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| Autor: | Zinkhal | ||
| Datum: | 22.11.25 13:45 | ||
| Antwort auf: | jetzt Endlevel Kacke von tofmof | ||
Wow, dass ist ein unglaublich schwere Situation. Umso beeindruckender, wie du damit umgehst. Von deinen Schilderungen her scheinst du alles richtig zu machen. Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft und Ausdauer, dass es irgendwie in eine Richtung geht, wo ihr am Ende sagen könnt, wir haben alles gegeben. Auch wenn dein Vater es nicht zum Ausdruck bringen kann (typisch für diese Generation), weiß er im innersten sicherlich, was du viel opferst und ist dir dankbar. Ich habe diese Jahr zwei nahe Angehörige verloren (einen davon an Krebs) und kann es so halbwegs nachvollziehen. Dennoch war ich noch nie so nah dran, dass ich mein ganzes Leben umstellen musste. Klar, für meine Freundin habe ich auch viel umgestellt, aber hier ist die Diagnose eine andere und alles läuft nach Plan und sie macht es so toll, dass sie keine "Belastung" für mich ist. Ich ziehe immer den Hut davor, wenn man sich in solch einer Situation den Problemen stellt und einfach da ist. Man funktioniert dann auch mehr oder weniger einfach. Es ist nicht so, dass man eine Wahl hat bzw. fühlt man sich einfach verpflichtet. Diese Verpflichtung steht aber moralisch gar nicht zur Diskussion. Man tut das, was sich richtig anfühlt. Mach einfach weiter. Gönne dir dennoch vereinzelte Ruhephasen. Ich habe selbst gemerkt bzw. merke immer noch, dass es mit der Zeit nicht besser wird. Es frisst einen mit der Zeit auf, wenn man nicht auch mal an sich denkt. Fühl dich gedrückt. Du machst das toll. So einen Sohn wünschen sich doch alle. >Nachdem ich genau drei Tage wieder bei meiner Family war, um den 18ten Geburtstag meiner Tochter zu feiern (alter Schwede, ich wurde Vater, als ich hier im Forum war, ich müsste inzwischen auch schon bald 20 Jahre angemeldet sein), bin ich wieder zurück. Hatte einen Termin mit meinem Dad im Krankenhaus. Eigentlich hätte er nach seiner OP ne Reha machen müssen, aber er verlor zu viel Gewicht, um die machen zu können. Als wir beim Prof reinkamen, sagte mein Vater lustig "ich bin auf der Zielgeraden", und die Tumormarker (vor der OP bei circa 100, nach der OP bei 30, waren zu dem Zeitpunkt bei 160) haben das bestätigt. >Es wird jetzt also nur noch begleitet. >Inzwischen haben wir eine Pflege hier (eigentlich nur für meine demente Mom), die zusätzlich ein Problem ist. Sie will jetzt auf einmal weg, weil sie wegen mir angeblich nicht selbstständig arbeiten kann. Dabei habe ich ihr extra alles immer so angetragen:"hey, da du immer zum Supermarkt läufst, wollte ich anbieten, dass ich die Einkäufe auch mit dem Auto machen kann. Wenn du aber gerne einkaufst, weil du dann auch mal hier raus kommst, dann kannst du das auch gerne machen." >Ich koche auch meist, aber nur, weil mein Vater so schlecht ist (er wiegt bei 1,80m gerade 54 kg), und sich von mir immer morgens wünschen darf, worauf er Lust hat. Irgendwie scheint sie das zu stören. >Ich ziehe mich jetzt so weit es geht in mein Zimmer zurück, da, wenn die jetzt auch wieder abhaut, es echt untragbar wird. Ich hatte meine Eltern komplett alleine zwei Wochen versorgt, und das ist echt ein Knochenjob und vor allem sehr viel Stress (ich hab dann jedes Mal, wenn ich zur Apotheke gehe Angst, dass zuhause gerade Not am Mann ist (mein Vater kann meine Mutter, die gehbehindert ist, nicht alleine in den Klostuhl heben). >Diese Pflegen sind, so wertvoll sie sind, sehr oft ein nerviger Faktor, da speziell diese gerade, aus jedem Scheiss eine Diskussion macht. Ich versuche ihr nur ihren Job leichter zu machen, aber oft denken die, sie seien Ärzte, wissen besser was hier und da hilft, als die Ärzte. Kapieren einfach nicht, dass meine Mom immer nur sehr wenig isst, und nicht, weil sie denkt sie müsse etwas für meinen Dad übrig lassen. Das ist bei der Belastung manchmal so nervig und zermürbend. >Was das hier alles aber am schwierigsten macht, ist die Situation mit meiner Mom. Mein Vater sagte vor seiner OP, ich solle doch bittemeine Mutter nach Holland holen, wenn er nichtmehr ist, und er wäre sich sicher, dass er sie nicht überleben wird. Ich habe nachdem es nun deutlich ist, dass es aufs Ende zugeht, angefangen meine Frau mal gucken zu lassen, wie sich das technisch organisieren liesse. Das ist aber, wie zu erwarten war, eine sehr lange und mühsame Prozedur. Und als ich ihm sagte, dass ich meine Mom schlussendlich nach Holland holen würde (wir hatten immer die zwei Alternativen hier oder bei mir), ist er mega ruppig geworden, wie ich bitte jetzt mit sowas anfangen könne. Ich meinte dann, dass das alles sicher ein halbes Jahr dauern könnte, und man ja schonmal mit dem ein oder anderen anfangen könne. Gleiche Reaktion. >Ich bin dann wieder in mein Zimmer (den Tränen nah) und dachte, wenn ich in einer halben Stunde runter komme, entschuldigt er sich vielleicht und kapiert, dass wir uns darum kümmern müssen, damit meine Mom hier nicht ein halbes Jahr alleine mit einer Pflegerin im Haus hockt). Als ich runterkam, sagte er "setz dich mal! Ich finde du bist ziemlich pietätlos! Das wollte ich dir mal sagen!". >Ich weiss meinem Vater geht es nicht gut. Und er drehte sich auch für meine Mom immer alles nur um ihn. Ich verstehe, dass das ein frustrierendes Thema ist, aber wie man nur, damit man damit nicht konfrontiert wird, und so angenehmer die letzten Wochen verbringen kann, in Kauf nehmen, dass alles, was meine Mutter betrifft "nach mir die Sintflut ist." >Ich schlucke meinen Stolz dann immer runter, und denke mir, ich werde hier gebraucht und das muss funktionieren, da kann ich jetzt nicht noch Konflikte erzeugen. Aber seine Art, macht es nicht gerade einfacher. Er möchte auch, dass eigentlich niemand weiss, wie es ihm geht, niemand ausser "nach einiger Zeit" die allernächsten Verwandten von seinem Tod erfährt, keine Todesanzeigen, keine Bestattung und nur eine anonyme Urne. >Dass meine Kinder Abschied nehmen wollen, interessiert ihn nicht. Als meine Mom vor ein paar Jahren mal sagte, dass sie kein Grab möchte, und ich sagte, ich wolle doch einen Ort haben, wo ich ab und zu hin kann, um zu trauern, sagte meine Vater zu meiner Mom;"du musst auch an die Hinterbliebenen denken. Nicht nur an Dich!". Also scheint er auch da mit zweierlei Mass zu messen.Ich versuche seine Wünsche ja zu respektieren, aber diese ruppige Art und diese Sturheit bei vielen Dingen, macht das manchmal zur Tortur hier. >Aber ich werde jetzt bis zum Ende hier bleiben, und wenn überhaupt, nur ein paar Tage Mitte Dezember, wenn mein Bruder aus den USA kommt, nach hause fahren. Ich bin sogar dankbar, dass ich meinen Eltern etwas zurückgeben kann. Meinen Vater werde ich nicht ändern können. `Sein Love Language ist Geld, und er hat nie über seine Emotionen reden können, nie gesagt, dasss er mich liebt, aber ich weiss, dass das ein Generationsding ist (er hatte sich auch belustigt darüber geäussert, dass man ihm im Krankenhaus einen Seelsorger/Therapeuten angeboten hat "ich hab denen gleich gesagt, dass ich sowas nicht mache"). Ich weiss er liebt mich, und ist stolz auf mich, und das werde ich im Kopf behalten. Nachdem er mich gestern Abend angeschissen hat, warum im Bad oben kein Klopapier mehr war, war er danach für seine Verhältnisse super dankbar und höflich, als ich in der Nacht eine (komplett mit Blut vollgeschissene) Hose für ihn gewaschen hatte. >Das hier ist alles sehr persönlich und mein Dad würde mich killen, wenn er das wüsste, aber eigentlich muss das Alles mal raus. >Was zusätzlich extrem schlecht ist, ist der Fakt, dass ich NULL Ahnung habe, wie lange das noch dauern kann. Man hört oft, dass es bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verdammt schnell gehen kann. Ich wollte vor dem prof im Krankenhaus nicht fragen, und wahrscheinlich kann man da nur sehr schwer eine Prophezeiung machen, aber ob das jetzt noch drei Wochen, drei Monate oder ein halbes Jahr geht: keine Ahnung! >Hat da jemand Erfahrung? |
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