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| Autor: | Zinkhal | ||
| Datum: | 23.04.25 16:03 | ||
| Antwort auf: | Seid ihr eigentlich gläubig? von Hanfling | ||
Der Mensch nimmt sich oft viel zu wichtig. Angesichts des wenigen Wissens, das wir bislang über das Universum gesammelt haben, erscheint es mir geradezu vermessen, unserer Spezies irgendeine besondere Bedeutung beizumessen. Viele Menschen können den Gedanken nicht ertragen, dass der Mensch – und damit auch sie selbst – völlig unbedeutend sein könnte. Die Vorstellung, dass mit dem Tod auch das Bewusstsein endet, löst bei vielen Angst aus. Dabei ist der Tod in seiner Natur doch der Geburt sehr ähnlich: Niemand verspürt Unbehagen beim Gedanken an die Zeit vor seiner Geburt – doch beim Tod scheint das Unausweichliche plötzlich bedrohlich. Ich persönlich betrachte das Leben als ein Geschenk. Es bietet uns unzählige schöne Momente, besonders im Miteinander mit anderen Menschen. Wir haben die Möglichkeit, das Leben auch für andere lebenswert zu gestalten – einfach, indem wir gut zueinander sind. Dieses Grundverständnis von „gut“ und „schlecht“ entspringt für mich jedoch nicht einer Religion, sondern meinem eigenen inneren Kompass. Ich kann gut nachvollziehen, warum viele in der Religion eine Art Lebenswegweiser sehen und dort Orientierung finden. Ich selbst brauche diesen Kompass jedoch nicht. Im Gegenteil: Ich bin überzeugt, dass mich meine von Religion unabhängigen Werte zu einem toleranteren Menschen gemacht haben, als ich es mit dem moralischen Ballast religiöser Dogmen je hätte sein können. Meine Überzeugungen können sich mit der Zeit wandeln, sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen – während sich Religionen oft schwer damit tun, insbesondere bei Themen wie Homosexualität oder Frauenrechten. Ich bin keiner höheren, willkürlichen Macht Rechenschaft schuldig – nur mir selbst und den Menschen, die von meinen Handlungen betroffen sind. Warum sollte ich mich also einem moralischen Korsett unterwerfen, das mich eher einengt als befreit? Ich bin zudem der Meinung, dass der Glaube in unserer Gesellschaft nach und nach an Bedeutung verlieren wird. Der Trend in Deutschland ist da recht eindeutig. Auffällig ist, dass besonders in Ländern mit großer Armut eine hohe Religiosität vorherrscht. Das ist nachvollziehbar – dort, wo das Leben weniger vom Glück gesegnet ist, braucht man Halt und Hoffnung. Religion kann genau das bieten. Deshalb möchte ich Religionen nicht pauschal verteufeln oder ausschließlich negativ betrachten. Doch je weiter eine Gesellschaft sich entwickelt, desto entbehrlicher erscheint mir der Glaube. Fortschritt und Religion scheinen sich oft nicht nur fremd, sondern auch widersprüchlich gegenüberzustehen. |
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