Thema:
Re:Every brain is a prediction machine flat
Autor: Pfombo
Datum:18.04.25 11:00
Antwort auf:Re:Every brain is a prediction machine von G'Kyl

>Naja, meine Lösung wäre ja eher, die Ursache zu bekämpfen, anstatt nur immer mehr "Lösungen" für immer mehr Symptome zu finden. Aber ich merke eh grad: Lass mich mal aus diesem Thread verschwinden, das tut deinem Anliegen sonst nicht gut, fürchte ich. ;)

Naja, doch, ich finde, konstruktiv über Ursachen zu reden gehört dazu. Ich weiß nur nich, was du als Ursache siehst.

Meine These is: Die Leistungsgesellschaft hat unfreiwillig ne Sprache entwickelt, bei der individuelle Wertschätzung nur ne geringe Rolle spielt. Die Eltern unserer Eltern unserer Eltern bla... die meisten wurden so erzogen und geprägt (auch später durch Schule und Arbeit), dass du nur was taugst, wenn du was leistest. "Haste was, biste was", "Stell dich nicht so an", "Red keinen quatsch", "Du liegst falsch", "Das siehst nur du so", "Ich hab keine Zeit für sowas" etc Niemand sagt dir das so deutlich ins Gesicht, aber subtil vermittelt bekommen wir das sehr oft. Eventuell ist das sogar auf der ganzen Welt so. Und wenn einem selbst dann mal wirklich ein Stachel im Fleisch sitzt, sagt man sich selbst "Fresse halten, durchziehen, stell dich nich so an". Empathie wird unfreiwillig, aber systematisch nicht gelehrt. Deswegen finden sich alle gegenseitig scheiße (viele zumindest), motzen lieber rum, sind zynisch und reden aus Scham vor Schwäche nich über Gefühle. Die sie selbst ja nicht mal wahrnehmen, eben weil "Stell dich nich so an" als Mantra. Kaum jemand weiß, wie man wertschätzend mit sich und mit anderen kommuniziert. Ja, auch die vor uns wussten das nich. Social Media is jetz nur ein Phänomen, wo das potenziert und für jeden lesbar wird. Wenn einer seinen Hate postet, lesen das nich nur zwei drei Leute, sondern eventuell Millionen. Also wenn ein einzelner Lulli, der ne Meinung hat, schlechte Sprache nutzt wie "Wie kackdumm kann man sein?", und Leute mit ner Gegenmeinung lesen das, dann entsteht der Eindruck, das alle Leute, die die Meinung des Lullis haben (also die Gruppe der anderen) komplett fürn Arsch sind. Das zu erkennen und selbst zu unterlassen wäre schon mal ein guter Schritt für jeden. Aber wenn man etwas nur "unterlässt", ändert sich ja nix. Und zudem: Bei manchen Themen is ja auch Gegenrede angebracht.

Deswegen finde ich, dass irgendwie mehr praktiziert und popularisiert werden sollte, wie man gut miteinander spricht. Worte, Perspektivwechsel, Impulskontrolle, Neugier, aktives Zuhören, austauschen statt überzeugen... aus solchen Dialogen entsteht meist gute Laune, und daraus dann Antrieb und Kreativität. Es macht einfach Bock. Das erzeugt Dopamin.

Wenn man wirklich die Feinheiten in der Sprache erkennt, sich selbst reflektiert und auch bei anderen analysiert, was sie wie sagen (Was hat der gesagt, was mich gerade triggert, und warum lass ich mich überhaupt triggern?), dann weiß man immerhin schon mal, WARUM manche Gespräche nerven und Kraft kosten. Und man erkennt auch, wie man selbst und mit wem reden kann auf eine Art und Weise, die Bock macht. Sogar mit Fremden. Wenn das jemand NICHT kann, dann sollte man es dabei belassen. Nicht überzeugen, nicht selbst sauer werden. Einfach zu sich sagen "Oke, nich schlimm, tausch ich mich halt mit jemand anderem aus, der das kann."

Das is wie gesagt nur meine These zur Ursache, für mich macht die Sinn. Unfreiwillig und bedingt durchs System haben wir nie gelernt, wie man wertschätzend miteinander und mit sich selbst redet. Dabei lässt sich theoretisch überall gute Laune "finden", wenn man das mal verinnerlicht hat.


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de