Thema:
Re:diese ganze "mehr arbeiten"-Diskussion flat
Autor: Wurzelgnom
Datum:04.06.25 10:51
Antwort auf:diese ganze "mehr arbeiten"-Diskussion von MOGli

>wie seht Ihr das? Es ist in meinen Augen auch angesichts Arbeitslosigkeit kontraintuitiv, die Leute länger arbeiten zu lassen, anstatt neue Stellen zu schaffen.
>
>Meine Sicht:
>
>1) man will effektive Einkommenssenkungen.
>
>2) man will Leute erst später in die Rente eintreten lassen, um die länger einzahlen und weniger aus dem Rententopf entnehmen zu lassen.
>
>3) momentan in Arbeit stehende sollen die Arbeit aufgrund ihrer Erfahrung besser leisten als Neueinsteiger, bei denen durch versäumte Bildungspolitik Defizite befürchtet werden.
>
>4) man will generell Arbeitnehmer diffamieren und mit einer Faulheitsdebatte ablenken.


ich kann nur aus meinen Erfahrungen sprechen und das Problem ist für mich nicht neu.
Leider sind ja jetzt schon Worte wie Boomer und sonstige Beleidigungen gefallen die dann wohl auf mich zutreffen ;)

Egal ob Privatwirtschaft oder öffentlicher Dienst, aus meiner Sicht ist die Bereitschaft zu arbeiten bei ZU vielen Menschen nicht sehr hoch.
Und oft geht es ja nicht mal um den Fleiß selbst, sondern schlicht um den Erhalt des Jobs.

Bei eBay hat man bei einem Abteilungswechsel oft gehört: "pass dich uns an, musst ja nicht so schnell machen"
Bei idealo in der Technik bin ich raus weil man da nur herumsaß und 3 MA zuviel waren. Da kam sogar die Chefin und fragte ob man einen 4. gebrauchen könnte.
Der Teamchef sagte ja, nur um während er Arbeit mehr Filme gucken zu können.
Mir ist klar dass der Chef sich alleine bei der Frage schon geoutet hat dass er keinen Überblick hat.
Punkt für mich war aber dass der Arbeitnehmer in dem Fall nicht selbst zum Chef geht und sagt dass man unterfordert ist und schon gar nicht noch mehr Personal benötigt...
Das habe ich dann getan.

Mein Cousin, Geschäftsführer einer Elektrofirma die auch letztes Jahr vom Senat als Ausbilder des Jahres oder wie das heißt, ausgezeichnet wurde, hat auch Probleme Nachwuchs zu finden.
Wenn Jemand kommt ist die Belastungsgrenze so gering dass man sich in kurzer Zeit wieder trennen muss, trotz der ganzen Annehmlichkeiten, Möglichkeiten der Schulungen usw.
Klar findet man letztendlich noch die passenden Leute, aber das ist mittlerweile wie die Nadel im Heuhaufen.

Und wie schon mehrfach hier erzählt, ist es aus meiner Sicht im ÖD noch etwas schlimmer.
Wenn Anwesenheiten nicht erfasst werden, ist Zeitbetrug Gang und Gäbe.
Rauchen? aus 10min werden 30 und das 3-4 mal am Tag.
Man merkt wenn das Geld "der Staat" bezahlt.
Bei den Dolmeterschern haben wir ca. ein Drittel nicht verlängert, weil ich Niemanden zum arbeiten überreden möchte.
Das sind erwachsene Menschen und keine Kinder und wenn ich denen sage dass sie sich dahingehend ändern müssten und es nicht tun: tschüss.

Wir sitzen ja noch in einem alten Gebäude, im Winter fällt hier gerne mal die Heizung aus.
Heißt es wird nicht kalt, aber etwas kühler.
Da wurde der Fehler gemacht in jedem Büro ein Thermometer aufzustellen, dann sieht der Sachbearbeiter dass es irgendwann 1 Grad unter dem zulässigen fällt und schwupps, gehen ALLE nach Hause. Von oben abgesegnet.
Ohne die Stunden nachholen zu müssen.

Die Wallraff Sendung habt ihr ja evtl. gesehen?
Staat zahlt 1,2 Millionen für Tegel, Caritas greift die Kohle ab, hat zuviel Personal vor Ort die natürlich alle froh sind einen Job zu haben und sitzen dann da herum und tun nichts.

Teils krasse Mischung aus Faulheit und Inkompetenz der Führung.

Gefühlt erkennt man in 80% der Gespräche denen man beiwohnt, dass das Gegenüber halt froh ist viel Geld zu verdienen, aber auch froh ist nicht viel tun zu müssen.
Und diese MA sind dann oft auch die ersten die bei Forderungen nach mehr Gehalt in der ersten Reihe stehen...
Wenn Jemand Überstunden sammeln möchte um sich einen Gleittag herauszuarbeiten, dann sieht das oft so aus dass man die Überstunde in der Küche beim Kaffee trinken absitzt...
In einigen Bezirksämtern schon mitbekommen.
Aber sobald die Idee von der Führung aufkommt dass man eine Art Trackingsystem einführen möchte, ist das Geschrei groß, von wegen Kontrolle usw.
Natürlich aus der entsprechenden Ecke...

Wenn man das etwas strafft und effizienter gestalten würde ohne dass man sich tot arbeitet, könnte man aus meiner Sicht ein Drittel des ÖD streichen.

Klingt jetzt krasser als es ist, aber auf jeden Fall so krass dass man dieses Thema nicht als vernachlässigbar abtun sollte.

Daher finde ich die Diskussion auf jeden Fall gerechtfertigt.


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