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Autor: | Chainsaw | ||
Datum: | 11.04.25 12:41 | ||
Antwort auf: | Danke von Pfombo | ||
Ich wollte dir gerade noch auf deinen Text antworten, da saß ich in der Straßenbahn. Plötzlich setzte sich ein etwas ungepflegter Mann zu mir, der zuvor schon einen anderen Platz in der Bahn hatte. Ich dachte, er will mich nur irgendetwas fragen, also nahm ich kurz einen AirPod raus. Kleine Randnotiz: Dass er sich zu mir setzte, war insofern „beachtlich“, weil die meisten Menschen mich eher als bedrohlich wahrnehmen – ich bin ziemlich groß, breit und habe eine Glatze :). Dabei bin ich einer der friedlichsten Menschen auf der Welt. Ich laufe nur nicht dauergrinsend durch die Gegend :D Jedenfalls stellte sich heraus, dass der Mann einfach jemanden zum Reden wollte. Er verriet gleich zu Beginn, dass er ziemlich betrunken sei. Er lebt in einer Unterkunft für Alkoholkranke, und da dort das Trinken verboten ist, fährt er durch die Gegend, um doch zu trinken. Ich fragte ihn, wie es denn dazu kam (das hat mich wirklich interessiert – es war keine reine Höflichkeitsfrage), und er erzählte mir, dass er vor zehn Jahren erfahren hat, dass sein Kind gar nicht sein leibliches war. Seine Frau hatte ihn betrogen – und das auch noch mit einem guten Freund. Das hat ihn so sehr gebrochen, dass er nicht mehr vom Alkohol wegkommt. Er vergoss für einen Moment sogar kurz 2-3 Tränen, und ich war einfach nur überrascht (in Berlin erlebt man sonst andere Dinge mit Obdachlosen) und auch etwas sprach- und machtlos. Als er sich dann recht schnell wieder gefangen hatte, bedankte er sich bei mir fürs Zuhören. Er sagte, ich solle so bleiben, wie ich bin. Ich wünschte ihm, dass er irgendwie den Absprung schafft. Die ganze Zeit redete er dabei ruhig und besonnen. Er wollte kein Geld von mir oder so, einfach nur für ein paar Minuten jemanden, der ihm zuhört. Ich habe keine Ahnung, ob das für ihn einen großen Unterschied macht, aber wenn ich ihm zumindest für einen Moment das Gefühl geben konnte, dass ihm jemand zuhört und ihn ernst nimmt – statt dass man sich angewidert wegsetzt o. Ä. –, dann finde ich das schön. Außerdem erdet das einen auch ein wenig. Nicht, dass meine Probleme in meiner eigenen Welt deswegen irrelevant werden… aber sie rücken definitiv für einen Moment in den Hintergrund. Warum schreibe ich das? Ich habe immer mehr das Gefühl, dass Leute oft einfach nur wollen, dass man ihnen auch mal wirklich zuhört – egal, um was es geht. Andere Ansichten, Lebensweisen, Meinungen… Und ich glaube, mich zu erinnern, dass du dazu mal etwas Ähnliches geschrieben hast. Auch ich bin der Meinung: Reden und Zuhören ist wichtig. Wir drücken Menschen oft viel zu schnell einen Stempel auf. Jetzt aber nochmal kurz zu deinem Text: Du hast mir damit auf jeden Fall Antrieb gegeben, meinen Kram mal auf andere Weise anzugehen bzw. die Sichtweise zu verändern. Und ich finde, jede Person, die man damit erreicht – selbst wenn es nicht viele sind – ist ein Erfolg. Es ist auch schön zu hören, dass dir das Feedback etwas zurück gibt. War mir zuerst unsicher ob ich meine Nachricht(en) überhaupt abschicke, weil ich mich im Internet generell zurückhalte. Weil das eben auch ein ziemlich negativer Ort geworden ist. Insofern: Mach bitte weiter damit. Wenn’s nach mir geht, kannst du hier jede Idee, jeden Gedankenfurz niederschreiben. Denn egal, wie sinnvoll das im Einzelnen für jeden ist – für mich zählt, dass deine Intention dahinter immer eine gute ist. Und wer weiß, vielleicht kann ich da auch einiges von übernehmen und ebenfalls weitergeben. Dann hast du hier mit deinem kleinen Anstoß noch viel mehr Menschen geholfen, als du dir vorstellen kannst :) |
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