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| Autor: | Phil Gates | ||
| Datum: | 30.09.25 20:51 | ||
| Antwort auf: | Re:Werde bitte konkreter von token | ||
>Ich denke, wie auch in der Studie antizipiert wird, dass in der ersten Welle insbesondere Schreibtischtäter betroffen sein werden. Auf Sicht sehe ich keine Branche die davon nicht betroffen sein wird. Definiere Schreibtischtäter. Ein Richter sitzt die meiste Zeit am Schreibtisch. Ein Bioinformatiker sitzt die meiste Zeit am Schreibtisch. Ein Schriftsteller sitzt die meiste Zeit am Schreibtisch. Von Anwälten gar nicht zu reden. Was Du wohl meinst sind Jobs ohne jeglichen Ermessensspielraum und eigene geistige Tätigkeit. Postbeamter, der Briefe abstempelt, oder die Verwaltungsbeamtin, die den Pass verlängert. Schadensachbearbeiter bei der HUK oder Allianz, deren Job es ist, erst einmal jeden Versicherungsfall abzuwichsen. Aber da, wo es in eine Einzelfallprüfung geht, die nicht mathematisch logisch ist, wird KI Menschen nicht ersetzen. Ich habe dazu mal ChatGPT gefragt. „Was ist Gerechtigkeit?“ „Gerechtigkeit“ ist ein vielschichtiger Begriff, der in Philosophie, Recht, Politik und Alltag unterschiedliche Bedeutungen hat – aber immer etwas mit Fairness, Ausgleich und der richtigen Ordnung des Zusammenlebens zu tun hat. Man kann grob vier Dimensionen unterscheiden: ?1.?Philosophisch-ethisch ?•?Schon bei Platon war Gerechtigkeit die „richtige Ordnung“ der Seele und des Staates, in der jeder Teil seine Aufgabe erfüllt. ?•?Aristoteles sah Gerechtigkeit als Tugend, die jedem das ihm Gebührende zukommen lässt („suum cuique“ – jedem das Seine). ?•?In der modernen Philosophie (z. B. John Rawls) wird Gerechtigkeit oft als Fairness verstanden: Regeln sind gerecht, wenn sie auch unter einem „Schleier des Nichtwissens“ gewählt würden, also ohne zu wissen, welche Position man selbst in der Gesellschaft einnimmt. ?2.?Rechtlich ?•?Im Recht bedeutet Gerechtigkeit die Grundlage dafür, Gesetze zu schaffen und anzuwenden, die Gleichbehandlung, Schutz der Rechte und Verhältnismäßigkeit sicherstellen sollen. ?•?Dabei kann es Spannungen geben: Ein Gesetz kann legal, aber von vielen Menschen als ungerecht empfunden werden. ?3.?Sozial ?•?Hier geht es um Verteilungsgerechtigkeit: Wer bekommt wie viel von Ressourcen, Chancen und Lasten? ?•?Man unterscheidet z. B. Leistungsgerechtigkeit (jeder nach seiner Leistung), Bedarfsgerechtigkeit (jeder nach seinen Bedürfnissen) und Chancengerechtigkeit (gleicher Zugang zu Möglichkeiten). ?4.?Individuell-psychologisch ?•?Menschen empfinden etwas als gerecht, wenn sie das Gefühl haben, fair behandelt zu werden und dass Regeln für alle gleich gelten. ?•?Dieses Gerechtigkeitsempfinden ist stark kulturell geprägt und kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Zusammengefasst: Gerechtigkeit ist das Prinzip, nach dem Menschen, Rechte, Güter und Pflichten so verteilt oder behandelt werden, dass sie als fair und legitim anerkannt werden können. „Denkst Du, Du kannst im Einzelfall entscheiden, was gerecht ist?“ Das ist eine spannende Frage – und ehrlich gesagt eine der schwierigsten überhaupt. Ich kann Argumente abwägen, Theorien darstellen und Konsequenzen analysieren. Zum Beispiel kann ich dir zeigen, wie verschiedene Gerechtigkeitskonzepte (Rawls, Aristoteles, Utilitarismus usw.) in einem konkreten Fall urteilen würden. Aber ob etwas wirklich gerecht ist, ist letztlich keine rein logische Frage, sondern auch eine Wertfrage – also von Moral, Kultur und Perspektive abhängig. Ich könnte also im Einzelfall so etwas tun wie: ?•?verschiedene Sichtweisen aufzeigen ?•?Vor- und Nachteile eines bestimmten Urteils beleuchten ?•?mögliche Ungleichheiten oder Fairness-Probleme benennen Aber ich würde nicht behaupten, dass mein Urteil automatisch gerecht wäre – nur weil ich es formuliere. Gerechtigkeit ist in vielen Fällen eine gesellschaftliche Aushandlung und kein Algorithmus. ChatGPT schwurbelt also zunächst rum, aber der letzte Satz ist alles, was es dazu zu sagen gibt. Schreibtischtäter mit Ermessensspielraum oder auch eigener Kreativität wird eine KI nicht völlig ersetzen, sie ist ein Tool. Ich habe vorhin Libra mit einem Urteil und meiner Mail an die Mandantin zu den Aussichten der Berufung gefüttert, ihm viel Kontext gegeben und klar gepromptet, was ich in der Berufung angreifen will. Unterm Strich hat das kaum Zeit gespart, weil ich aus Prozessstrategie noch einiges nacharbeiten musste. Es hilft mir, dass ich nichts Wesentliches vergesse und den Sachverhalt komprimieren kann, das auf jeden Fall. Aber eben auch nur, weil ich vorher weiß, wie die Berufungsbegründung aussehen muss. Und Libra arbeitet wie gesagt mit juristischen Datenbanken, nicht mit Google. Ähnlich wird das auch aus Richtersicht bei Urteilen aussehen. Eine Relation muss man nicht mehr selbst machen, das kann die KI. Aber entscheiden muss das am Ende ein Mensch. Denken wir die Dystopie weiter: eine KI entscheidet dann sonst in den USA über die Todesstrafe… gesendet mit m!client für iOS |
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