Thema:
Re:Findet ihr die Wochenarbeitszeit auch so schlimm? flat
Autor: token
Datum:11.04.25 14:30
Antwort auf:Re:Findet ihr die Wochenarbeitszeit auch so schlimm? von Pfroebbel

>Hab sogar 41 und hasse es sehr. Seinerzeit hatten wir 38,5 und das war unverhältnismäßig viel angenehmer.
>(klingt nicht nach viel aber eine halbe Stunde am Tag ist mehr als es wirkt)
>Vor etlichen Jahren hat man das auf die 41 erhöht- natürlich ohne mehr Geld.
>Wenn ich da manchmal Klagen von meinem Bruder höre, der im Export in der Firma bei 35 Stunden Vollzeit hat, ist das schon amüsant.


Ich frage mich ob dieser Effekt für die meisten Menschen so ist. Oder eher Ausnahme? Ich kenne das was du beschreibst wirklich volle Pulle. Ich hab im Tarif angefangen, mit 38,5. Als es um mehr Kohle ging, hieß es, ja, kriegste, aber dann musst du raus aus dem Tarif. Und damit erwarten wir dass du auf 40 hoch gehst. Ich weiß noch ganz genau wie ich damals dachte, lol, 1,5 Stunden mehr die Woche, mach ich ja jetzt eh schon andauernd und muss dann kucken wie ich meine Mehrstunden wieder abfeiern kann.

Am Arsch! Der Bums war total mächtig, als würden diese kurzen Mehrzeiten pro Tag überproportional total eskalieren, als ob jede Minute das Gewicht von zehn Minuten hätte. Keine Ahnung, war ultra spürbar und hat mich wirklich schleichend ausgehöhlt. Das war wie eine andere Welt.

Dann der nächste Effekt, nach meinem Kollaps wusste ich, ich muss was ändern, also insgesamt reduzieren. Da hatte ich hier auch den 3-Tage-Woche-Thread erstellt. Ich hab damals auch mit meinem Chef geredet, wir haben unterschiedliche Entwürfe diskutiert. Irgendwie waren die Gehaltseinbußen bei 3*8 derart hoch dass ich mit den Zähnen knirschte, also doch lieber 4*8. Und mein Chef hat mir mit Nachdruck nahe gelegt, geh auf 28 Stunden die Woche mit 4*7. Das schien mir wie ein guter Kompromiss.

Und was ich gespürt hab war, ich war wie ein neuer Mensch. Aber der Gamechanger war wenn ich ehrlich zu mir war, nicht der zusätzliche freie Tag in der Woche. Ich bin Freitags aufgestanden und hatte oft den Gedanken, dass ich eigentlich Bock hätte jetzt noch vier Stunden zu arbeiten um was für die nächste Woche vorzubereiten. Sondern dass es diese eine Stunde weniger pro Tag war die so einen positiven Effekt auf mich hatte. Jeden Tag hab ich gedacht, ey, schon vorbei, ich bin noch voller Energie ey. Wegen einer fucking Stunde. Wie kann das sein?

Und jetzt aufgrund finanzieller Ausnahmebelastung wieder bei 32 mit 4*8  die Woche. Das stell ich wieder um wenn ich alles abgewickelt hab und die Kohle so nicht mehr brauche. Aber jetzt diese eine Stunde mehr pro Tag macht wieder Boom in meinem Körper und im Kopf und laugt mich komplett aus.

Ich hab für mich das Gefühl, dieser einer freie Tag mehr in der Woche ist für die Tonne, ich spüre eigentlich total klar dass ich auch fünf Tage, auch sechs Tage die Woche komplett locker arbeiten könnte und voll fit wäre, es sind nicht die Tage pro Woche, es sind die Stunden pro Tag die das Problem bei mir sind. Und dass dieser eine Tag mehr Frei pro Woche, das was diese eine Stunde mehr pro Tag in mir anrichtet nicht regeneriert bekommt. Dass ich eigentlich mit einem 5*6, also 30 Stunden pro Woche und sehr kurzen Tagen, viel geiler unterwegs wäre.

Aber ich krieg diese Schere im Kopf nicht raus, jetzt diesen freien Freitag wieder abzugeben. Obwohl alles in mir schreit, tu es. Ich hätte entsprechend viel eher gefeiert, wenn die Flexibilisierung dahing gegangen wäre viel freier mit seinen Wochentagen zu agieren. Warum nicht auch mal Samstags arbeiten wenn man denn will. Denn da ist die Verschränkung. Ich darf das andere Modell nicht ausprobieren. Ich kann nicht sagen, ich arbeite diese mal den Freitag und trete Mo-Do kürzer. Und schau mir das mal an, vielleicht bleibe ich ja dabei. Ich muss vorher entscheiden, 4 Tage oder 5 Tage, ich kann Gleitzeit nutzen um Mo mal 9 und dafür Do mal 7 zu machen, aber ich darf nicht sagen, ich mache jetzt mal zusätzlich einen Freitag mit 4 Stunden. Ich darf nur Tage tauschen, aber vertraglich muss ich auf Tage festlegen.

Wie auch immer, diesen Effekt den du beschreibst, das kann ich nur mit meinem Blut unterschreiben. Es ist komplett kontraintuitiv dass so wenig so viel ausmachen kann, aber ich empfinde und spüre das genau so. Und sehne wirklich herbei wieder auf 7-Stunden-Tage abzustufen wenn ich den Umzug und die aktuelle finanzielle Doppelbelastung hinter mir hab.


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