder EU mag vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen sein – doch die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie brüchig dieser Zusammenhalt mittlerweile geworden ist. Diskussionen über einen möglichen US-Rückzug aus der NATO, wachsende interne Spannungen in Europa und die zunehmende geopolitische Unsicherheit rücken Szenarien in den Bereich des Möglichen, die bis vor Kurzem noch als Schwarzmalerei abgetan wurden. Länder wie die baltischen Staaten, Polen oder Moldau könnten plötzlich ohne verlässliche Abschreckung dastehen – mit direkter Bedrohung durch Russland. Eine solche Entwicklung würde die europäische Sicherheitsordnung, wie wir sie kennen, massiv ins Wanken bringen.

Und die Vorstellung, die Ukraine sei militärisch 'schwach', war schon 2022 ein Trugschluss. Russland trat nicht gegen ein wehrloses Land an – im Gegenteil: Die Ukraine verfügte damals über eine der stärksten Armeen Europas, die seit 2014 im Donbass-Konflikt wertvolle Kampferfahrung sammelte. Auch wenn die Ausrüstung teilweise veraltet war, stellte das enorm umfangreiche sowjetische Arsenal – mit Panzern, Artillerie und Flugabwehrsystemen – eine ernsthafte Bedrohung für Russland dar.

Trotz dieser soliden Ausgangslage und enormer Entschlossenheit konnte die Ukraine den russischen Angriff ohne westliche Unterstützung nicht abwehren. Genau das zeigt, wie trügerisch die vermeintliche Stärke vieler europäischer Staaten ist. Wenn ein Land wie die Ukraine, mit Kampferfahrung und einer soliden militärischen Basis, ohne massive Hilfe nicht bestehen kann – wie gut wären dann andere europäische Staaten auf eine direkte Bedrohung vorbereitet?

Und heute, nach drei Jahren Krieg, ist die Ukraine militärisch noch einmal erheblich gewachsen. Ihre Streitkräfte sind nicht nur mit modernen westlichen Waffensystemen ausgestattet, sondern haben auch umfangreiche Erfahrungen in moderner Kriegsführung gesammelt – besonders im Bereich Drohnenkrieg, Artillerieeinsatz und Luftabwehr. Mal ganz ehrlich: Wenn es rein hypothetisch zu einem direkten Schlagabtausch zwischen der Ukraine und Europa käme, würde ich nicht auf ein alleingelassenes Europa setzen – vor allem, weil ein Großteil unserer militärischen Fähigkeiten immer noch stark mit den USA verflochten ist und erst einmal neu aufgebaut werden müsste.


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de