Thema:
Re:Sprache again flat
Autor: Jassi
Datum:20.09.25 14:13
Antwort auf:Sprache again von Pfombo

>Wie kann das gute Laune machen? Naja, indem man versucht, den Inhalt des Videos zu verstehen, um dann hoffentlich zu erkennen, wie doll Sprache (sowie einzelne Begriffe und Metaphern) unsere Wahrnehmung beeinflussen, und was man dann mit dieser Erkenntnis machen kann. Framing ist nicht zwingend gut oder schlecht, sondern Framing ist. Genauso wie Holz ist (bekanntes Kunstwerk aus Dr Hasenbeins Praxis.) Wichtig ist, sich Framing sowie seine Wirkung bewusst zu machen. Doch bevor ich hier laber, schaut und versteht das Video.


Leider ist dieses Video mehr als kritikwürdig.

Unter anderem wird dort George Lakoff genannt udn damit ist es auch nicht weit zu seiner ehemaligen Studentin Elisabeth Wehling mit ihrem Buch Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht

Jan Achim Richter kritisiert in seiner Rezension in der Annotierten Bibliografie der Politikwissenschaft, dass Wehling nur wenige „alternative Semantiken“ zu den problematischen Begriffen anbiete, weil man die Verwendung von Frames und Metaphern nicht vermeiden könne. Ergänzt werden müsse das Werk außerdem um einen „kritischen Blick auf die Leistungen der Kognitionsforschung sowie eine Erörterung der generellen Frage, wie groß der Einfluss der Semantik im Vergleich zu anderen Faktoren – etwa Inhalt oder Person – auf die politischen Entscheidungen der Bürger ist“.Der Politikwissenschaftler Günter Rieger hebt in seiner Rezension auf social.net die Bedeutung des Themas und die Einprägsamkeit der Beispiele hervor, kritisiert aber, Wehling wähle immer nur in ihrem Sinne passende Beispiele aus und interpretiere sie einseitig. Er führt dies auf Wehlings „allzu reduktionistische(s) mechanische(s) Verständnis der Neurolinguistik“ zurück. Rieger sieht in der Darstellung selbst einen „Framing-Trick“ Wehlings: Mit neurolinguistischem Begriffs- und Namedropping werde der Frame „Wissenschaft“ aktiviert, „um dann selektiv gewählte Experimente, Beispiele und Interpretationen als allgemeingültige Wahrheiten und grundlegend neue Erkenntnisse erscheinen zu lassen“. Der Philosoph Daniel-Pascal Zorn weist darauf hin, dass weder Wehling noch Lakoff ihre Argumente überzeugend mit Erkenntnissen der Hirnforschung belegen könnten, die keine gesicherten Daten über den Zusammenhang von Hirnvorgängen und diskursivem Denken (was als Denken erlebt wird und logisch analysiert werden kann) habe.


Wenn's um's Framing geht, dann ist das heir auch nicht weit:
[https://de.wikipedia.org/wiki/Sapir-Whorf-Hypothese]




Gerade Wehling verweist auf Studien, die einen schlechten R-Index aufweisen, also wie gut sich die Ergebnisse eine Studie reproduzieren lassen.


Wie z.B. die hier:
[https://www.wellesu.com/10.1126/science.1162548]

Williams und Bargh (2008) berichteten, dass das Halten einer heißen Tasse Kaffee dazu führte, dass die Teilnehmer die Persönlichkeit einer Person als wärmer einschätzten, und dass das Halten eines Wärmepads dazu führte, dass die Teilnehmer Belohnungen für andere Menschen anstatt für sich selbst wählten. Diese Experimente zeigten große Effekte (r = .28 und .31), kleine Stichprobengrößen (41 und 53 Teilnehmer) und kaum statistisch signifikante Ergebnisse. Wir versuchten, beide Experimente in Feldeinstellungen mit mehr als dreifach so großen Stichprobengrößen (128 und 177) und Doppelblindverfahren zu replizieren, fanden aber nahezu Null-Effekte (r= –.03 und .02). In beiden Fällen legen Bayes'sche Analysen nahe, dass es wesentlich mehr Evidenz für die Nullhypothese (kein Effekt) gibt als für die ursprüngliche Hypothese des Physical Warmth Priming.



Hier haben wir dann

[https://www.jasnh.com/pdf/Vol6-No2.pdf]


John H. McWhorter kritisiert den linguistischen Relativismus und räumte auch mit ein paar populären Mythen auf. Mandarin sprechende Personen nehmen die Zeit nicht vertikal war. Überhaupt lässt sich alles in jeder Sprache gleich denken.


Aber es gibt halt Leute, die wollen an dieser "magischen Sprache" unbedingt festhalten, weil es klingt doch sooooo logisch. Ich kann zigtausendmale sagen: "Meine Hand hat sechs Finger!"  
An der Anzahl der Finger wird dasnichts ändern, höchstens an der Bedeutung des Wortes "fünf".


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