Thema:
Re:Sorry, aber… flat
Autor: thestraightedge
Datum:03.04.25 22:13
Antwort auf:Re:Sorry, aber… von king_erni


>Ich hab nicht behauptet, dass es das nicht gibt. Ich habe nur dargelegt, wie Arbeitnehmer angesehen werden, die halt eben nicht jede Woche Vollgas geben, sondern sich ihre Kräfte einteilen.

Wo nimmst Du diese verbitterte Sicht her? Das ist in meinen Augen weit an der Realität vorbei, weil gerade junge Menschen überhaupt nicht mehr die Arbeits- und Fleiß-Ethik mitbringen, die z.B. ich noch habe. Und das ist total okay. Alles ist dynamisch. Biete heute keine Gleitzeit, Mobile Work und Co. an, und Du kriegst einfach keine Bewerbungen mehr.

Deine Sicht wirkt auf mich total überholt, weil ich auch kaum noch Führungskräfte kenne, die mit Peitsche die Sollzeiten mit Anwesenheitspflicht einfordern und unentgeltliche Überstunden voraussetzen.

>Und: Der Typ scheint ja keine Belastung für seine Mitarbeiter und seinen Chef zu sein, die Zielvorgaben erfüllt er ja. Ich hab selbst schon Jobs als Freelancer gemacht, wo ich 10 Tage gebucht war, und nach vier Tagen war ich fertig, dann gabs noch den Abnahme-Loop in dem ich zwei Tage rumgepimmelt und auf Feedback gewartet habe, und danach hab ich noch zwei Tage so auf Halb-Last gearbeitet, damit ich irgendwie die Tage voll bekomme. Hab ich deswegen ein schlechtes Gewissen? Nope, der Auftraggeber konnte sich die 10 Tage im Vorfeld ja schon leisten. Ich kann dir jetzt aber schon sagen, dass hier gleich einigen beim Lesen der Zeile die Hutschnur reißt. Davon ab war mein Text in seiner Art auch als Entertainment gedacht.

Du warst Freelancer, hast einen Preis für ein Ergebnis angeboten, welches Du geliefert hast. Ist was ganz anderes als jemand der in einer Organisation angestellt ist, in der es sicher immer was zu tun gibt. In Grenzen ist sowas ja gar nicht schlimm - im derart ausgeprägten Dauerzustand ists aber immer Ausdruck von Problemen. Und ja, die liegen sicher auch beim AG.

>Finde ich nicht. Ich arbeite in einer Branche, wo kein Auftraggeber oder Arbeitgeber Timetracking wirklich ernst nimmt. Alles ist Vertrauensarbeitszeit. Alle sind happy so lange die komplett dummen Deadlines eingehalten werden. Was das für den AN teilweise bedeutet wird nicht hinterfragt. Und: Im Verhältnis zur gestiegenen Produktivität sind unsere Gehälter nicht gleichmäßig mit gestiegen. Ich bekomme vergleichsweise nicht das, was ich bekommen müsste um z.B. mit nur einem Gehalt in der Familie auskommen zu können. Bei meinen Eltern war das noch easy machbar. Mein Vater hat gearbeitet, meine Mutter den Haushalt und die Kinder gemanaged. Wir hatten zwei Autos, ein Haus, eine Ferienwohnung, sind 3 mal im Jahr in den Urlaub gefahren. Für mich alles Luxus, den ich mir nicht mehr leisten kann. Und ich hab statt zwei nur ein Kind. Das Vermögen hat sich in unserer Gesellschaft sehr ungleich verteilt in den letzten 30 Jahren und das bekommt meine Generation schon hart mit, die Generation davor hat schon komplett resigniert was Themen wie Eigenheim, oder bezahlbares Eigentum an sich, angeht und Kinder sind für die Meisten unvorstellbarer Luxus geworden.

Vermögensverteilung und Co.: Zustimmung und hochproblematisch.
Auch dass man früher durch einfachen Fleiß zu mehr kommen konnte würde ich unterschreiben. Die Welt hat sich aber eben auch geändert. Der deutsche Fabrik- oder Facharbeiter ist heute vielfach ersetzbar und kein Asset mehr. Bei simplen Beispielen fängt es an.

Zu Deinem Job: ich denke nicht, dass man auf die Allgemeinheit schließen sollte.

>Damit einige hier mal merken was für missgünstige Neidhammel sie geworden sind.

Ah come on, so ein Verhalten nicht gutzuheißen hat doch nicht zwingend mit Missgunst und Neid zu tun. Finde ich nicht ok.


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