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Autor: | JPS | ||
Datum: | 31.05.25 12:16 | ||
Antwort auf: | Re:Ich hab nichts gegen Ausländer, aber... von Iroquois | ||
>Mir ging’s in dem Beispiel (in der Antwort auf Goldfisch) vor allem darum, dass man das Leben in seiner reinen Form nicht zeigt, wenn man mit süffisanten Kommentaren durch Osaka läuft und sinngemäß „haha, da sind wieder die lustigen Alkoholiker“ äußert. Für mich sind seine Aussagen einfach Teil seiner persönlichen Bewältigungsstrategie, also wie er in seinem Leben gelernt hat mit solchen unschönen Aspekten unserer Gesellschaft umzugehen. Und da versuche ich persönlich so tolerant wie möglich zu sein. Wenn ich mit Person A an einem Obdachlosen vorbeilaufe und dieser die Situation mit einem eher negativen Begriff wie "Penner" kommentiert oder mit Person B, die mir direkt schildert wie sehr sie dieser Anblick emotional belastet, komme ich mit beiden Varianten klar und führe den Unterschied auf den Background dieser Person zurück und sehe erst einmal beides nur als unterschiedliche Bewältigungsstrategien für diesen unschönen Anblick an. Daher habe ich seine Aussagen auch nie sinngemäß als „haha, da sind wieder die lustigen Alkoholiker“ wahrgenommen. Wobei ich selbst diese Aussage nur als relativ spezielle Bewältigungsstrategie sehen würde und nicht als das echte Mindset einer Person - ich glaube niemand findet das wirklich "lustig". Höchstens in einem gewissen Kontext und mit einer entsprechenden Vorgeschichte kann so ein Anblick auch einen gewissen skurrilen Humor entwickeln. Wenn er z.B. nach über 10 Jahren in Deutschland ankommt und das erste was er dort sieht ist das was er mit der Kamera eingefangen hat, dann hat das auch für mich einen humoristischen Aspekt, ohne dass ich deshalb direkt die gezeigten Menschen abwerten würde. Indirekt tun wir das natürlich trotzdem alle, indem wir ihnen aus dem Weg gehen, was ja bereits eine Form der (zum eigenen Schutz notwendigen) Abwertung ist. >Dieser Stephen ist kein neutraler Beobachter, der das Leben pur einfangen würde, sondern er inszeniert mit seinen Kommentaren die Welt um ihn herum maßgebend. Und da traue ich eben dem durchschnittlichen Zuschauer durchaus zu das für sich entsprechend einzuordnen und auch mal einen spontanen und eher unpassenden Kommentar auszublenden. >Bei seinem Osaka-Video dachte ich die ganze Zeit, dass er Japan hier aussehen lässt als wäre der Beitrag aus dem Nachmittagsprogramm von RTL. Würdelos, schamlos und missbräuchlich gegenüber ihren Protagonisten. IMO hängst Du Dich dabei aber an <10% des Inhalts seiner Videos auf und nimmst Dir damit die Chance aus den restlichen 90% etwas gewinnbringendes für Dich herauszuziehen. Ich achte z.B. gar nicht so sehr darauf was er erzählt, sondern mehr darauf wie die gefilmten Menschen mit ihrer Umwelt interagieren. Zu dieser Umwelt kann dann auch mal Stephan mit seiner Kamera werden, aber auch dann sitzt mein Beobachtungsschwerpunkt stark beim gefilmten Gegenüber - denn Stephan selbst mit seinen Marotten und gewissen charakterlichen Schwächen kenne ich schon. Was den Vergleich mit RTL angeht - der Hauptunterschied und warum mich das eine anspricht und das andere nicht, ist dass er die Realität unverfälscht einfängt, während RTL bei solchen Formaten immer eine Verfälschung vornehmen würde - da würde so lange herumgeschnitten, mehrfach gedreht und eingegriffen, bis nur noch vermeintliches Entertainment übrig bleibt. Und dann ist auch der eigentliche Content ein komplett anderer - RTL zeigt mir im Nachmittagsprogramm nicht das Leben in einer anderen Stadt, sondern tatsächlich nur gescheitere Menschen auf einer Bühne oder manipulierten Kulisse. >Mir ist klar, wie hart das jetzt klingt und ich spreche ihm nicht ab, ein eigentlich guter Kerl mit auch interessanten Content zu sein. Aber diese Bestandteile finde ich einfach völlig daneben. Soweit ich mich erinnern kann, haben mich manche seiner Aussagen anfangs auch öfter Mal getriggert (eher politisch oberflächliche Aussagen, bei denen ich mir dachte, dass er sich in seinem Unwissen besser nicht dazu äußern sollte). Irgendwann habe ich aber gelernt bestimmte Dinge zu ignorieren und bei anderen Punkten seine Art von Humor besser zu verstehen. Da er kein Extremist ist, finde ich das sinnvoller als mich daran aufzureiben. Das ist aber mein allgemeines Mindset, dass ich bis zu einem gewissen Punkt nicht versuche andere Menschen zu ändern oder ihnen einen Strick aus ihren Aussagen zu drehen. Klar wäre Stephan jetzt niemand an den ich mich mit politischen Fragen wenden würde oder mit dem ich regelmäßig Lust hätte tiefgreifende politische Diskussionen zu führen, aber ansonsten hätte ich kein Problem mit ihm irgendwas zu unternehmen oder über andere Themen, bei dem ich ihm eine bessere Expertise zutraue, zu sprechen. Das hat dann auch den Vorteil, dass ich mir nicht ohne echte Not die Möglichkeit nehme mich auf einen Menschen einzulassen, etwas von ihm zu lernen oder auch einfach nur gemeinsam Spaß zu haben. So lange ich hinter der einen oder anderen fragwürdigen Aussage keine generelle Boshaftigkeit der Person sehe, ist das für mich der bessere Weg. |
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