Thema:
Re:Eindrücke von Ranong, Thailand flat
Autor: JPS
Datum:16.06.25 23:13
Antwort auf:Re:Eindrücke von Ranong, Thailand von thestraightedge

>Naja, Moment: eine deutsche Rente im unteren Bereich liegt immer noch über dem BIP pro Kopf in Thailand. Die Abstände bleiben also gewahrt.

Du musst bei einer Auswanderung aber eine Privatversicherung, Visum und diverse Kosten stemmen, die ein Einheimischer so nicht hat. Zusätzlich kostet Vieles offiziell oder inoffiziell einen Aufschlag, wenn der Verkäufer einen Europäer vor sich hat - da können sich an einigen Stellen die Kosten mehr als verdoppeln. Außerdem hast Du vermutlich auch andere Mindestansprüche, wenn Du Dich gegenüber Deutschland nicht verschlechtern willst oder Du willst hier und da ein Importprodukt nutzen, das der Einheimische gar nicht vermisst.

Ein BIP-Vergleich greift da viel zu kurz - siehe Beitrag "Kaufkraftvergleich". Dort habe ich die "Fixkosten der Auswanderung" auf 750 Euro geschätzt (was durch die hohen Kosten einer privaten Krankenversicherung im hohen Alter und mögliche Ausschlüsse von bestehenden Erkrankungen nicht sonderlich hoch gegriffen ist) und davon ausgehend berechnet, dass ein Nettoeinkommen von €2750 nötig ist um einen Lebensstil auf €3750-München-Niveau in Bangkok führen zu können.

Ein solches Niveau sollte dann schön langsam als "reich" durchgehen und es ermöglichen ein abwechslungsreiches Leben mit der einen oder anderen Inlands- und Auslandsreise, regelmäßigen Restaurantbesuchen, Events, etc. zu führen.

Welcher Frührentner bekommt aber €2750 Nettorente und welches Vermögen ist nötig um die Differenz bis ans Lebensende auszugleichen und vorher noch die Jahre bis zur Rente selbst zu finanzieren?

Für einen durchschnittlichen Deutschen ist das nicht drin. Viele werden bei bei Rente mit 63 (inflationsbereinigt, mit den Abschlägen und verlorenen Rentenpunkten) nicht einmal die €1500 Nettorente erreichen. Alles vor 63 Jahren und alles über €1500 (oder noch weniger) muss dann aus dem Vermögen bestritten werden.

Erreichst Du die €2750 nicht, verbessert sich Dein Lebensstand entsprechend nicht um €1000 - und dann finanzierst Du auch nicht mal eben nebenbei einer jungen Frau nochmal den gleichen Lebensstandard.

>Ich finde der Fall hier ist nicht weit weg. Der Lebensstandard des Deutschen in Thailand bleibt für viele Thais unerreicht - für eine 22-Jährige sowieso, auf Jahrzehnte.

Das ist aber auch kein Deutscher mit durchschnittlichen Finanzen, sondern (wenn er den Lebensstil tatsächlich bis 80/90 so halten kann) mit deutlich überdurchschnittlichen Finanzen - zumal er sich das Ganze schon relativ früh leisten konnte.

Und in dem Alter musst Du langfristig bis ans Lebensende planen, da Du mit zunehmendem Alter immer schlechter noch Geld nebenbei erwirtschaften kannst (und je nach Visumtyp auch gar nicht darfst).

Ich könnte mir ein solches Leben inkl. Bestreitung der Kosten für zwei Personen definitiv nicht leisten, wenn ich mit Puffer und halbwegs hohem Lebensende kalkuliere, was durch die Unvorhersehbarkeit zwingend nötig ist. Weder mit 60, geschweige denn noch 10 Jahre früher. Kurzfristig natürlich schon - eine Falle in die viele Auswanderer tappen, gerade wenn dann noch eine Frau ins Spiel kommt.

IMO muss er Millionär (durch sein nicht planbares Youtube-Einkommen inzwischen evtl. auch etwas darunter) sein, wenn er den Standard bis ans Lebensende durchziehen will - denn seine staatliche Rente kann durch das frühe Auswandern nicht sonderlich hoch ausfallen.

>>Das beantwortet eine Differenz von 10-20 Jahren, die ich durchaus als realistisch gesehen hätte. 66 vs. 51 ist aber eine andere Hausnummer als die von Dir genannten 66 vs. 22.
>
>Das waren Beispiele. 15 im Schnitt ist im Vergleich zu DE schon krass. Da spielen ja auch allerlei normale Beziehungen mit rein, also irgendein Backpacker der sich vor Ort verliebt usw.


Das Doku-Klischee (das ich kritisiere) ist aber doch, dass dort deutsche Rentner hinziehen um Party mit jungen Mädels zu machen und deren Armut ausnutzen und nicht, dass ein Rentner dort eine Partnerschaft mit einer 50-60jährigen eingeht, was auch abgesehen vom Geld eine wesentlich realistischere Basis für eine Beziehung darstellt.

Und klar gibt es auch Leute die das Klischee voll erfüllen, dabei habe ich aber so meine Zweifel, dass diese Rentner langfristig glücklich werden - vor allem wenn nicht wirklich sehr viel Geld im Hintergrund steht.

Da kannst Du Dir auf Youtube auch genügend traurige Gestalten und Lebensläufe anschauen, die zwingend auf die paar Euro Einkommen ihres schlecht laufenden Youtube-Kanals angewiesen sind, entsprechend unzufrieden wirken und viel herumjammern.

Schau Dir mal den Götz auf den Philippinen an, wie der lebt, wie seine Frau aussieht, wie seine Wohnung aussieht und wie verzweifelt er versucht mit Youtube Geld einzunehmen.

Zuletzt musste er sogar wieder ins Callcenter gehen, was er dann aber in seinem Alter nicht mehr gepackt hat. Und der Typ ist noch verhältnismäßig schlau (ehemaliger Projektleiter bei T-Systems), säuft nicht, hat sich bei der Frau nicht übernommen und hat zumindest einen kleineren Erfolg auf Youtube.

Vermutlich wird er es knapp packen sich zur Rente durchzuschleppen und davon dann relativ bescheiden zu leben - aber ein tolles Leben führt der nicht.

Und dabei sind die Philippinen noch vergleichsweise günstig, aber selbst dort ist der deutsche Auswanderer nicht per Default der große King dem finanziell fast alles offen steht, nur weil er aus einem Land mit deutlich höherem BIP kommt.

Götz ist für mich das perfekte Beispiel für einen Mann aus dem deutschen Mittelstand, der mit Hilfe eines kleineren Erbes/Vermögens relativ früh ausgewandert ist und nun versucht die Zeit zur Rente zu überbrücken.

Da er auch noch eine kleine Betriebsrente erwartet, ist er evtl. sogar ein wenig besser als der durchschnittliche Deutsche aufgestellt, aber nahe genug dran um noch als realistisches Beispiel für die finanziellen Realitäten eines deutschen Auswanderers durchzugehen.

Für lokale Verhältnisse mag sein Lebensstandard noch ein gutes Stück über dem Durchschnitt liegen, aber halt nicht soweit, dass er damit irgendwen nachhaltig beeindrucken könnte und die Gold Digger bei ihm Schlange stehen, um mit seinem Multicab durch die City düsen zu dürfen und sich am Abend bei Netflix and Chill auf seinem Full-HD-Beamer einen Film reinzuziehen.

[https://www.youtube.com/watch?v=kkSB06veq5M]

Es geht natürlich auch viel besser, wie man bei Pico aus dem ursprünglichen Video sieht - aber dann brauchst Du halt auch ein entsprechend großes Vermögen - Dein deutscher Pass, das BIP oder die deutsche Durchschnittsrente werden das nicht richten.


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