Thema:
Gute Reise, Ute flat
Autor: Taz
Datum:05.06.25 12:57
Antwort auf:Was ich noch sagen wollte #277 von pacmanamcap

Ute war unsere Nachbarin.
Seit 18 Jahren wohnen wir nun hier, und haben Sie und ihre Familie sehr lieben gelernt.

Weil unsere Eltern nicht in der Stadt lebten, übernahmen Ute und Ihr Mann bald die Rollen als Ersatz-Großeltern. Das war für uns alle ein Gewinn, denn bei Ute's Kindern waren Enkel in weiter Ferne. Und für uns war es eine große Entlastung, wenn wir Sie bei Ute zur Betreuung lassen konnten. Sie hat sich unglaublich lieb um unsere Kinder gekümmert. Hat mit ihnen gespielt. Hat sie in ihrem Wohnzimmer aus Decken und Möbel große Höhlen basteln lassen. Ist mit ihnen entdeckend durch die Gegend gegangen, um mit ihnen lange an Baustellen oder anderen, für Kinder faszinierenden Situationen stehen zu bleiben, und sie beobachten zu lassen. Es war immer unglaublich viel Liebe dabei. Sie war so ein gutmütiger und herzlicher Mensch.
Durch Ute hatten wir und unsere Kinder es viel viel leichter. Ich wusste immer, dass sie bei ihr in den besten Händen waren.

Ich habe mich auch immer gefreut, wenn sie von irgendwo meinen Namen gerufen hatte, wenn sie gemerkt hat, dass ich grad draußen war. Dann haben wir nett gequatscht und gelacht.
Wenn sie krank war, und nicht das Haus verlassen konnte, hat sie mich von ihrem Schlafzimmer aus angerufen, da sie mich von dort in der Küche rumlaufen sehen konnte. Dann haben wir uns zugewinkt und wieder gelacht. Wir haben einen sehr guten Draht zueinander gehabt und uns auch fast blind verstanden.

Einmal hatte mein ältester Sohn ein Wochenende allein aufs Haus und den Hund achten sollen. Wir waren für unseren mittleren Sohn zu einem Sportevents verreist. Abends ruft sie mich an "Sag mal, ist das normal dass bei Euch die Haustür auf ist, und Euer Hund seit 30 Minuten im Garten bellt? Soll ich mal gucken?". Mein Sohn und seine Freunde hatten Hunger und sind los zum Dönerladen. Dabei haben sie dann kopflos alles an- und aufgelassen und sind einfach los. Ein Segen war die Gartentür jedoch zu. Wir haben einen sehr scheuen Hund. Ute hat wenig Erfahrung mit Hunden, ist dann aber mit mir am Telefon in unseren Garten und hat es geschafft unseren Hund wieder ins Haus zu bewegen. Da war ich wieder einmal froh, so eine Rückendeckung zu haben.

Vor über 6 Monaten ist sie dann erkrankt und hatte die Diagnose auf Blutkrebs erhalten. Darauf folgte ein Nierenversagem und Dialyse. Sie hat sich dem gestellt und war jedoch unglaublich geschwächt. Ihr Sohn hat sich dann aber unglaublich rührend um sie gekümmert und sie auch zu der nötigen Bewegung immer nach draußen bemüht. Vor 3 Wochen erst haben Ute und ich noch gesprochen, dass es Ihr endlich etwas besser gehen würde, und dass die Nieren wieder zu arbeiten Anfang würden. Dann sind wir letzte Woche im Urlaub gewesen und sie muss sich durch das geschwächte Immunsystem in der Zeit einige Entzündungen eingefangen haben. Ihr Mann und Sohn haben sie ins Krankenhaus überführt. Leider ist sie nun in Folge dessen gestern verstorben.

Das macht mich unglaublich traurig.
Und ich bin Ihr sehr dankbar für alles, was sie für uns getan hat.
Und ich bin Ihr sehr dankbar dafür, was sie uns und mir für ein Freund gewesen ist. Ein einmaliger Mensch. Ein riesiges Herz.
Ich höre sie heute in meinen Gedanken ständig meinen Namen rufen, und dann stelle ich mir vor, dass wir uns wieder kurz unterhalten.
Sie wird mir sehr fehlen!


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