Thema:
Re:Er widerspricht sich selbst flat
Autor: harukathor
Datum:10.03.25 11:51
Antwort auf:Re:Er widerspricht sich selbst von Matze

>>Wir haben vor der Haustür eine tragische Feldstudie wie moderne Kriegsführung funktioniert.
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>Wo meinst Du? In der Ukraine eben genau nicht, das ist nach Einschätzung fast aller Experten eher Krieg wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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Die meisten Experten sagen das, weil die extrem langsamen Vormärsche an den Stellungskrieg des Ersten Weltkriegs erinnern. Klar, Artillerieduelle, befestigte Linien und hohe Verluste bei Angriffen über offenes Gelände sehen aus wie damals. Aber das heißt nicht, dass dieser Krieg 'veraltet' ist – im Gegenteil. Denn gleichzeitig ergab sich die Situation im Ersten Weltkrieg eben vor allem deshalb, weil die modernsten Waffensysteme zum Einsatz kamen und das gesamte Verständnis von Kriegsführung veränderten.

Statt Maschinengewehren, schwerer Artillerie und Giftgas, die damals das Schlachtfeld dominierten, sind diesmal Drohnen der absolute Gamechanger. FPV-Drohnen jagen Panzer und Schützenpanzer, Kamikazedrohnen erledigen hochrangige Ziele, und Aufklärungsdrohnen liefern in Echtzeit die Koordinaten für Artillerieschläge – und das zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten. Die Fähigkeit, mit verhältnismäßig günstigen und massenhaft produzierbaren Mitteln hochpreisige, schwer ersetzbare Ziele zu zerstören, verändert das Kräfteverhältnis grundlegend.

Satelliten liefern zudem präzise Daten zur Truppenbewegung, und KI-gestützte Systeme helfen, Ziele schneller zu erfassen und Angriffe effektiver zu koordinieren. Dazu kommt moderne Cyber- und elektronische Kriegsführung – GPS- und Funkstörungen sind an der Tagesordnung, was direkte Auswirkungen auf Waffensteuerung und Kommunikation hat.

Und auch der 'klassische' Luftraum ist hart umkämpft. Anders als in früheren Kriegen kann keine Seite einfach die volle Kontrolle übernehmen, weil moderne Luftabwehrsysteme wie Patriot, S-300 oder IRIS-T jeden Einsatz von Kampfflugzeugen extrem riskant machen. Die Ukraine und Russland setzen daher nur selten bemannte Flugzeuge direkt über der Front ein – stattdessen dominieren Drohnen und weitreichende Raketen.

Und dann die Seestreitkräfte: Die Ukraine hat russische Schiffe mit Seedrohnen und Langstreckenraketen versenkt bzw. schwer beschädigt, ohne selbst eine klassische Marine zu haben. Das wäre in einem 'Krieg des 20. Jahrhunderts' undenkbar gewesen.


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