Thema:
Re:Ich hab nichts gegen Ausländer, aber... flat
Autor: Iroquois
Datum:31.05.25 08:59
Antwort auf:Re:Ich hab nichts gegen Ausländer, aber... von JPS

>>Sorry, aber er geht nicht wie in einer guten Street-Doku mit Betroffenen ins Gespräch und erläutert wie es dazu gekommen ist. Er zeigt die Menschen nur in ihrer Hülle als "Prostituierte" oder "lustigen Alkholiker" zur Content-Schau. So wird das von ihm süffisant kommentiert. Es gibt dort teilweise überhaupt keinen Tiefgang.
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>Sein Anspruch ist es doch gar nicht eine Street-Doku über Obdachlose zu drehen. Wenn Du viel in der Welt unterwegs bist und dabei als Sparfuchs auch zu großen Teilen in Entwicklungsländern und eher günstigen Absteigen, dann musst Du sowas auch irgendwann einfach ausblenden und Dich evtl. auch mal - je nach eigener Persönlichkeit - mit einem süffisanten Kommentar davon mental distanzieren.
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>Wir alle blenden solche Menschen und deren Schicksale zu großen Teilen einfach aus - gerade wenn wir in der Großstadt leben und daher regelmäßig, bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehrfach täglich, damit konfrontiert werden. Diese Begegnungen sind bereits hier im reichen Deutschland so häufig, dass Du gar nicht mehr anfangen kannst, jedes einzelne Schicksal zu betrachten oder an dich heranzulassen.


Du verstehst meine Kritik weitestgehend falsch oder lässt den wesentlichen Anteil unter den Tisch fallen. Mir geht es im Kern um die Bloßstellung und das würdelose Missbrauchen dieser Menschen für seine Contentzwecke. Mir ist egal, was der YouTuber für einen Anspruch an sich stellt und ich erwarte von ihm auch nicht den Content, den ich ihm ohnehin nicht zutraue. Mir ging’s in dem Beispiel (in der Antwort auf Goldfisch) vor allem darum, dass man das Leben in seiner reinen Form nicht zeigt, wenn man mit süffisanten Kommentaren durch Osaka läuft und sinngemäß „haha, da sind wieder die lustigen Alkoholiker“ äußert.

Dieser Stephen ist kein neutraler Beobachter, der das Leben pur einfangen würde, sondern er inszeniert mit seinen Kommentaren die Welt um ihn herum maßgebend. So wie er dort über Obdachlosigkeit und Alkoholmissbrauch redet, wird er den echten Menschen nicht gerecht und stilisiert sie zu lustigen Trotteln, die der Sensationslust seiner Zuschauer dienen. Bei seinem Osaka-Video dachte ich die ganze Zeit, dass er Japan hier aussehen lässt als wäre der Beitrag aus dem Nachmittagsprogramm von RTL. Würdelos, schamlos und missbräuchlich gegenüber ihren Protagonisten.

Mir ist klar, wie hart das jetzt klingt und ich spreche ihm nicht ab, ein eigentlich guter Kerl mit auch interessanten Content zu sein. Aber diese Bestandteile finde ich einfach völlig daneben. Mir ist außerdem egal, ob er nur so sein Geld verdienen kann. Mein moralischer Kompass richtet sich nämlich nicht nach der Wirtschaftlichkeit irgendwelcher Streamer oder Industriestandards.


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