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Autor: | Rapier | ||
Datum: | 04.06.25 09:32 | ||
Antwort auf: | diese ganze "mehr arbeiten"-Diskussion von MOGli | ||
>wie seht Ihr das? Es ist in meinen Augen auch angesichts Arbeitslosigkeit kontraintuitiv, die Leute länger arbeiten zu lassen, anstatt neue Stellen zu schaffen. Die ganze Message ist ein Schlag ins Gesicht, imo. Wir kommen aus der Corona-Zeit und sind nahtlos in eine Phase geschlittert, die das Wort "Multikrise" hervorgebracht hat, mit Krieg, Inflation, wirtschaftlichen Engpässen und nur sehr spezifischen beruflichen Erfolgsgeschichten. Das war entbehrungsreich und zehrend, zum Beispiel für Familien mit Kindern im Homeschooling, oder Menschen, die in der Pflege arbeiten. Mit ausbleibenden Gehaltserhöhungen aufgrund wirtschaftlicher Lagen, wenn man nicht gar von Kurzarbeit oder Stellenabbau betroffen war, einem gestiegenen Maß an Betreuungsaufwänden und Selbstinvestition, seinen Teil zu einem Funktionieren unserer Gesellschaft in einer "Ausnahmesituation" beizutragen. Dazu gibt es weniger offene Stellen als Arbeitssuchende, der Jobmarkt ist noch nicht wieder in Schwung gekommen. Jetzt haut man erst mal auf die arbeitende Bevölkerung, auf Rentner, auf Leute, die Bezuschussungen oder staatliche Unterstützung brauchen, um ihren Alltag zu bestreiten. Die Aussage ist, wir arbeiten zu wenig und ruhen uns zu sehr auf arbeitnehmerfreundlichen Konzepten aus, wer eine 4-Tage-Woche oder ein Sabatical will, will eigentlich nur faul sein. Wann die zunächst angeschobenen Maßnahmen tatsächlich in den Geldbeuteln der Leute ankommen, ist auch völlig offen. Überstunden sollen steuerfrei sein. Wie soll das funktionieren, wenn Überstunden auf Zeitkonten laufen und nicht direkt ausbezahlt werden (was in meiner Wahrnehmung häufiger der Fall ist, korrigiert mich, wenn ich falsch liege oder sich das über andere Wege bemerkbar macht), bei Vertrauensarbeitszeit oder ganz simpel, wenn der eine eine 37,5 Wochenstunden im Vertrag stehen hat und der andere 40. Ach, ich weiß nicht, das klingt für mich alles wie Alte-Weiße-Männer-Weisheiten aus dem Elfenbeinturm. Bevor ich mich in Rage schreibe, ich bin durchaus am Diskurs interessiert, das alles ist auch stark durch meine persönliche Wahrnehmung gefärbt. Aber: für mich klingt das alles nach "Work harder, not smarter" und das kommt nach fünf Jahren wirtschaftlicher Schlechtwetterlage einfach haarsträubend undifferenziert und rückwärtsgewandt bei mir an... /rant >Meine Sicht: > >1) man will effektive Einkommenssenkungen. > >2) man will Leute erst später in die Rente eintreten lassen, um die länger einzahlen und weniger aus dem Rententopf entnehmen zu lassen. > >3) momentan in Arbeit stehende sollen die Arbeit aufgrund ihrer Erfahrung besser leisten als Neueinsteiger, bei denen durch versäumte Bildungspolitik Defizite befürchtet werden. > >4) man will generell Arbeitnehmer diffamieren und mit einer Faulheitsdebatte ablenken. > >Anders kann ich mir das nicht erkären - ich sehe die ganze Zielrichtung sehr negativ. Es ist für mich nichts weiter als eine angestrebte Absenkung und Rückabwicklung von erkämpften Arbeitnehmerrechten. |
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