Thema:
Eindrücke Teil 2 (Software) und Fazit flat
Autor: token
Datum:02.05.25 13:41
Antwort auf:Mammotion Luba 2 von token

Der Thread geht ja ab wie ein Zäpfchen :)

Aber jut, ich schließ das hier mal zum Luba ab und nehme das Fazit schon mal vorweg:
Hab hier drei Zonen eingerichtet, mich mit dem Gerät eingegroovt, und ich bin grundsätzlich begeistert, will nie wieder zurück, und würde wohl auch exakt dieses Gerät und Modell erneut kaufen.

Ausschlaggebend für mich ist hier vor allem dass es ein Garten der fast durchgehend irgendwo Gefälle welches punktuell auch recht steil ist. Der Luba wirbt damit bis zu 80% Gefälle klar zu kommen, und wenn ich hier ne Ecke betrachte wo man jetzt keine 80% hat, aber nah dran, mit äußerst sperrigem Gezwirbel da wenig Platz in dem Bereich zu manövrieren, eine stelle wo ich mit dem großen Benzinmäher jedes mal ausflippe, und dann sehe wie der Luba so einen Problembereich humorlos rasiert, könnt ich in die Hände klatschen.

Auch geil finde ich, dass man mit der Kartierungstechnik halt auch Inseln machen kann, Wege reinsetzen kann wo hohes Gras sein soll, aber man vielleicht auch regelmäßig hin muss, etwa zum Kompostierer. Natürlich kann man auch mit einem klassischen Mäher sowas umsetzen, aber es ist mühsam und zeitaufwendig mit so einem Mäher Strukturen und Kurven zu mähen, ganz besonders wenn man wilde Gestaltungen hat wo es auch eng werden kann. Sobald es da um was anderes geht als Bahnen ziehen wird es anstrengend. So ein Mähroboter hat hingegen mit seiner kompakten Größe und Wendigkeit genau da klare Stärken, und wenn sowas mal kartiert ist, ist es halt nur noch Knopfdruck und schon hat der Garten auch eine attraktive Frisur statt nur stumpf flacher Rasen.

Zum Mäher selbst, von der reinen Hardware bin ich restlos überzeugt. Ich hab viel erwartet, tatsächlich punktuell aber auch mehr bekommen als erwartet, so recht wüsste ich gerade nicht was man an dem Gerät noch besser machen könnte.

Bei der Software sieht das schon anders aus, in jeder Hinsicht. Aber hey, it get's the job done.
Dennoch mal paar Punkte.

Schon der erste Eindruck der Mammotion App war nicht blasenfrei. Sich per Direktfunktion mit dem Appleaccount zu registrieren lief ins Nirvana, warum auch immer. Nach zwei gescheiterten Versuchen über Mail gegangen, hier wurde jedoch mehrfach mein generiertes Passwort abgelehnt. Ich hab tatsächlich 5 Minuten gebraucht um zu raffen, dass es daran liegt dass das Passwort nicht länger als 16 Zeichen sein darf. Zu dieser Restriktion sag ich besser mal gar nix. Und selbstverständlich bekommt man auch keine Meldung was konkret schief geht sondern die Passwortrichtlinien dran geklatscht.

Es geht weiter damit dass es keinen Einführungsdialog der Marke gibt, wir machen jetzt mal die wichtigsten Einstellungen. Stattdessen werden Settings auf Standard gesetzt die initial abgefragt werden sollten. Etwa welchen Service man zur Orientierung verwenden will. Das Feature vom 2025er-Modell ist der iNavi-Service der keine RTK-Antenne braucht. Aber begrüßt wird man von der App mit einer dicken Fehlermeldung wo denn die RTK-Antenne sei. Ist jetzt kein totales Hexenwerk zu checken was warum schief geht, dann irgendwann in einem inuntuitiven Untermenü diese Einstellung zu finden. Aber erstmal war ich ratlos.

Dann gibt es halt Eigenheiten der Software die einfach Scheiße sind. Bevor irgendwas los gehen kann muss man die erste Karte anlegen. Aber zum Anlegen einer ersten Karte wird erwartet dass der Luba in der Ladestation steht. Die Funktion wird jedoch gesperrt, wenn er in der Ladestation keine guten Positionierungsdaten hat. Ich hab hier einen überdachten kleinen Werkzeugschuppen mit Rampe und Stromanschluss und direkter Anbindung zum Rasen. Eigentlich die perfekte Heimat für das Teil. Ich hab also die Ladestation da drin eingebaut und festgeschraubt. Geendet hat es damit die Ladestation wieder auszubauen und neben den Schuppen ins offene Gelände zu setzen.

Was mich hier ärgert ist dass es die Software eigentlich grundsätzlich könnte, sofern es eine Option gebe dem Luba einen Kanal zur Ladestation zu fahren. Ein Kanal startet in gutem Positionierungsgelände, schafft es aber per Fehlerkorrektur auch seinen Weg zu finden wenn dieser durch Gelände mit ohne guten Positionierungsdaten führt. Es wäre also überhaupt kein Problem den Luba im Schuppen per Kanal kreuz und quer rumfahren zu lassen, man bringt ihm den Weg per Fernsteuerung bei. Aber ist da die Station, und es geht nur um einen Meter der zwischen freier Himmel und Dach überbrückt werden muss? Ich war recht hoffnungsfroh das Problem irgendwie mit Software-Exploits lösen zu können, hab aber aufgeben, die Ladestation steht nun unter freiem Himmel, und ist er fertig fahre ich ihn dann per Fernsteuerung manuell in den Schuppen.

Weitere Punkte die mich nerven. Gerade bei der Einrichtung und wenn man noch die Eigenheiten der Kartierung und des Verhalten des Robos lernt, passierte es mir häufiger, dass ich dachte meine Karte ist clever, aber wenn ich gesehen hab was der macht, die Karte kurz korrigieren wollte. Aber, ist der Luba im Mähprozess, kannst du nicht sagen Pause und Karte korrigieren, er merkt sich was er schon gemäht hat, und dann fortsetzen. Editsperre. Jede Anpassung an der Karte erfordert einen Abbruch, und dann startet der Mäher wieder bei 0%.

Auch nervig, es gibt Null Kartierungsfunktionen die man händisch oder halbautomatisch machen kann. Heißt, alles wo es darum geht Karten zu zeichnen muss per Fernsteuerung in der echten Welt mit dem Mäher gemacht werden, der Mäher in der echten Welt ist dein Pinsel. Warum ist das Scheiße? Nun ja, willst du ein Karte editieren, und einfach was wegschneiden, etwas was per Hand 2 Sekunden wären, ist das erstmal umständlich. Aber hey, es geht, es geht beschissen und nervt, aber geht.

Aber es gibt auch Dinge die deswegen nicht gehen, und ohne weiteres gehen könnten wenn die Entwickler auch nur für 2 Cents nachdenken würden, und wo ich sagen würde, Leute, das MUSS gehen, das sind echte Anwendungsfälle. Nehmen wir die Nogo-Zone. Hier muss man mit dem Mäher außen um etwas herumfahren und die Linie MUSS dort enden wo sie begann. Du kannst nicht mal sagen, jetzt verbinde die Endpunkte vom Start und wo er jetzt steht, um den Bereich zu schließen. Ich hab ne Hecke mitten im Garten. In den Bereich hinter der Hecke kommt der Mäher wegen Stufen nicht rein. Davor ist ein Beet. Ich will das Beet als Nogo, kann aber nicht komplett drumherum fahren. Konsequenz? Um dem Mäher per Nogo zu sagen, fahr bitte nicht durch dieses Beet, müsste ich, tada, mit dem Mäher durch das Beet fahren. Es ist lösbar, indem man solche Konstellationen per Kartierungsfunktion macht, aber es ist von hinten durch die Brust ins Auge und macht Dinge umständlich die einfach sein könnten.

Was ich ebenfalls komplett bescheuert finde ist ff.
Du legst Mähbereiche an, gibst denen einen Namen.
Ich wollte jetzt einen Mähbereich "Hauptwiese Frühling" und "Hauptwiese Sommer" anlegen. Aus Umweltgründen möchte ich im Frühling viel mehr Wiese wild lassen für Bienchen usw., und im Sommer wo man auch mal Frisbee spielt, paar dieser Wildbereiche mähen. Grundsätzlich fragt dich die Software vor dem Start, welche Bereiche soll ich mähen? Die hakt man an. Es wäre also gar kein Problem einen Bereich in zwei Varianten anzulegen. Klickt man beide für den Mähvorgang an, könnte die Software ja bspw. meckern, Houston, ich habe einen Konflikt. Das sind paar Zeilen Code. Dieser Code existiert auch. Aber er verbietet einem einfach jegliche Überschneidungen, du darfst diesen Bereich nicht anlegen. Ich müsste also für mein Vorhaben im Sommer meine Frühlingskarte löschen, die komplette Kartierung für den Sommer machen, und im Frühling wieder das gleiche von vorn.

Ich könnte da noch paar Punkte benennen die einfach nur saublöde und unaufmerksam as fuck sind und mit paar Zeilen Code den man normalerweise Azubis gibt gelöst werden, aber ich will auch nicht dass ein falscher Eindruck entsteht.

Denn ich LIEBE das Gerät und will es nicht mehr missen, trotz solcher Ärgernisse handelt es sich auch in vielen Punkten um reine Setup-Themen die einmalig sind, man sich an die Stirn klatscht, und in der Regel einen Umweg findet um das zu tun was man will oder einfach mehr Zeit braucht als man bräuchte. Aber ist alles aufgesetzt läuft halt auch alles automatisch und man trinkt Bier während der kleine Robo diese Drecksarbeit macht :)

Ah, noch etwas zur AI-Kollisionserkennung. Grundsätzlich funktioniert diese sehr verlässlich, ich hab mittlerweile keinerlei Sorgen dass der Robo was liegen gelassenes kaputt macht. Aber der Luba hat (noch) ein Problem mit flachen Dingen in Bodennähe. Ich hab eine Schaukelliege, die hängt auf einem Metallgestell wo auf dem Boden ein Rechteck aus Metallrohren ist. Was der Luba damit für ne Kirmes veranstaltet hat war nicht mehr feierlich. Totale Verwirrung wo du ihm zusiehst und bei dem Drama die Stimme von C3PO mit "Oje oje oje" im Kopf hast. Kein Gedächtnis, also bei jeder Begegnung, und sowas größerem begegnet man beim Bahnen ziehen häufig, das Drama von vorne, was vor allem Zeit und damit Akku kostet. Und als er fast durch war hat er dann aber doch noch versucht, da drüber zu kommen und sich festgefahren. Sowas muss man als Nogo-Zone machen. Ich hatte schon auf Youtube gesehen dass der Luba im Fall "flach auf der Wiese" nicht best of it's class war sondern andere Hersteller fitter sind. Nur waren das da auch Stresstests wie grüner Schlauch auf grüner Wiese. Aber als ich das bei den Stangen gesehen habe wusste ich, das Thema reicht weiter.

Ansonsten war seine Reaktion bei der Begegnung mit der Katze sogar ziemlich ziemlich gut, und Standardzeug wie Ball oder Blumentopf macht er grundsätzlich souverän. Was ich vorher gedacht habe, was aber nicht klappt, ist Bäume nicht explizit als Nogo-Zone markieren zu müssen weil er die ja erkennt. Das ist aber falsch, denn er lässt zu Hindernissen beim Umfahren noch Abstand, also würde nicht am Baum mähen und sobald die KI was macht kostet es generell sehr viel Zeit weil diese ziemlich feige und konservativ ist. Man ist schon rein aus Perfomancegründen gut beraten jedes statische Objekt auch als Nogo zu markieren.


Schlussendlich bin ich jedenfalls begeistert. Gerade für einen komplizierten Garten ist so eine Automatisierung einfach ein totaler Gamechanger. Nie wieder ohne.


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