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| Autor: | Nostra8 | ||
| Datum: | 06.06.25 17:13 | ||
| Antwort auf: | Re:Ich bin den AfD-Wählern im Osten persönlich beleidigt... von FS | ||
>>Da bin ich echt persönlich beleidigt, dass mir die Ossis mein Land so dermaßen versauen. Sagt man es anders, findest du auch im Osten viele Fürsprechrecher: "Wieso machen uns Leute, die die DDR und Wiedervereiningung immer noch nicht aufgearbeitet haben alles so kaputt!" Ich tausche mich sehr gerne mit verschiedenen Leuten aus und genau so auch mit Menschen und/oder Kollegen die in der DDR oder direkt nach dem Mauerfall in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind. > >DDR hat nie die Nazi-Vergangenheit aufgearbeitet. "Nazis" gabs in der DDR nur im Westen, also kann man selber ja nie einer sein. Maximal ein nationalstolzer besorgter Bürgern. Darum sind Ostdeutsche auch weniger sensibilisiert für rechtsextreme Rhetorik. Sehr guter Punkt! Es gab in der DDR ja auch keine Schwulen sondern nur im verkommenen Westen. > >Ja, die Wiedervereinigung ist eine Weile her, aber in meinen Augen ist es ein Echo daraus (viele Eltern färben auf Kinder ab, auch was politische Einstellung angeht). > >Die Folge bei vielen Ostdeutschen (natürlich nicht allen, es gibt dort auch progressive, Grüne etc. - aber wir reden hier von Wahlergebnissen): > >Kaum Selbstreflexion, schlechte Sensoren für faschistische Lügen, dauerhaftes Misstrauen gegen "den Staat" und "die da oben" Gehe ich komplett mit. Das Vorgaben von wo anders kommen und teilweise nichts mit der eigenen Realität zu tun haben sorgt für ganz viel Misstrauen und auch böses Blut. "Was wissen die denn schon in Berlin, was wir hier brauchen oder was uns hilft!" Selten selber gehört, aber wurde mir in genau diesem Wortlaut unabhängig von 3 Leuten über deren Eltern erzählt. >und ein mittlerweile verhärteter Opferkomplex aus dem Gefühl abgehängt zu sein (vor allem bei Alten und Arbeitslosen). Meiner Meinung nach liegt das größte Problem in der Mischung aus realer Abgehängtheit und einem tief sitzenden Opfergefühl, das ohne ehrliche Selbstreflexion kaum aufzulösen ist. "Der Osten" wurde auf das, was nach dem Mauerfall kam, so gut wie gar nicht vorbereitet, weder strukturell noch psychologisch. Die Menschen wurden einem Turbo-Kapitalismus ausgeliefert, für den sie weder Erfahrung noch Schutzmechanismen hatten. Viele Geschichten, die ich direkt oder auch indirekt von älteren Menschen gehört habe, machen mich auch sauer: Lebensleistungen, Existenzen, ganze Familiengeschichten wurden vorschnell als falsch oder dumm entwertet. Dazu kommt: Viele Menschen im Osten sind stolz auf ihre Herkunft, ihre Region, ihre Geschichte und erleben es als ständigen Schlag ins Gesicht, wenn sie medial oder gesellschaftlich auf rechte Tendenzen oder "lustige Ossis" reduziert werden. Und wenn dann noch der arrogante West-Tourist durchs Dorf läuft, mit Blick und Ton, als wäre alles hier „zweite Liga“, dann verstärkt das genau das, was ohnehin schon da ist: Frust, Rückzug, Wagenburgdenken. Und glaubt mir, diese Leute gibt es häufiger als man denkt und ich bin mir sicher, dass sie sich ihrer Außendarstellung gar nicht bewusst sind. >Dann noch das Phänomen, dass Ausländerhass dort am stärksten ist, wo die wenigsten Ausländer sind. Alles Unbekannte wird abgelehnt und verteufelt. Findet sich auch im Westen stellenweise. Das ist kein Ostproblem für sich, sondern ist z.B. auch in Österreich so. > >Meine Meinung, meine Beobachtung. Können andere anders sehen. |
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