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| Autor: | Pfombo | ||
| Datum: | 10.09.25 19:19 | ||
| Antwort auf: | Re:Krass von tak | ||
>>Danke für die ganzen Schilderungen. > >Schön, dass du den Beitrag noch gefunden hast, ich habe mir leider zu viel Zeit zum Beantworten gelassen. Und jetzt schon wieder :/ Die Antwort lag bestimmt zwei Wochen rum, da ich sie nochmal quer lesen wollte. Aber dafür gibt's einen schönen Anlass - ich hatte wohl mal Interesse an einer Studienteilnahme geäußert und darf hoffentlich bald nach Leipzig zur einer Studie über Vorstellungsvermögen. >Falls ich brav bin (sprich Fragebogen OK) werde ich sogar in eine MRT-Röhre reingeschoben^^ > >Meine Antwort ist trotzdem eher wild und ungeordnet, keine Ahnung ob meine Gedankenwelt dadurch wirklich griffig wird. > >Und mir ist wichtig nochmal einen Disclaimer zu setzen, dass einige meiner Eigenheiten sicher nicht nur durch Aphantasie zu erklären sind. >Ich habe ähnliche Verhaltensweisen auch in Freundeskreis bei apfelvorstellenden Leuten entdeckt^^ >Teilweise habe ich mich im Bereich ADHS wieder erkannt - Podcast vom Tofmof und in langer Korrespondenz mit einer Freundin, in vielen wichtigen Punkten aber auch gar nicht. > >>Erster Hirnfurz: Das im Hier und Jetzt sein sehe ich tatsächlich als etwas, dass man als Vorteil begreifen kann, denn letztendlich müssen das sehr viele Menschen, die unter Grübeln leiden, lernen. Mit Meditation, Entspannungsübungen... >>Die sind nämlich ständig in der Vergangenheit oder Zukunft gedanklich (Für Vergangenes verurteilen sie sich, für Zukünftiges katastrophisieren sie). > >Eine interessante und auch kritische Sichtweise. Mich haben diese Übungen immer verwundert, da natürlich absolut unrealistisch^^ >Anderseits bin ich inzwischen so eingeschüchtert vor so viel Diversität, dass ich ähm nachsichtig ja resigniert geworden bin. "Okay du Verrückter, du siehst mit geschlossenen Augen - ich glaube dir alles, du kannst mir alles erzählen! Wenn dir autogene (was auch immer das ist) Übungen helfen, dann sit es so!" >Wie kam ich auf Aphantasie - in unserem Online-Lesezirkel erzählte eine Freundin das sie gar nicht mehr weiß, welche Disneyzeichentrickfilme sie als Kind wirklich gesehen hatte. >Aus den Büchern stellte sie sich eigene Filme vor - Mindblowing! > >>Und dieses mentale Zeitreisen kann auch Vor- und Nachteile haben: Es entstehen Ideen über sich selbst und die Gesellschaft, und was sein könnte und sein sollte. Das ist sowohl gut als auch schlecht. Beides. > >Jop daran mangelt es mir sicher. > >Klar denke ich über meine Vergangenheit nach, aber um beispielsweise über Kindheit nachzudenken, griff ich wirklich zu Drogen und das war halt ein fast einmaliges Erlebnis verursacht durch eine kurzfristige Melancholie. Das Bedürfnis das eigene Leben auszugraben und auszuwerten - kaum vorhanden. >Deswegen finde ich da den Begriff "Zeitreisen" auch so gut, nebenbei habe ich bei dem (?) Trip Erlebnisse des vorherigen Tages ausgewertet und mich an unglaubliche Kleinigkeiten (wenn auch glaube ich weiterhin ohne Bilder) erinnert - das war ja wirklich eine Zeitreise. Können das die meisten Leute auch einfach so - kein Wunder, dass man im gestern oder morgen lebt! > >Ich erlebe lieber was neues, versuche es aber nun ein wenig besser zu dokumentieren - aber wieder sind die vielen Fotos zu lange unsortiert und das Stichpunkte-Tagebuch schläft immer ein... > >>Ich würde sagen, du hast eine angeborene Ruhe. Aber verstehst nicht, warum manche Menschen Angst vor der unbestimmbaren Zukunft haben können. Kann man das so sagen? > >Da ist auf jeden Fall was dran. >Ja ich keinen auch Stressphasen. bin aber allgemein doch ein wenig ruhiger und resilienter als viele. >Unglaubliche Stressphasen bei der Arbeit, ach nach einer Woche (oder halt drei) ist es verdrängt statt zu kündigen^^ >Aber auch andere Leute haben stressige Jobs, gerade in der Medienbranche habt ihr doch sowas jede Woche?! >Aber ich denke trotzdem, dass ich gegen mentale Zusammenbrüche, Burnout und Co. wirklich ganz gut geschützt bin. > >Im Privaten kann ich auch sehr wenige Leute doof finden, im zerstrittenen Freundeskreis tanze auf allen Hochzeiten und treffe beim Event X am Vormittag die Gruppe 1 und am Nachmittag die Gruppe 2. >Da doch alle lieb und nett sind. Verliebt und zurückgewiesen - paar Wochen später kann ich wieder befreundet sein. > >Anderseits so ruhig bin ich nun auch nicht, teilweise liege ich nachts grübelnd da. Konzentrieren, da bin ich wieder bei ADHS-Ähnlichkeiten, kann ich mich sowieso nicht. >An einem Arbeitstag wird vielleicht 2-3 Stunden produktiv gearbeitet... >Dabei müsste man doch mit Aphantasie immer einen guten Schlaf und Ruhe finden, denkt man. > >>Ist an meinem Geschreibsel irgendwas dran? Und wenn ja, wie formst du Ideen über dich, dein Umfeld, und was du machen möchtest? Und kannst du irrationale Ängste haben? > >Uff passiert alles unbewusst, schätze ich. > >Schwierig, als Beispiel - ich hing ja jahrelang im Schwebezustand im nicht endendem Studium.(Aber schon wieder - Langzeitstudenten gibt es auch so genug^^) >Ich war unzufrieden und mit dem Gefühl, dass das Leben nicht wirklich vorankam - auch dank des "Im Augenblick lebend" und da wirkliche Ziele und Hinarbeit auf diese fehlte. >Und immer noch fehlt, aber jetzt finde ich das nicht mehr so problematisch - sicher auch dank Aphantasie-Auswertung. > >Eigentlich müsste ich risikofreudig sein, bin aber stattdessen relativ spießig-vorsichtig. >So ein Uni-Abschluss muss ja doch irgendwie sein!! Egal, dass jahrelang nichts vorankam - irgendwann war das Studium halt abgeschlossen. >Die Gedanken reifen im Hintergrund bis sie irgendwann schlüpfen - hmmm kein Auslandssemester oder keine große Reise in der Jugend? >Naja letztes Jahr nahm ich halt ein drei Monate Sabbatical und reiste durch die Gegend - warum auch nicht?! (Und da mal wieder - macht heutzutage sowieso jeder zweite.) >Aber auch statt mutig zu kündigen, einfach im alten Job geblieben. Das alles kann aber natürlich auch ein Werkzeug gegen schlechte Fähigkeit für Zukunftsplanung sein^^ > >Alle haben im Freundeskreis Haus und Kind - ach hat Zeit, ich bin mir nicht sicher ob ich das will, kann es aber auch nicht ausschließen. >Die Lebensuhr tickt, aber so richtig erwachsen fühle ich mich noch nicht... Ich habe auch mehrere Freundeskreise - in meinem Alter, aber auch viele Freunde die gute 10 Jahre jügner sind. > >>Haben aus deiner Sicht viel mehr Menschen einen an der Waffel als aus meiner Sicht? :) > >Siehe oben - klar bin ich verwundert und kann das Verhalten oft nicht verstehen, bin aber inzwischen relativ tolerant geworden^^ >Klar kommt gelegentlich Unverständnis durch - ein wenig "triggerte" mich zunächst warum auch immer dieser Thread von dir, anderseits schaue ich nun doch sehr gerne rein. Richtig gut. Wieder danke für die Ausführungen. Und wie du merkst, geht es mir hier null um die Bewertung richtig vs falsch, sondern ums Verstehen. Denn gerade die Existenz unterschiedlicher Wahrnehmungen und Denkmethoden hat mich förmlich umgeblasen. Das klärt für mich die Frage: "Bin ich der Idiot oder alle anderen?", und zwar mit der Antwort: "Man weiß es nicht genau." :) Letztendlich hilft nur der Austausch. So wie dieser hier. Ohne Vorverurteilung oder Deutungshoheit, stattdessen mit dem ehrlichen Wunsch, es verstehen zu wollen. Das bringt so viel mehr, als sich in Diskussionen über Ansichten, Meinungen und Gefühlen als "wissend" bzw "rechthabend" zu positionieren. Ich hielt meine Wahrnehmung halt komplett für normal und universell. Bis ich merkte, dass sie es eben nicht ist. Aber sie ist auch nicht einzigartig. Was es aber noch so gibt (deine Wahrnehmung ist ja auch nur eine von weiteren) erfahr ich nur durch Austausch. Dennoch: All unsere Wahrnehmungen und Denkmuster sind ja nicht 100% grundverschieden, sondern müssen auch zwangsläufig Gemeinsamkeiten haben. Es muss quasi nicht weiter analysierbare, absolut fundamentale Mechanismen des Denkens geben, die wirklich jeder hat. Logik zum Beispiel, oder darauf aufbauend die Dialektik, mit deren Hilfe wir Teile und Gegenteile suchen, sie abwägen und uns entscheiden etc. Resilienz ist auch sowas: Gibt es Denk- und Empfindungsarten, die einen resilienter machen als andere, die eben extrem stark empfinden und/oder zum Overthinking neigen? Und was sind die Vor- und Nachteile von all diesen unterschiedlichen "Arbeitsweisen" des Gehirns? Aus dem Grund sehe ich das genau wie du auch viel lockerer und toleranter. Es kann sein, dass man es mit Vollidioten zu tun hat, aber es MUSS nicht zwingend so sein. Denn vielleicht versteht man sich auch einfach nur (noch) nicht :) |
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