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| Autor: | FS | ||
| Datum: | 27.11.25 10:15 | ||
| Antwort auf: | Gegenargumente für die Putin Versteher von KO | ||
Gekürzt und formatiert sowie ein paar Punkte präzisiert. FAKTENCHECK: KREML-PROPAGANDA WIDERLEGT ================================================================================ Das Narrativ, der Krieg sei eine "notwendige Reaktion" auf den Westen, hält einer Überprüfung mit historischen Quellen und Völkerrecht nicht stand. Hier die 8 gängigsten Mythen im Faktencheck. 1. MYTHOS: Putin wollte der NATO beitreten – und wurde abgelehnt. -------------------------------------------------------------------------------- Fakt ist: Putin deutete um 2000 Interesse an einer Anbindung an, war aber nicht bereit, den regulären Aufnahmeprozess (Membership Action Plan) für demokratische Standards zu durchlaufen. Er strebte eher einen Sonderstatus an. Zudem war Russland zu diesem Zeitpunkt durch den zweiten Tschetschenienkrieg (ab 1999) und die staatliche Übernahme unabhängiger Medien (z.B. NTV) bereits auf einem autoritären Kurs, der einem regulären Beitritt entgegenstand. 2. MYTHOS: Die NATO hat versprochen, sich nicht nach Osten zu erweitern. -------------------------------------------------------------------------------- Es existiert kein Vertrag, der dies verbietet. Michail Gorbatschow bestätigte später, dass eine generelle Osterweiterung 1990 gar nicht verhandelt wurde. Das oft zitierte "Versprechen" im Rahmen der 2+4-Verhandlungen bezog sich spezifisch auf die Stationierung von Truppen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Zudem unterzeichnete Russland 1997 die "NATO-Russland-Grundakte", die das Recht souveräner Staaten auf freie Bündniswahl explizit anerkennt. 3. MYTHOS: Putin musste verhindern, dass die Ukraine der NATO beitritt. -------------------------------------------------------------------------------- Die Chronologie widerlegt dies. 2010 verankerte die Ukraine gesetzlich ihren Status der "Blockfreiheit" (Nicht-Pakt-Gebundenheit). Ein NATO-Beitritt stand nicht auf der Agenda. Dieser Kurs änderte sich erst im Dezember 2014 – als Reaktion auf die bereits erfolgte russische Aggression (Annexion der Krim im März 2014, Krieg im Donbass ab April 2014). Die NATO-Ambitionen waren die Folge des Angriffs, nicht dessen Ursache. 4. MYTHOS: Putin warnte in München (2007), aber keiner nahm ihn ernst. -------------------------------------------------------------------------------- Die Rede war die Ankündigung einer Rückkehr zu imperialen Einflusssphären. Dass es keine bloße Rhetorik war, zeigten die Taten: 2008 Einmarsch in Georgien, 2014 Krim-Annexion. Der Fehler des Westens lag nicht im Ignorieren, sondern in der falschen Hoffnung ("Wandel durch Handel", Nord Stream), dass wirtschaftliche Verflechtung Putin zähmen würde. 5. MYTHOS: Amerika hätte es nicht geduldet, wenn Mexiko der NATO beigetreten wäre. -------------------------------------------------------------------------------- Der Vergleich hinkt. Die USA intervenierten historisch bei Stationierung von Nuklearwaffen (Kuba-Krise). Die Ukraine hingegen gab 1994 im Budapester Memorandum freiwillig ihr drittgrößtes Atomwaffenarsenal an Russland ab – unter Sicherheitsgarantien Russlands. Der Westen unterstützte diese Abrüstung (Nunn-Lugar-Programm). Das belegt, dass keine Angriffsabsicht bestand. Russland hingegen stationiert heute taktische Atomwaffen in Belarus. 6. MYTHOS: Osteuropa war schon immer russisches Einflussgebiet. -------------------------------------------------------------------------------- Historische "Einflusssphären" rechtfertigen keine heutigen Kriegsverbrechen. Die baltischen Staaten erinnern sich an sowjetische Deportationen (1941, 1949). Dass diese Furcht berechtigt ist, zeigen aktuelle Ermittlungen: Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) erließ im März 2023 Haftbefehle gegen Wladimir Putin und Maria Lwowa-Belowa wegen des Verdachts auf unrechtmäßige Deportation von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten. 7. MYTHOS: Die NATO wollte Russland überfallen (Bodenschätze). -------------------------------------------------------------------------------- Wann wäre der Zeitpunkt gewesen? In den 90ern lag Russland wirtschaftlich am Boden. Statt anzugreifen, lieferte der Westen Lebensmittelhilfen und finanzierte die Sicherung russischer Atomwaffen. Bis 2022 gab es Kooperationen im NATO-Russland-Rat. Es gibt keine Belege für westliche Invasionspläne – wohl aber Belege für massive westliche Abrüstungsprogramme in Europa nach 1990. 8. MYTHOS: NATO war in Jugoslawien und Afghanistan – also ist sie gefährlich. -------------------------------------------------------------------------------- Man muss rechtlich differenzieren: Jugoslawien (1999): Intervention zum Stopp ethnischer Säuberungen im Kosovo; die nachfolgende KFOR-Mission wurde durch UN-Resolution 1244 legitimiert. Afghanistan (2001): Reaktion auf 9/11, gedeckt durch das Recht auf Selbstverteidigung (Art. 51 UN-Charta) und anerkannt durch UN-Resolution 1368. Russland hingegen führt territoriale Eroberungskriege und blockiert im Sicherheitsrat jede Verurteilung seiner eigenen Völkerrechtsbrüche. |
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