Thema:
Re:Ich glaube, flat
Autor: FS
Datum:26.04.25 09:43
Antwort auf:Re:Ich glaube, von token

>>Bis jemand ein neues mathematisches Konzept erdenkt, in dem es doch entscheidbar ist. Aktuell sieht es so aus, als ob es unentscheidbar ist. Das ist der Stand der mathematischen Forschung. Kann sich bestätigen oder nicht. Wissen wir nicht.
>>
>Das ist falsch und das ist bewiesen. Es ist ein unüberwindbares Problem:
>
>Erster Unvollständigkeitssatz: In jedem hinreichend starken, widerspruchsfreien formalen System (wie der Arithmetik) gibt es Aussagen, die weder bewiesen noch widerlegt werden können. Das bedeutet, dass es immer Wahrheiten gibt, die außerhalb der Reichweite des Systems liegen.


Was ist daran problematisch? Mathematik hat Limits und man kann darin Dinge beschreiben, die außerhalb der Mathematik sind. Mathe ist ein logisches Werkzeug und das Werkzeug hat Limits und kann nicht alles erklären. Dann muss man dort, wo es versagt, ein neues Werkzeug herstellen. Da wir nicht perfekt sind, können wir auch keine perfekten Werkzeuge erschaffen und so bleibt alles was wir tun imperfekt.

>Zweiter Unvollständigkeitssatz: Ein solches System kann seine eigene Widerspruchsfreiheit nicht beweisen. Das bedeutet, dass wir nie vollständig sicher sein können, dass ein formales System frei von Widersprüchen ist.]

Nichts ist jemals vollständig und perfekt. Das liegt ja schon in der Natur der Wissenschaft. Es wird immer nur eine Näherung sein. Wenn es Dinge gibt, die wahr sind, wir aber nicht die Werkzeuge haben diese zu beweisen, können wir unter der Annahme, dass sie wahr sein (weil sich das in der Praxis zeigt) weiterhin damit arbeiten. Das ist Pragmatismus, kein Glaube.

>Deine noch zu erfindende Zaubermathematik ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Und das ist keine Meinung, das ist kein Unwissen, das ist Fakt.
>
>Den Beweis kann man auch durchaus verstehen, ein noch halbwegs verständliches Video welche die Beweisführung erklärt hab ich dir schon verlinkt.
>
>Ich lass die Steilvorlage die dein Verhalten in diesem Ast anbietet mal bewusst liegen.


Das heißt nur, dass die Mathematik (ein System von Menschen erfunden, um die Physik zu beschreiben und Prognosen zu erstellen) nicht vollständig ist. Jede Theorie beginnt mit Grundannahmen, die nicht innerhalb des Systems bewiesen werden können, das ist kein Glaube im religiösen Sinne, sondern eine strukturelle Notwendigkeit. Axiome sind keine willkürlichen Glaubenssätze, sondern sorgfältig gewählte Grundlagen, die konsistent mit der Realität sind.

Quantenphysik klang in den Ohren der klassischen Physiker auch wie "Zauberphysik". Wir sind noch sehr weit davon entfernt ein "Weltformel" oder Theorien zu haben die alles was wir beobachten und messen lückenlos zu beschreiben. Da kommt noch Einiges was wir aktuell noch nicht verstehen. Drei Worte nur als Hinweis auf drei Dinge bei denen wir fundamental nicht wissen wieso und woher: Gravitation, Dunkle Materie, Dunkle Energie.
Es wäre vermessen zu glauben, dass wir sowohl bei Physik als auch Mathematik am Ende der Erkenntnis wären. Klassische Physik funktioniert im Alltag für fast alles. Aber halt nur fast. Genauso ist Quantenphysik für viele Grenzbereiche hinreichend und wir können damit auch Produkte bauen (Festplatten Leseköpfe, die auf GMR und TMR Effekten basieren oder High End Mikrochips mit Leiterbahnen im einstelligen Nanometerbereich können ohne Beachtung quantenmechanischer Effekte nicht gebaut werden, Atomuhren verwenden quantenmechanische Übergänge in Atomen für die Zeitmessung etc.).

Trotzdem wissen wir viele Dinge nicht und beobachten Dinge, für die wir keine hinreichende Erklärung haben. Sowas "simples" wie Gravitation passt nicht in die Quantenfeldtheorie des Standardmodells der Teilchenphysik.

Warum Masse/Energie die Raumzeit krümmt und warum Gravitation überhaupt existiert, ist nicht geklärt. Wie kann man also, wenn solche "Basics" weiterhin nicht geklärt sind, davon ausgehen, dass die aktuelle Physik und Mathematik künftig nicht verändert/überarbeitet werden muss? Das ist früher schon passiert.

Zum Beispiel könnten Theorien, die die Struktur der Raumzeit auf der Planck-Skala beschreiben, eine neue Mathematik benötigen. Höherdimensionale Strukturen könnten eine neue Sichtweise notwendig machen (die Stringtheorie arbeitet damit ja).

PS: Ich nehme 99,999% korrekt jederzeit über 0% korrekt, trust me bro it's *insert god*.


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