Thema:
Danke für die sachliche Antwort flat
Autor: Pfombo
Datum:15.09.25 16:45
Antwort auf:Ich versuche es mal :) von Nostra8

>>Ey, noch mal, ich seh's wie du. Aber dann musst du dir folgende Frage gefallen lassen: Was bringt es, das laut und aggressiv kundzutun im öffentlichen Raum? Jenen, die deinen Standpunkt ohnehin schon teilen, bringt das gar nix. Die sehen es ja genau so. Und jenen, die deinen Standpunkt NICHT teilen, bringt das auch nix, weil die reagieren dann mit Reaktanz (Trotz) und sehen sich darin bestätigt, dass man mit den "radikalen Linken" (deren Ansicht) nicht reden kann.
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>Ich verstehe den Punkt. Aber gerade weil wir in einer so lauten und aggressiven Zeit leben, halte ich es für gefährlich, immer nur auf "ruhig und sachlich" zu setzen. Wenn eine Seite permanent mit maximaler Lautstärke und aggressivität hetzt und zündelt, könnte Schweigen oder gemäßigte Zurückhaltung auch gleichbedeutend mit Akzeptanz verwechselt werden und Leuten aufzeigen: "Schau, die rechten sind smart, die haben die anderen Mundtot gemacht oder denen gezeigt wie man Meinung vertritt!"


Schweigen halte ich auch für fatal. Aber wenn wir uns mal bewusst machen, was Demokratie bedeutet, nämlich respektvollen Streit der Ideen, dann kann ich mit Beschimpfungen und Beleidigungen nicht mitgehen. Denn das weiß jeder aus eigener Erfahrung: Wenn man selbst persönlich beleidigt wird, macht man die Schotten dicht. Und ne Beleidigung kann vielfältig sein. "Warst du in der Schule?" kann zum Beispiel eine sein. Emotional ist das komplett nachvollziehbar, dass man aus der Haut fährt, wenn jemand ne andere Meinung zu Dingen hat, die für einen selbst so selbstverständlich sind wie die Nässe von Wasser. Aber es bringt nichts
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>Der Wunsch nach starker Führung wächst seit vielen Jahren, Tik-Tok und Shorts funktionieren einfach viel zu gut und werden auch schon sehr gekonnt von rechts genutzt! Verfangen muss es sich, nach Inhalten fragen leider immer weniger Menschen.
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Seh ich auch so. Aber wer Gehör finden will, darf imo auch nicht sagen "Du bist scheißblöd."
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>>Ich präsentiere hier keine Lösung, sondern stelle nur die Sinnfrage. Was bringt das emotionalisierte und empörte Rumgepolter? Hat das Erfolg?
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>Natürlich bringt reines Poltern nichts, das ist klar. Aber deutliche, auch harte Sprache hat einen Wert: Sie zieht Grenzen. Sie markiert, was gesellschaftlich nicht mehr verhandelbar ist.


Was die Grenzen angeht, bin ich voll bei dir. Und die Mindestgrenze ist für uns alle (hoffentlich) Artikel 1 Absatz 1 GG. Weswegen wir ja (hoffentlich) alle die Demokratie beibehalten wollen.
Deutliche Sprache finde ich auch gut. Aber harte Sprache... da bin ich mir nicht mehr so sicher, weil davon haben wir ja schon genug! Spätestens seit Corona, wahrscheinlich aber auch schon länger. Und ich seh da leider keinen Erfolg drin.

>Für mich handhabe ich es folgendermaßen: Verlassen wir die Demokratie ist mir die Meinung des anderen scheißegal! Demokratie oder ein demokratisches System ist meine rote Linie!

Meine auch. Und wer tatsächlich sagen würde "Scheiß auf Demokratie", den würd ich laustark anfotzen, dass er jetzt sofort zur Waffe greifen und Gewalt ausüben soll, anstatt noch lange zu streiten. Wozu noch rumlamentieren und hetzen und schimpfen, wenn die Entscheidung gegen die Demokratie doch eh schon gefallen ist! "Los mach! Tag X kann heute sein, du feiges Arschloch!" Jo. Ich glaube, sowas würde ich sagen.

>Das ist gerade bei Leuten wie Kirk wichtig, weil ihre Methode genau das Gegenteil ist: Alles aufweichen, Grenzen verschieben, Normalität für Unnormales schaffen und alles mit dem Fokus auf das große Ziel: eine neue Realität schaffen!
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>>Und bevor du jetzt erneut sauer antwortest: Ich persönlich gebe Kirk keine Absolution oder rechtfertige gar sein Wirken.
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>Ich weiß sehr wohl, dass du Kirk nicht verteidigst, keine Sorge!


thx
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>Mein Versuch einer Erklärung: Wenn wir (Demokraten, also Anhänger der Demokratie, nicht einer Partei) in solchen Fällen immer auf die besonnene oder vernünftige Stimme pochen, während die Gegenseite schon längst den Diskurs besetzt, dann spielen wir ihnen in die Karten.


Nachgeben möchte ich nicht. Aber ich möchte auch nicht die prinzipiellen Mechanismen nutzen, die aggressiven Streit und Endlos-Debatten verursachen. Denn, erneut, die Ergebnisse davon sehen wir in den USA.

>Ich glaube, da unterscheiden sich einfach unsere Blickwinkel: Du schaust auf das Ideal der Debatte,

Ne Debatte ist glaube ich ja ein Streitgespräch, bei dem es ums Gewinnen, also ums Überzeugen der Gegenseite geht. Man debattiert (mit Vorbereitung), um am Ende eine notwendige Entscheidung fällen zu können. Ein Dialog ist nicht aufs Gewinnen aus, sondern aufs Verstehen und Verstandenwerden. Auf ein gemeinsames Erkunden.

Debatten sind wichtig, aber hey, die kann man auch verlieren, und dann hat halt eventuell nicht der gewonnen, der die gerechteren Ideen hat, sondern der, der besser debattiert hat. Kirk setzte ja auf dieses Pferd und hat sich so seine Anhänger herbeigelabert.

>während ich (und auch andere M!s) eher auf die sehr realen Strategien einer extremistischen Szene, die keine Debatte will, sondern nur Bühne für ihre Menschenverachtene Agenda!

Dann sollen sie jetzt anfangen mit ihrem Vernichtungsfeldzug. Worauf warten die denn?
>
>Ich glaube wir ziehen irgendwie eine Grenze ab der wir sagen: "Fuck it, das bringt nichts mehr und ich WILL mit solchen Leute auch gar nicht mehr diskutiere!"


Wenn ich jetzt sage "Ich schon", dann bin ich mir nicht so sicher, ob ich das wirklich so meine, aber ich glaub schon. Ein "Fuck it, das bringt nichts mehr" resoniert jedenfalls weniger mit mir.


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