Thema:
Re:Hui: Audi, Volvo u.a. flat
Autor: Guy
Datum:13.09.25 10:54
Antwort auf:Re:Hui: Audi, Volvo u.a. von thestraightedge

>>Solange ein E-Auto in der Anschaffung teurer, vom Unterhalt teurer, vom Wertverlust höher, von der Leistung geringer, von der Reichweite geringer und von der Handhabung nerviger als ein Verbrenner ist (oder auch nur mindestens 4 der genannten 6 Punkte zu Ungunsten des E-Autos ausfallen), MUSS man natürlich mit Verboten arbeiten, um die (für die Masse damit unattraktive) Technologie mit der Brechstange in den Markt zu drücken.
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>Es treffen keine 4 der 6 Punkte zu, aber die Diskussion wird wohl eh nicht mehr sachlich.


Ich würde sie ja schon gern sachlich halten und die "E-Liebhaber" verstehen, weil ich die Technik prinzipiell auch super, nur eben aktuell einerseits für meine Ansprüche (oder zumindest damit ich sage "Jetzt lohnt es sich für mich, mir so ein Ding zu kaufen, ohne mich schon ein Jahr später wieder zu ärgern") noch nicht ausgereift genug finde, zweitens perspektivisch noch zu viele ungelöste Probleme sehe (Wertverlust, Akkuhaltbarkeit/-preis/-entsorgung) und drittens bei unserem Strompreisen, die zu den höchsten der Welt zählen, als keinen (ausreichend) guten Deal empfinde.

In Ländern wie China gehen E-Autos so ab, weil Strom dort um ein Vielfaches günstiger ist als bei uns (8ct./kWh ggü. 39ct./kWh, Stand Juni 2024).
Dafür spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle (genauso wie für Löhne, usw, wir vergleichen eine Autokratie mit einer Demokratie, daran liegt's aber nicht nur, wenn man sich mal den internationalen Strompreisvergleich anschaut) und mir ist klar, dass man das nicht mal eben so ändern kann.
Daher ist es aber eben IMO auch genauso nicht vergleichbar wenn man sagt "China ist beim Wandel hin zum E-Auto viel weiter und zeigt uns wie es geht, da müssen wir auch hin, warum dauert das bei uns so lange?"
Norwegen liegt z.B. direkt hinter China, auf dem zweiten Platz, was den E-Auto-Anteil angeht - auch das passt aber zum Strompreis dort.

Dass Leistung (damit meine ich Endgeschwindigkeit) und Reichweite beim E-Auto noch viel stärker voneinander abhängen als beim Verbrenner ist bekannt - und am Ende ist beides geringer und das Laden dauert länger, es gibt weniger Ladepunkte, die nicht immer kompatibel, unterschiedlich schnell, usw. sind, man muss mit Adaptern hantieren, etc.
Auch wenn es viele Leute gibt, die sagen "Aber das ist doch alles mittlerweile im erträglichen Rahmen, in der Praxis reicht das doch völlig...":
Ich verspüre dabei dennoch einen riesengroßen FOMO und Nervfaktor, gerade wenn ich:

Mehr Geld dafür ausgeben soll.
VW ist z.B. stolz auf seinen ID Every1, der in 2 Jahren erscheinen, "rund 20.000 Euro" kosten (was Code für "mehr als 20.000 €" ist, bei 19,999 € hätte es geheißen "unter 20.000 €") und 130 km/h Spitze mit einer Reichweite von "mindestens 250 km" schaffen soll.
Auch wenn das Ding für den Konzern sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, muss man doch sehen, dass die Chinesen da jetzt schon z.B. mit dem BYD Dolphin Surf für 22.990 € (Einführungspreis 19.990 €) über 300 km Reichweite mit 150 km/h Spitze und ähnlicher (oder besserer?) Ausstattung offerieren.
Auch wenn Fahrwerk & Co. beim BYD jetzt nicht der Knaller sein sollen, will ich mir gar nicht ausmalen, was in zwei Jahren auf dem Markt los sein wird, wenn VW sein Baby präsentiert.

Das kann/sollte man allerdings insgesamt als Vorteil sehen, dass ich auf dem Markt etwas tut, und das nun schneller als je zuvor.
Somit bleibt es durchaus interessant und wenn sich Reichweite, Leistung, Verkaufspreise, Ladeinfrastruktur und Strompreise in den nächsten Jahren noch deutlich verbessern können E-Autos durchaus auch in Deutschland für mehr Leute interessant werden.
Die Probleme mit dem Wertverlust (eben gerade auch durch diese technische Schnelllebigkeit und hohe Innovationskurve) und der Akkuentsorgung (das wird noch ein Problem, so wie ich das sehe, gerade wenn alle E-Auto fahren) bleiben allerdings wohl erstmal weiter bestehen, was es für Privatpersonen auch mittelfristig schwieriger macht IMO.
Davon, dass ein Akku bei Defekt zwischen 3.500 und 20.000 € kostet, ganz zu schweigen, und "Dann geht das Ding halt nach Afrika, die machen den schon wieder fit" ist dann auch nicht.

Ich will die Technik keinesfalls verteufeln, sehe aber derzeit noch zu viele Nachteile und/oder Unbekannte für mich persönlich, der in einer Mietwohnung unterm Dach ohne PV, Wallbox & Co. auf dem Land wohnt.
Für jemanden, der das Ding per Firmenleasing alle 2-3 Jahre neu bekommt:
Klar, der braucht sich über das "Was geschieht danach" keine Gedanken machen.
Bei Privatleuten, die sich sowas wenn dann eh nur gebraucht holen, sieht einiges anders aus.


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