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| Autor: | LustigesWiesel | ||
| Datum: | 03.11.25 21:37 | ||
| Antwort auf: | Update Burnout / Wiedereinstieg nach 2 Monaten von Doc Ower | ||
Ich will dir nur meine Story erzählen, du hast andere Vorraussetzungen, die kann ich nicht auf mich Projizieren. Hatte, weil ich von einem Bekannten gefragt wurde in seine Firma gewechselt. Kleines Regionales Unternehmen mit 130 Mitarbeiter. Anfänglich bekam ich einen Job der mir eigentlich lag, Finanziell es okay, kam aber auch von einem sehr gut bezahlten Job aus der Chemiebranche, also lag im Hintergrund immer der Wunsch da noch aufzusteigen. War auch nicht das Problem, schließlich wollte er ja dass ich dort bleibe, und so kann mit einer höherwertigen Stelle schnell Firmenwagen, Wellnessurlaub ,Tickets zu Veranstaltungen und ganz viel Verantwortung hinzu. Anfänglich machte sich natürlich eine Begeisterung breit, innerhalb von einem Jahr wechselte ich dreimal den Wagen, weil ich mir jeweils einen besseren aussuchen konnte und meinen anderen weitergab. Zwischendurch konnte ich einfach für paar hundert Euro bei Media Markt mir Sachen aussuchen, weil sie einfach meine Leistung unterstützen wollten. Alles war anscheinend toll, außer dass es mich total ausbrannte. Meinem Chef fiel es überhaupt nicht auf, da meine Leistung , immer noch gut waren, dass ich aber dafür 150% geben musste im Gegensatz zu Kollegen die es einfach Spaß machte und nicht anstrengte, konnte er nicht sehen. Bei mir spiegelte es sich irgendwann darin wieder, dass ich die Hälfte meiner Sehkraft auf ein Auge verlor, was wohl so ein typisches Broker Symptom ist, dass bei Stress entstehen kann. Das gab mir dann schon sehr zu bedenken, weil gerade auch meine Tochter geboren war, und ich sie eigentlich gerne richtig sehen wollte und nicht nur noch mit einem Auge und mit dem anderen dann ohne Farbe, wusste ich, dass ich was ändern muss. Also ging ich zu meinen Bekannten/Geschäftsführer sagte ihm ganz offen, dass ich so nicht weitermachen kann, und es mir wirklich gesundheitlich schlecht geht. Auch da wurde schnell eine Lösung gefunden, ich blieb jeden Freitag einfach zu Hause. Was für ein genialer Plan... was aber nicht beachtet wurde war, dass überhaupt nichts an meiner Arbeit geändert wurde, sondern ich nun meine Arbeit in vier Tagen statt in fünf erledigen musste. Also bin ich wieder hin und meinte, das klappt so einfach nicht ich bekomme das nicht hin mir geht's körperlich schlecht, und ich habe oftmals ein schlechtes Gefühl überhaupt hierher zu kommen. Ja man würde es verstehen, aber man könne mir jetzt auch nicht einfach was schlechteres geben, ich wäre ja auch finanziell jetzt einiges gewöhnt. Ich war da noch wirklich zu Abstrichen bereit, aber irgendwie zierte man sich die ganze Zeit, und man wollte nicht dass ich meinen Job aufgebe. Das habe ich mir dann noch kurz angesehen, dann mit meiner Frau besprochen, ob wir mit deutlich weniger Geld auskommen können. Und vor allem ist es anfänglich für mich nicht nur weniger Gehalt gewesen, sondern man musste ja Sachen kaufen wie ein Auto, Handy, Laptop und so weiter, all das besaß ich überhaupt nicht weil wir es mir immer von der Arbeit gestellt wurde. Aber was soll ich sagen, ich wechselte zu einem deutlich deutlich schlechter bezahlten Job in öffentlichen Dienst (und nein der Job war sehr breit gefächert und nicht ein Platzwarmhaltejob, und sehr fordernd), aber ich hatte überhaupt nicht mehr mit Fristen zu kämpfen, oder mit kurzfristigen Problem die jetzt auf gleich gelöst werden müssen, sondern konnte langfristige Strategien entwickeln, mir Zeit lassen, Sachen überdenken und einfach nach meinem Rhythmus arbeiten. Und innerhalb eines dreiviertel Jahres ging es mir super, ich hatte mich schon ewig nicht mehr so gut gefühlt. Da sagte ich auch das erste Mal meiner Frau, dass ich mir diesen Job auch noch bis zum lebensende vorstellen könnte. Das hätte ich vorher nie geäußert, und bei den letzten Job ganz gewiss nicht, da war mir klar dass ich vorher den Löffel abgeben würde. So wie die Energie wieder da war, kam uns auch noch mal der Wunsch auf uns komplett zu verändern, und wir zogen an die Nordsee, was wir eigentlich für unseren Lebensabend geplant hatten. Hier bin ich auch wieder ganz kurz drauf reingefallen, und ließ mich von guter Bezahlung und sehr kurzen Wochenstunden der IG Metall blenden und nahm ein Job im technischen Vertrieb an. Ich weiß auch nicht wie ich so dumm sein konnte, mir war doch eigentlich klar das auch so ein Bereich ist der aus viel Blenden besteht, und wo der eine den anderen die Butter vom Brötchen klauen möchte. Hier war ich Gott sei Dank nach einem halben Jahr schon schlauer und suchte mir einen neuen Job, wieder mal mit Absprache meiner Frau, um einfach da meiner Gesundheit nicht wieder zu schaden. Und ich habe einen der besten Jobs die es gibt :D Aber auch hier ist Geld wieder das ganz spannende, eigentlich ist es zu wenig für uns vier Personen, wir machen keine riesigen Sprünge, müssen aber auch nicht am hungertuch nagen, aber meine Familie merkt dass es mir gut geht, und das ist mir und meiner Familie wichtiger als jeden Euro den wir haben können. Ich muss zwar drei Tage die Woche zum Arbeitsplatz kommen, und habe damit weniger Homeoffice als vorher, dafür gehe ich wirklich gerne dahin. . Ich bin wieder an dem Punkt angekommen, wo ich sagen könnte, dass mache ich bis zum Schluss. Auch bei allen negativen Punkten, aber z.b bin ich jeden Tag 15:30 Uhr spätestens zu Hause, und habe einfach noch Zeit mit mein Kindern, und nicht nur einfach Zeit, sondern ich bin nicht völlig fertig und muss mich erstmal erholen, sondern kann einfach direkt mit ihnen spielen und rausgehen. Das ist für mich der absolute Gamechanger. Und ich sehe dass du in einer Verantwortung für deine Familie stehst, besteht da aber keine Möglichkeit auch mit deiner Exfrau zu sprechen, was das mit dir macht? Ich gehe halt immer von dem besten aus, und denke deiner Familie ist doch auch mehr damit geholfen, weniger Geld zu bekommen, als irgendwann gar nichts mehr, weil du berufsunfähig bist oder von einer Reha zu anderen rennst. Aus meine Erfahrung sage ich, dass m so lange man das Rad nicht verlässt, diesen Druck und diese Hilflosigkeit nie verlieren wird. Und ich fühlte diese Hilflosigkeit, ich war manchmal den Tränen nahe, weil ich einfach nicht mehr konnte und ich nicht wusste wie ich das meiner Frau erklären soll. Jeden morgen hasste ich es zur Arbeit zu gehen, und ich zwang mich nach dem Urlaub wieder hinzugehen. Immer in der Hoffnung dass die es doch merken würden, doch das kam nicht. Vielleicht haben hier einige andere Erfahrung gemacht, doch ich konnte nichts dran ändern, und jede kurze oder längere Pause (ich machte auch eine Reha) sorgte nur dafür, dass ich hinterher in ein noch größeres Loch fiel. Die einzige Lösung die mir blieb, war einfach ein kompletter Umbruch, mit allen negativen Punkten, und all den Gedanken die ich mir vorher machte wie wir hinterher vernünftig klarkommen sollen. Nach dem wirklich schweren und mit viel Ängsten geschehenen Umbruch, merkte ich aber ganz schnell wie mein komplettes Leben freier wurde, und ich wieder eine ganz andere lebensqualität haben konnte. Da merkte ich zum ersten mal, was einige damit mein, das über ihrem Leben wie ein Schleier lag, und dann wieder die Sonne reinkam. |
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