| Re:Werde bitte konkreter |  |
>In welchen Branchen werden aktuell oder in sehr naher Zukunft Jobs wegen KI abgeschafft? Wie viele? Was für Jobs sind das? Und wo wird bereits KI flächendeckend und mit Produktivitätsgewinn (netto, also nach dem etwaigen Aufräumen durch Menschen) eingesetzt?
Was ich höre, werden in vielen Kanzleien in Frankfurt in den nächsten Monaten weniger Berufseinsteiger eingestellt. Das wird sich aber wieder geben. Richtig ist, dass man Absolventen in aller Regel in den ersten zwei Jahren auch bisher schon nicht produktiv einsetzen kann, die müssen erst einmal das Handwerkszeug lernen. Wer gute Verträge machen will - egal ob mit Unterstützung von KI oder von Hand - muss erst einmal Hunderte Verträge gelesen haben, bis er das beherrscht. Und erst dann kann man vernünftig prompten. Sehe ich bei unseren WiMis, die sich außerordentlich schwer tun mit KI, weil sie eben nicht wissen, wie eine gute Haftungsklausel oder eine gute Rechteeinräumung aussieht und was nach Kartellrecht zulässig ist und was nicht. Und wenn man der KI nicht sagt, dass der Mandant 50% Marktanteil hat, kommt die KI nicht auf die Idee, dass sie dazu etwas prüfen muss. Der Grund, warum Kanzleien überhaupt Berufseinsteiger einstellen und mit Gehältern von weit über 100.000 Euro im ersten Jahr zuzuschmeißen ist, dass man eben langfristig denkt. Wer jetzt keinen Nachwuchs ausbildet, ist auch in 5 Jahren für die dann gesuchten Spezialisten nicht attraktiv. Das wird sich durch KI nicht ändern und in wesentlichen Bereichen des juristischen Alltags kann eine KI nicht selbständig arbeiten und wird es auch nie können. In vielen Bereichen betont etwa der BGH, dass ein Sachverhalt unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls zu bewerten ist (irreführend, sittenwidrig, Vorsatz ja oder nein usw.). Das kann eine KI nur dann, wenn man ihr diese Umstände mitteilt. Dazu muss man das aber geprüft haben und auch die Kriterien benennen können. Jura ist keine eindeutige Wissenschaft, da ist ganz viel Philosophie und Ermessen dabei. Wo es düster aussehen wird sind diese stupiden DDs oder Internal Investigations. Da kann man jeden Affen dransetzen, dazu muss man kein Jurist sein. "Mach mir eine tabellarische Aufstellung mit allen Mietverträgen im Datenraum, geordnet nach Laufzeit, Kündigungsfrist, monatlicher Miete für den DD-Report" oder "Such die E-Mail von Martin Winterkorn, in der er die Abschalteinrichtung freigegeben hat". Da haben wir früher morgens die Uhr angemacht, abends ausgemacht und das für Wochen und Monate. Wir mussten ja jeden Vertrag oder jede E-Mail einzeln prüfen. Ähnlich sieht es etwa mit Marken aus. Das spuckt die KI in wenigen Minuten aus. Reine Sachbearbeiterjobs werden weniger. Umso wichtiger ist es, sich zu spezialisieren und fortzubilden. Und außerdem müssen wir ja auch effizienter werden, weil eine Vielzahl von Arbeitnehmern demnächst in Rente geht. Das lässt sich allein mit Zuwanderung nicht abfangen.