| Thema: |
|
||
| Autor: | Pfombo | ||
| Datum: | 24.02.25 20:11 | ||
| Antwort auf: | Re:Wichtig (imo) von JPS | ||
>Das macht es doch eher noch schlimmer. Mit einem intelligenten Menschen, der auf Grund von eigenen Erfahrungen, seinem Werdegang oder durch sein Umfeld rechtes Gedankengut hat, kann man sich zumindest noch austauschen und ihn umstimmen oder seine stellenweise zu extremen Tendenzen abmildern. > >Wer jedoch als Trittbrettfahrer und Mitläufer dumm genug um ist auf fast jedes Schwurbler-Thema anzuspringen und auf Populisten reinzufallen (und so würde ich den typischen Trump- und AFD-Fan einstufen) gehört nicht zur Art von Mitmenschen, die man sich wünschen würde. Und genau hier muss man versuchen, zu differenzieren und unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Ausganglage meiner Annahme (wichtig: Annahme) ist, dass wir nicht 20% Nazis im Land haben, sondern wie Erni schrieb, "potenzielle" Nazis. Ich hab das Wort ganz bewusst unterstrichen. Warum? Weil Mitläufer eine Tatsache in der NS Zeit waren, und weil wir uns nicht wundern dürfen, warum es die gab: Angst, Druck, Normalisierung, Manipulation, Umfeld, Konformität... Ich mein gib dir mal, wie mächtig diese Massenpsychose war! Will sagen: Wir erleben gerade live mit, wie Nichtradikalisierte desensibilisiert werden für radikales Gedankengut, und wie sie dadurch einer Partei ihre Stimme geben, die in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt. Wie Xtant weiter unten anekdotisch schildert, und wie sicher auch viele hier aus ihrem Umfeld bestätigen können, sind AfD-Wähler augenscheinlich oft ziemlich normale Leute. Aber ihre Wahrnehmung für die Gefährlichkeit dieser Partei ist einfach viel zu weich, sie ist verzerrt. Die glauben WIRKLICH, dass die AfD nur "ein bisschen" rechts ist. Und "ein bisschen" rechts ist in diesen Zeiten ja wohl noch okay!! Man ist ja nicht alleine mit dieser Sichtweise, siehe Wahlergebnisse!! Die Leute sind also mit sehr sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht rechtsextrem, nicht dumm, nicht böse, und sie sehen sich auch nicht als Mitläufer - so wie ich das hier gerade tu - sondern sie sind so hart in einer Wahrnehmungsbubble, dass sie den Unterschied zwischen dem echten Konservativismus und Rechtsextremismus (der wie gesagt teilweise bestätigt ist bei der AfD) nicht erkennen. Ja Mann, sie erkennen es wirklich nicht! Eben auch aufgrund des confirmation bias. Je "normaler" und "harmloser" einem AfD-Wähler seine Wahlentscheidung erscheint, desto schwieriger wird es, mahnende und kritische Stimmen anzunehmen, denn die eventuelle Scham vor der Erkenntnis wäre so groß, dass es nicht auszuhalten wäre. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Dadurch wendet das Gehirn (der unterbewusste Teil) aus Selbstschutz vor dieser möglichen Identitätskrise sämtliche Energie aufs Ausblenden von Argumenten auf, die dieses gedankliche Kartenhaus der Überzeugung zum Einsturz bringen könnte. Nochmal: "ES KANN NICHT SEIN, WAS NICHT SEIN DARF!!!" Und das verrückteste ist, dass das ganz normal ist! Wenn man als Mensch eine gewisse Überzeugung hat, egal in welcher Hinsicht (es kann Rassismus sein, aber auch einfach nur die Überzeugung, dass die AfD "nur ein bisschen" rechts ist), dann ist die kritische Auseinandersetzung mit dieser Überzeugung für die eigene Identität gefährlich. Der Verstand fühlt (und glaubt zu wissen), dass ein Hinterfragen dieser Überzeugung extreme Probleme nach sich zieht. "Was ist mit Freunden? Was ist mit der Arbeit? Und was ist mit dem Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit? Bin ich etwa dumm?" -> Diese Ängste und Unsicherheiten sind so mächtig, dass der Verstand dieses Hinterfragen einfach abblockt. Was die Leute also ängstigt, ist nicht nur die Migration, die angebliche Diktatur von Habeck, die Political-Correctness, die Invasion der Woken, und der Untergang von ganz Deutschland und Europa, sondern VOR ALLEM die Möglichkeit, im Unrecht gewesen zu sein. Als Hauptursache sehe ich also die Angst vor der eigenen Dummheit. Aber auch den Unglauben bzw das Unwissen darüber, dass, wenn sie sich dieser Angst stellen würden, sie gar nicht mehr dumm wären. Tatsächlich wäre das Gegenteil der Fall: Würden sie sich der Angst stellen, falsch gelegen zu haben (die AfD ist nur "ein bisschen" rechts), dann wären sie automatisch nicht mehr dumm! Sie würden merken "Fuck, ich bin echt mutig, mich dieser Angst gestellt zu haben, und jetzt kann ich klar sehen!", und dann würden sie eine der anderen Parteien wählen, die allesamt NICHT rechtsextrem sind. > >Selbst wenn man diesem dann ein "Reiz-Thema" entziehen kann, springt er halt auf die nächst beste einfache Lösung an, die ihm irgendein Populist als großes Problem mit einfacher Lösung verkauft. Der typische AFD-Fan wettert ja nicht nur gegen Migration, sondern hat einen ganzen Katalog an Themen, bei denen er voll auf Linie geschaltet wurde. > >Und auf der anderen Seite des Spektrums gibt es dann ja auch nochmal eine vergleichbare Gruppe, die gar nicht versucht Themen selbst zu durchdenken, sondern alles aus der eigenen Bubble aufgreift, so dass die tatsächliche Zahl problematischer Menschen noch größer ist. > >Die hohe Quote an Menschen, die nicht für sich selbst denken können oder wollen ist jetzt keine neue Erkenntnis für die ich die AFD gebraucht hätte, aber ein weiterer Beweis dafür. Und das ist IMO für unsere Gesellschaft noch weit fataler, da das die Menschen sind die ein Führer/Diktator braucht und jede Demokratie zum Scheitern verurteilt. |
|||
| < antworten > | |||