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Autor: | Nostra8 | ||
Datum: | 04.06.25 09:20 | ||
Antwort auf: | diese ganze "mehr arbeiten"-Diskussion von MOGli | ||
>wie seht Ihr das? Es ist in meinen Augen auch angesichts Arbeitslosigkeit kontraintuitiv, die Leute länger arbeiten zu lassen, anstatt neue Stellen zu schaffen. > >Meine Sicht: > >1) man will effektive Einkommenssenkungen. > >2) man will Leute erst später in die Rente eintreten lassen, um die länger einzahlen und weniger aus dem Rententopf entnehmen zu lassen. > >3) momentan in Arbeit stehende sollen die Arbeit aufgrund ihrer Erfahrung besser leisten als Neueinsteiger, bei denen durch versäumte Bildungspolitik Defizite befürchtet werden. > >4) man will generell Arbeitnehmer diffamieren und mit einer Faulheitsdebatte ablenken. > >Anders kann ich mir das nicht erkären - ich sehe die ganze Zielrichtung sehr negativ. Es ist für mich nichts weiter als eine angestrebte Absenkung und Rückabwicklung von erkämpften Arbeitnehmerrechten. Ich sehe tatsächlich primär eine absolut Ideenlose und inhaltslose Politik, die keine Ideen hat wie sie die aktuellen Probleme angehen soll. Die aktuelle Debatte wirkt, als würde man die Ursachen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme einfach auf den Schultern der Arbeitnehmer/Bevölkerung abladen wollen. Anstatt über Produktivität, Digitalisierung, faire Löhne, sinnvolle Steuerpolitik oder strukturelle Reformen zu sprechen, wird der moralische Zeigefinger ausgepackt: "Ihr arbeitet zu wenig und deswegen ist alles doof!“ Das ist nicht nur vereinfachend, sondern auch gefährlich bis dumm! Denn viele Menschen arbeiten oft genug, eher sogar zu viel: mit Überstunden, in Schichtdiensten, in unterbesetzten Teams, bei stagnierenden Reallöhnen und steigenden Lebenshaltungskosten; reden wir lieber erst gar nicht über Kinderbetreuung oder Betreuungkonzepte für Schüler. Gleichzeitig gibt es kaum politische Konzepte, wie man Arbeit besser, fairer oder nachhaltiger gestalten könnte. Keine Vision, keine echte Debatte über Work-Life-Balance, keinen Plan für automatisierte Prozesse oder neue Arbeitsmodelle; um ggf auch auf dem Weltmarkt wieder attraktiver zu werden. Quasi gar nichts zu dem Thema, wie man denn Fachkräfte nach Deutschland bringen möchte sondern nur.... "Arbeitet mal mehr!" Der Ruf nach "mehr arbeiten“ klingt für mich primär nach einem hilflosen Reflex den Menschen die Schuld am (politischen) Systemversagen zu geben, statt Verantwortung bei den Entscheidern zu suchen. Und genau das ist der Punkt aus meiner Sicht: Wir brauchen nicht mehr Arbeit um jeden Preis: wir brauchen klügere Arbeit, gerechtere Bedingungen und politischen Mut zur echten Gestaltung. Diese Debatte sorgt in der Breite für gigantischen Unmut und wird die Distanz zwischen Volksparteien und Bevölkerung/Wählern leider nur vergrößern, da quasi nur nach unten getreten wird und gefühlt gar keine gemeinsame Diskussion oder eine ehrliche Betrachtung gewünscht ist. |
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