Thema:
Re:Ukraine versenkt nun die Öltanker Schattenflotte flat
Autor: _bla_
Datum:07.12.25 10:42
Antwort auf:Re:Ukraine versenkt nun die Öltanker Schattenflotte von FS

>Zwischen "wir drehen den Gashahn auf und zu, um wirtschaftlichen und politischen Druck aufzubauen" und "wir vernichten alle künftigen Geschäfte darüber, indem wir unsere eigene Infrastruktur vernichten" liegen Welten.

Nein. Der Wert von einer Infrastruktur wie Nordstream richtet sich nicht nach den Baukosten, sondern daraus welchen wirtschaftlichen Nutzen man aus dieser Infrastruktur ziehen kann. In dem Moment als Russland die Ukraine angegriffen hat und den Gasfluss durch Nordstream als politisches Druckmittel genutzt hat, ist der wirtschaftliche Nutzen von Nordstream in den Keller gegangen. Auch wenn in Zukunft möglicherweise wieder Gas durch Nordstream geflossen wäre, wäre vermutlich nie mehr die volle Kapazität von Nordstream benötigt worden, einfach weil man sich bei der Gasversorgung diversifizieren müsste und auch in Zukunft nie wieder in eine Situation der politischen Erpressbarkeit über die Gaslieferungen begeben dürfte. Auch bei einem Frieden in der Ukraine wäre man in einer Situation, wo man wesentlich weniger Gas aus Russland importieren würde und damit der Nutzen von Nordstream eben auch wesentlich geringer wäre. Zudem müsste man um politische Erpressungen zu verhindern, auch Gaslieferungen aus anderen Quellen absichern. Europa müsste bspw. langfristige Lieferverträge für LNG abschließen, die das russisches Gas über Nordstream ersetzen könnten, sollte es zu einem weiteren Versuch der politischen Erpressung kommen. Im Normalfall würde dieses Gas dann auf dem Weltmarkt weiterverkauft, in der Regel mit einem leichten Verlust. Diesen Kosten für die Absicherung gegen politische Erpressung müssten auch beim Restwert von Nordstream mitberechnen werden. Ebenso ist eine naheliegende Forderung für eine Wiederaufnahme von Gaslieferungen in die EU, die Nutzung der Pipelines durch die Ukraine, um Russland von einem neuen Angriff auf die Ukraine abzuhalten. Wenn man von diesen Vorraussetzungen ausgeht, stellt sich die Frage welches Gas überhaupt noch durch Nordstream fließen soll? Die Pipelines durch die Ukraine, die Jamal Pipeline durch Bellarus und Polen haben genug Kapazität um Gaslieferungen in einem Umfang zu erlauben, der politisch möglicherweise halbwegs zeitnah denkbar ist. Und durch erneuerbare Energien wird Gas aber ohnehin mittelfristig nur noch in reduzierter Umfang genötigt. Gas braucht man dann sehr viel in ein paar Wochen Dunkelflaute pro Jahr, aber im Durchschnitt eben wesentlich weniger als bisher.

Ich bin davon überzeugt, das Nordstream schon durch den Angriffskrieg wesentlich mehr als die Hälfte des wirtschaftlichen Werts verloren hatte. Der Restwert der durch die Sprengung vernichtet wurde, war dementsprechend weniger als dieser Wertverlust.

Stell dir vor du hast einen Neuwagen. Person A macht damit einen Roadtrip beim dem vieles schiefgeht, am Ende war das Auto in diverse Unfälle verwickelt, der Innenraum ist komplett runter und überall sind Lackkratzer und Beulen drin, aber immerhin fährt der Wagen noch. Danach fackelt Person B diesen Wagen ab. Den Wagen abfackelt, mag noch krasser klingen als der Roadtrip, aber Person A hat den Wert des Autos von 40000 Euro auf 4000 Euro reduziert und Persona B hat den Wert von 4000 Euro auf 0 reduziert. Wer hat also den größeren Schaden verursacht? So sehe ich das auch bei Nordstream.


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