Thema:
Re:Bernie Sanders in West Virginia flat
Autor: Pezking
Datum:16.09.25 11:09
Antwort auf:Re:Bernie Sanders in West Virginia von 17383

>>Bernie unterhält sich und hört zu. Im zweit-rötesten Staat der USA. Hinzu kommen Hintergrundinfos zur Region vom nativen Autor des Videos.  Ich finde solche Videos toll. Ein Lichtblick. Auf sowas sollten wir mehr Fokus legen.
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>Jup, und deswegen hab ich so ein großes Problem damit, alle Trump Wähler als Faschos oder als vollends verblödet zu bezeichnen. Und so ein Video könntest du genau so in Gelsenkirchen (Kohlestadt) oder Kaiserslautern (Stahlstadt) drehen, wo die AFD das erste Mal gewonnen hat. „Die wollen nur die einfache Lösung für komplexe Probleme hören!“ Jo, aber alle als Nazis oder Dumm zu bezeichnen klingt auch nach einer sehr einfachen Lösung für ein komplexes Problem.


Das Problem ist IMO, dass sich heutzutage zu viele Leute abgehängt fühlen und gerne die Karten neu gemischt hätten. Also alle Karten.

Diejenigen unter ihnen, denen nicht bewusst ist, was das alles mit sich bringen kann, sind leider leichte Opfer für extremistische Lügenbarone und Menschenfänger. Insofern bleibe ich grundsätzlich dabei: Die AfD wird vor allem von Überzeugungswählern und leicht Manipulierbaren gewählt. Denn wer völkische Kacke nicht aufrichtig total sexy findet und über ein gewisses Maß an Weitsicht verfügt, der wird schnell merken, dass die AfD für ihn rein gar nichts besser machen wird. Rechtzeitig, bevor man ausgerechnet dort seit Kreuzchen macht.

Die Lösungen für diese IMO gar nicht mal so komplexe Problematik wären IMO gar nicht so schwer: Zum einen dafür sorgen, dass es mehr Menschen gut genug geht. Also das tun, was gerade gezielt immer unpopulärer gemacht wird: Den Sozialstaat weiter ausbauen (Drosselung der Migration kann dabei für mich auch ein Baustein sein - der Knackpunkt ist das aber bei weitem nicht).

Und zum anderen Propagandisten die Arbeit deutlich erschweren und am besten demokratiefeindliche Kräfte nicht mehr wählbar machen und in den Untergrund zurückdrängen, wo sie hingehören.

Und schließlich müssen den Menschen die Vorzüge und Eigenheiten der Demokratie wieder besser vermittelt werden - und gleichzeitig die immensen Nachteile aller Alternativen (no pun intendend). Dazu zählt IMO insbesondere, dass den Parteien komprimissbereitschaft oft als Makel ausgelegt wird. Die Juniorpartner in einer Regierung sorgen dafür, dass wenigstens Teile ihres Programms umgesetzt werden und bremsen die stärkste Kraft ein wenig ein. Das ist normal, das ist gesund und das ist notwendig für eine Demokratie, die aus mehr als nur zwei Parteien besteht.

Und dann wittern die Leute schlagartig überall Wahlbetrug und wandern ab.

Glauben die ernsthaft, die SPD würde heute mit einer absoluten Mehrheit dieselbe Politik machen wie jetzt in der Großen Koalition? Anstatt der persönlich naheliegendsten Partei direkt untreu zu werden, sollte man lieber gerade darauf bauen, deren Stimmenanteil weiter zu stärken, damit sie künftig überhaupt erst weniger kompromissbereit sein kann.

Dieses Prinzip scheint vielen überhaupt nicht bewusst zu sein.

Enttäuscht irgendwas anderes zu wählen, "Vielleicht machen's die ja besser!" - das ist halt tatsächlich arg kurzsichtig und höchstwahrscheinlich ein verhängnisvolles Eigentor.


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