Thema:
Re:Vielleicht Jein ;) flat
Autor: token
Datum:13.08.25 18:09
Antwort auf:Re:Vielleicht Jein ;) von Transistor

>Sehe ich auch so. Ich würde z.B. auch nicht mit meinen Kollegen zum FKK gehen wollen. Die sind nun weder Fremd noch beste Freude, also mehr oder weniger genau diese Kategorie.
>

Ihr schreibt das so, aber seid ihr so?
Ich ticke da beispielsweise anders, wenn ich eine Skala von 1 bis 10 hätte und da müsste ich für unterschiedliche Personengruppen ein Hemmungsgefühl für gegenseitige Nacktheit beschreiben, dann würden bspw. Lebenspartnerinnen von Freunden absolute Spitzenpositionen belegen, ich hätte auch hohe Zahlen für Arbeitskolleginnen, aber eben nicht höhere.

Aber bei diesem Konflikt geht es imo auch um etwas anderes, nicht darum ob das für sich stehend irgendwie Sinn ergibt. Weil was soll schon Sinn ergeben? Eine Freundin von mir hat bspw. eine Phobie ggü. Knöpfen. Ergibt sowas Sinn? Natürlich hab ich sie auch gefragt ob sie sich das so rein rational irgendwie erklären könnte warum das so ist. Kann sie nicht. Aber der Phobie ist das egal. Solche Dinge müssen keinen Sinn ergeben, manche Dinge sind dann so wie sie sind, nicht alles muss begründbar sein, wenn du dich so fühlst, dann fühlst du dich halt so.

Dennoch, wenn du sagst, ich kann das nicht wegen dies und das, dann geht es ja darum ob die Person der du das sagst das auch kauft. Und wenn diese Person trotz so einer Begründung sauer ist, gibt es ja schon mal ein Indiz dafür dass das für diese Person eben keine ausreichende Begründung welche diese nachfühlen kann sein _könnte_.

Und da fällt es nun MIR, wenn ich auf so ein Gesamtbild schaue, beim Versuch mich in diese zwei Perspektiven einzufühlen, halt deutlich einfacher den Standpunkt der Enttäuschung nachzufühlen. Auch mir würde unter solchen Rahmenbedingungen die Erklärung FKK nicht reichen. Aber, diese Perspektive ist einzig und allein auf das Motiv gemünzt, mit dem die kurzfristige Absage erläutert wird.

Blende ich das nun aus, und schaue auf das mit den Eckpunkten skizzierte Gesamtbild, bin ich deutlich näher bei publicmaw. Die Absage kann ich da komplett nachfühlen. Nur aus eben komplett anderen Beweggründen die für mich persönlich einfach viel schwerer wiegen. Wenn ich mich persönlich mit einer Person verabrede, egal welchen Geschlechts, dann würde ich erwarten dass mich diese Person zumindest fragt ob ein komplett anderer Rahmen als der den man verabredet hat okay sei. Allein da fängt es schon an. Ich könnte den Aspekt FKK in diesem Fall einfach komplett ausklammern und wäre trotzdem bei ihm.

Und again, ist so eine Anspruchshaltung ggü. einer persönlichen Verabredung ggf. auch etwas was ihr nachfühlen könntet? Dass es sich gehört, wenn man den Rahmen ändert, zu fragen ob das passt, und es sich nicht gehört einfach nur zu informieren und sich zu denken, passt schon, und dann eingeschnappt zu sein wenn es nicht passt?

Falls ja, schon die Folgefrage. Warum würde so ein Motiv, wenn das auch ein für euch persönlich wichtiges und nachfühlbares wäre, nicht ebenfalls als mögliches Motiv begriffen. Weil publicmaw es nicht erwähnt? Auf das was von einer Partei in einem Konflikt gesagt wird ist meiner Erfahrung nach wenig Verlass. Jedes mal, jedes einzelne mal, wenn sich irgendjemand von mir wünscht bei irgendeiner Schlichtung zu helfen, höre ich zwei komplett unterschiedliche Stories über den Konflikt die beide für sich schlüssig sind, die aber beide kaum was miteinander zu tun haben.
Und beide Stories sind natürlich so konstruiert dass man immer demjenigen der sie erzählt geneigt ist zuzustimmen. Das ist nur menschlich und natürlich, kaum jemand benimmt sich gezielt und berechnend wie ein Sack, die Situation wie sie erzählt wird, wird ja durchaus so erlebt, nur ist das was jemand erlebt eher selten das was jemand der von Außen drauf schaut darin erkennt.

Und weiter, versucht man dann dem Konflikt und dessen Ursachen auf den Grund zu gehen, dann landet man in der Regel weder bei Story A noch bei Story B. Kurzum, wenn es in einer Beziehung wegen einem hochgeklappten Klodeckel eskaliert, dann ist der Klodeckel weder Ursache noch Lösung. Sondern ein Symptom für etwas anderes.

Und schauen wir nun auf die andere Perspektive, die ja nicht mal zu Wort kommt und wo man mit "im Zweifel für den Angeklagten" nach möglichen Gestaltungsräumen dafür suchen muss warum diese Person in ihrem Unmut vielleicht ja doch nicht so schief gewickelt sein "könnte" wie es auf den ersten Blick scheint, mal die nächste Frage.

Was erwartet ihr von Menschen die ihr als eure Freunde begreift? Das Ding ist nämlich, dass man sich auch in Freundschaften Unrecht tut. Meistens ohne jede böse Absicht. Wenn es in Freundschaften zu Konflikten kommt, dann hat das keinerlei Aussagekraft über die Freundschaft. Konflikte bestehen immer und überall, oft genug aus reiner Betriebsblindheit wo man bspw. nicht versteht dass jemanden etwas wichtig ist und dann darüber vor den Kopf stößt. Freundschaften zeichnen sich für mich nicht darüber aus ob man sich auch mal zofft oder wie häufig man sich zofft. Sie zeichnen sich darüber aus wie man sich zofft. Wie man mit Konflikten umgeht.

Und da kann ich mich beim Versuch die Perspektive der Freundin zu verstehen, insoweit einfühlen, dass auch ich mich verletzt fühle, wenn ich sitzen gelassen werde. Da geht es ja auch nur um das Erlebnis, vielleicht hab ich ja was gemacht was Scheiße war, etwas übersehen, etwas nicht verstanden, heißt, meinem Gegenüber auch berechtigte Gründe gegeben. Aber wenn ich merke dass es jemanden der mir irgendwie wichtig ist und auf den ich mich freue, relativ leicht fällt das zu tun, es zumindest so rüber kommt als ob das relativ leicht fällt und kurzer Prozess gemacht wird, dann haut das einfach voll in die Klöten. Und wenn ich jemanden für einen Freund halte, dann erwarte ich auch dass er es sich nicht leicht macht, auch dann nicht, wenn ich am Ende des Tages anerkennen muss dass ich Scheiße gebaut hab und mich entschuldigen sollte.

Denn das Ding ist auch, wenn jemand sowas sagt "wie konntest du mich in diese Situation bringen" dann ist da auch was im Subton drin das weit über "ich bin abgefuckt du dumme Sau" hinaus geht, durchaus Dinge die man positiv und wertschätzend begreifen kann, auch wenn der Satz alles andere wertschätzend ist. Häh? Wie?

Nun denn, wenn ihr egal gewesen wäre ob er aufkreuzt oder nicht, dann würde es sie auch nicht verletzen/verärgern ob er aufkreuzt oder nicht und einfach mit den Freunden chillen. Wenn ich jemanden aus Höflichkeit einlade, und der kommt nicht, ist mir das nicht mehr als ein Schulterzucken wert. Wenn ich mich mit jemanden verabrede der mir wichtig ist, und dieser sagt, du, passt mir doch nicht, ich geh skaten, dann verletzt mich sowas ja genau deswegen weil die Person und das Date mir persönlich wichtig ist. Losgelöst davon ob meine vorherigen Handlungen diese Wichtigkeit illustrieren, wenn diese Person dann nicht kommt und es mich ärgert ist eben dieser Ärger durchaus auch eine mögliche Illustration von hoher Wertschätzung. Das ist nicht nur negativ. Und wenn das chillen mit Freunden ein auch nur entfernt tragendes Motiv war, warum wurde dann genau diese Situation als belastend begriffen, warum konnte die Freundin nicht einfach viel Spaß wünschen und dann mit dieser Clique abhotten und das genießen?

Muss das so sein? Natürlich nicht. Auch mit den spärlichen Eckpunkten könnte ich genauso ein komplett negatives und selbstgerechtes Bild so einer Person herbeischwurbeln, wo diese nur sauer ist weil sie sich bspw. in einer narzisstischen Eitelkeit angefasst fühlt und nur deswegen sauer ist. Und sie weder verstehen möchte noch verstehen kann warum es ein Problem gab und dann darauf scheißt nach dem Motto, so geht man nicht mit mir um! Wenn ich sage hüpf, dann fragst du wie hoch.

Alles denkbar. Menschen sind...vielfältig ;)

Aber wenn jemand halt fragt "am i the asshole" kann ich nur Herrn Körschgen zitieren: "Ich kann mir alles vorstellen." ;)

Und wenn ich über die Vorstellung hinaus eine Meinung dazu abgeben sollte, hätte ich vor der Meinung so einige Fragen. Was ist die andere Seite der Geschichte? Wie wurde die Absage denn konkret kommuniziert? Wurde auch nur der Versuch unternommen über das Unwohlgefühl hinaus das Date zu retten, also nicht nur das ist nichts für mich weil...sondern vielleicht auch, kannst du die abwimmeln, etwas transparent gemacht, ausgedrückt dass man Lust hat aber nicht so, können wir uns später treffen, können wir die Nummer zumindest kurz halten, irgendwas was dem Gegenüber auch nur halbwegs spiegelt dass dieses gerade nicht kalt abserviert wird was halt immer ein Scheißgefühl ist wenn es von Menschen kommt auf die man sich freut? ;)

Und nochmals, das ist kein ISSO, irgendwelche Fernanalysen anhand unvollständiger Konfliktskizzen sind kompletter Blödsinn. Aber das heißt nicht dass man zur Grundsatzproblematik Konflikt auch paar allgemeine Sachen sagen könnte.
Die in diesem Fall keinesfalls zutreffen müssen. Aber ich hab da einfach ein grundsätzliches Störgefühl wenn sich jemand über jemanden ärgert, das erzählt, und da nur Zustimmung von Zuhörern erhält. Weil so einfach sind diese Dinge meiner Erfahrung nach halt nie.


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