Thema:
Re:Wieso eigentlich so offener Zutritt bis zum Zug flat
Autor: Lord Chaos
Datum:25.05.25 11:59
Antwort auf:Re:Wieso eigentlich so offener Zutritt bis zum Zug von Boabdil

>>Jep. Man würde auch die ganzen Bettler loswerden. Aber ist wahrscheinlich von den Sozis nicht gewollt.
>>
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>Ist nicht lange her, da gab es tatsächlich eine Petition gegen das Bettelverbot in den S- und U-Bahnen. Kam wohl aus der Ecke rote Flora. Jeder halbwegs normal denkende Hamburger, der täglich mit Öffis fährt, würde sich wünschen, dass da noch viel härter durchgegriffen und kontrolliert wird, aber naja...


Ein Freund von mir hat über die Stadt Stuttgart und darüber, wie Bettler, Suchtkranke usw aus der Innenstadt vertrieben worden, vor Jahren seine Doktorarbeit geschrieben - ein Fazit war unter anderem, dass sich das Geschehen dann lediglich auf andere Plätze oder Vororte verlagert, denn die Menschen verschwinden halt nicht in einem luftleeren Raum, sondern sind nach wie vor an anderer Stelle da. Wo sollen sie denn sonst auch hin? Für Viele ist das nicht nur eine Möglichkeit, sich Geld aufzutreiben, sondern auch ein Platz, an dem sie sich waschen oder auf die Toilette gehen können oder sich bei Kälte und Nässe aufhalten, anstelle irgendwo im Freien zu sitzen, zumal auch Innenstädte sich die allergrößte Mühe geben, möglichst unattraktiv für diese Leute zu sein - Stichwort „Defensive Architektur“.

Dazu kommt, dass wenn du dem Klientel die Möglichkeit des Betteln nimmst, es einen deutlichen Anstieg in Richtung Kleinkriminalität gibt, ein Süchtiger wird so ziemlich alles machen, um seine Sucht zu befriedigen und wenn er nicht betteln kann, dann wird das Geld eben auf andere Weise aufgetrieben.

Was helfen würde, das wären jede Menge Streetworker und Psychologen, Anlaufpunkte, in denen sich die Menschen aufhalten können, ohne damit rechnen zu müssen, dass sie gleich vertrieben werden - aber das kostet halt nicht wenig Geld und da ist es einfacher, auf harten Hund zu machen, anstelle zu versuchen, an der eigentlichen Problematik zu arbeiten.

Du sprichst davon, dass man mit Kindern bald nicht mehr sich am Bahnhof aufhalten könne, was ich im Übrigen für eine ziemliche Übertreibung halte, aber wäre es dir lieber, wenn der nächste Junkietreffpunkt ein Spielplatz in einem Vorort wird?

Und eine besondere restriktive Drogenpolitik hilft da auch wenig, Bayern hat eine sehr restriktive Drogenpolitik, auch der Alkohol ist an den Bahnhöfen wie Nürnberg oder München verboten - und dennoch ist Nürnberg einer der übelsten Bahnhöfe im Deutschland.

Zudem - diese Problematik existiert ja auch nicht erst seit 10 Jahren. Aber leider verwechselt man halt gern das Nicht sichtbar machen mit der Lösung der Problematik.


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