Thema:
Re:Läuft flat
Autor: Pfombo
Datum:10.04.25 18:15
Antwort auf:Re:Läuft von Pezking

>>Es ist fast immer die selbe Story. Jeder, der Hilfe sucht, hat ähnliches zu erzählen.
>>
>>Ich hab mittlerweile nen anderen Blickwinkel zu all dem Thema. In der Klinik meinte ich ma zu meiner Therapeutin, als es mir schon länger dauerhaft gut ging und ich ihr sagte, dass ich jetzt fast schon süchtig nach denken bin: "Psychologie oft nur Feuerwehr, Symptombekämpfung. Psychologie sollte mehr Brandschutz machen. Ursachenvermeidung."
>
>Ich sollte hier vielleicht mal präziser werden: Ich mache eine Kognitive Verhaltenstherapie. Da spielt Ursachenvermeidung schon eine gewichtige Rolle.
>

Ich meinte eher Prävention halt. Und mit Prävention meine ich reden / zuhören können. Sowohl sich selbst als auch anderen. Im Kindesalter, in der Schule, im Beruf... weißt du wie ich meine? Ich halte das für einen so wichtigen Skill, der nicht durch Therapeuten gelehrt oder teure Coaches "eingekauft" werden sollte, sondern der eigentlich in unsere Erziehung integriert werden sollte. Warum ist das Nische? Warum ist das etwas, das man entdecken muss? So umschreibe ich diese Absurdität.

>>Ok, das is jetzt leichter gesagt als getan. Schwierigkeiten entstehen aus Traumata, aber auch aus falschem Denken. Jedoch ist es so unsinnig, dass wir Monate Wartezeit und evtl sogar Kosten in Kauf nehmen, um mit jemandem zu reden. Was zur Hölle? In welcher Zeit leben wir eigentlich!
>
>Ja, wie gesagt: Ein Unding.
>
>>Ich will jetzt nicht sagen, dass ein 0815-Otto genauso gut reden kann wie ein ausgebildeter Therapeut. Aber der Fakt ist, dass richtiges Reden und Zuhören viel mehr Menschen KÖNNEN SOLLTEN! Denn es ist was ganz normales! Will sagen: Über Generationen hat die Gesellschaft verlernt, wie man wertschätzend miteinander spricht, dadurch gehen wir kaputt, brauchen ausgebildete, seltene Experten zum Reden und haben dann noch das Gefühl, wir wären Schuld, obwohl es die Gesellschaft ist, die das überhaupt erst verursacht hat!
>
>So weit würde ich nicht gehen. Ich habe über viele Dinge, die dann auch Inhalt meiner Therapie wurden, auch vorher schon gesprochen.
>
>Aber zwei Punkte machen IMO im Ernstfall eine waschechte Therapeutin unersetzlich:
>
>1.) Ratschläge und Hilfestellungen von einem waschechten Experten haben einfach ein anderes Gewicht. Viele gute Ideen zu meiner mentalen Gesundheit hatte ich schon von ganz alleine - aber erst die Bestätigung meiner Therapeutin, dass ich damit absolut nicht auf dem Holzweg bin, hat diese Maßnahmen auch wirklich zielführend für mich erscheinen lassen.
>
>2.) Einen externen Ansprechpartner will man nicht schonen oder managen, wie man es vielleicht bei Freunden und Verwandten automatisch tun würde. Die klare Rollenverteilung in Therapeut und Patient erleichtert vieles. Private Beziehungen sind viel komplizierter und vielschichtiger. Deshalb ist ein Therapeut IMO eine unersetzliche Ergänzung, selbst wenn man ein gesundes und vertrauensvolles soziales Netz um sich herum hat.


Wie gesagt, Therapeuten sind heutzutage wichtiger als je zuvor wahrscheinlich. Aber auch viele angespannte Beziehungen, die du mit dem Therapeuten besprichst, wären wohl niemals angespannt gewesen, wenn die Beziehungsteilnehmer gewusst hätten, wie man wertschätzend miteinander spricht, u know?

Vielleicht ist aber jetzt die Zeit dafür, dass das mehrere Leute lernen. Herrgott, sogar mein 78jähriger Vater kriegt den Dreh langsam raus.

Therapie ist nur dann nötig, wenn lange Zeit etwas nicht besprochen wurde und sich Probleme durch die fehlende Aufarbeitung verfestigen und man dann halt irgendwann nicht mehr kann. Wenn es pathologisch wird und eine Diagnose gestellt wird. Oder halt, wenn dein Trauma wirklich von einem krass schlimmen Erlebnis ausgeht oder da auch genetisch was mit reinspielt.

Wie gesagt, ausgebildete Therapeuten SIND heutzutage scheiß wichtig. Nur sollte zumindest das Basiswissen über menschliche Kommunikation (auch für Erziehung) standardmäßig beigebracht, geübt und praktiziert werden. Das dauert echt nich lang, die Regeln zu lernen. Ich hatte zB ca 10 Stunden Sozialkompetenztraining und hab darin fast mehr gelernt als je zuvor. Nochmal, was zum scheiß Fick=?! Muss ich dafür erst krank werden, um das zu lernen!? Ich reg mich wieder auf...

Edit: Warum ich das für ganz grundlegenden Basic-Shit halte, kann ich belegen mit diesem Video hier. Manch einer kennt den sicher noch. Der war damals 11!

"Gewalt auf dem Schulhof: Alltag an Berliner Brennpunktschule | stern TV"
[https://youtu.be/k-ae4v-Zkfc?si=E4Zo0LXm6b6o4Imj]


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de