Thema:
An ode to Test Drive Unlimited flat
Autor: thestraightedge
Datum:23.10.06 10:49
Antwort auf:Test Drive Unlimited von Spyro2000

Ich finde das Spiel wirklich fantastisch, das gehört unabdingbar in jedes Repertoir eines Rennspiel-Enthusiasten.

Nach einem etwas ruppigen Einstieg, indem man sich mit eher lahmen Karren und wenig Geld rumschlägt nimmt der Titel dann irgendwann nach einigen Stunden richtig Fahrt auf. Die ersten B und A Wagen landen in der Garage, das erste Tuning wird durchgeführt, und plötzlich merkt man auch, dass der langsame Einstieg Sinn macht: Man kommt viel besser mit dem Geschossen klar als in der Demo, wo man sofort mit einem Ferrari auf die Piste gelassen wurde und wo zumindest ich oft abgeflogen bin. Auch hat man die Topografie der Insel dann schon intus und weiß wie man welche Bodenwellen nehmen kann und wann man in einer Kurve mal besser vom Gas geht. Anfangs hätte ichs nicht geglaubt, aber auch hier kann man wie bei PGR3 sehr clean fahren ohne ständig abzufliegen - auch mit einem hochgetunten Enzo oder Saleen.

Der Umfang ist gigantisch, wer wirklich alle Singleplayer Challenges, Zusatzaufgaben und dann noch Multiplayer spielen will ist lange beschäftigt. Wer dann alle Häuser, Autos, Concept-Cars usw. besitzen will ist ewig dran. Und das beste ist: Man hat da auch Bock drauf. Selbst diese dusseligen Modellmissionen machen Spass, einfach weil das Ambiente so nett ist, man doch immer wieder in neue Ecken der Insel und Ortschaften fahren muss, so wiederum neue Missionen entdeckt usw.

Die Insel an sich ist immens, es dauert Wochen bis man jede Strasse abgefahren hat, und auch wenn viel gleich aussieht findet man doch immer wieder interessante neue Bereiche. Mal ein Dorf in den Bergen hier, eine Wüste dort, einen Flughafen da, Palmenplantagen im Norden, Serpentinen und schroffe Felsen im Westen, Wasserfälle im Osten, tunnelige Highways durchs Gebirge in der Mitte. Einfach nur rumcruisen und Dinge zu finden macht wirklich Spass, und hier und da ein Instantchallenge mit einem anderen Spieler, den man irgendwo im Hinterland trifft (worüber man sich oft richtig freut) zu fahren lockert das ganze auf. Das Spiel ist wegen der immensen Fläche grafisch nicht so präzise und brilliant wie PGR3, was sich aber durch die organische und riesige und frei befahrbare Spielewelt aufhebt.

Die Sache mit dem Charakter, der vielfältig editierbar ist, ist nicht so mein Ding, aber irgendwie nett, und es scheint vielen Leuten Spass zu machen. So erhält das Spiel etwas persönliches, was bei PGR3 vielleicht ein wenig gefehlt hat.

Die Fahrzeugauswahl ist erstklassig, auch wenn die meisten Karren bereits in meiner PGR3 Garage stehen. Ein wenig mehr Exoten und Concepts wären toll gewesen, da gibts ja noch einige Hersteller die Supersportler im kleinen Stil bauen. Die Innenansichten sind toll umgesetzt und MUSS für alle weiteren Rennspiele Standard werden. Der Gimmick mit der Sitzverstellung ist mehr als nur ein Gimmick. Fahre Rennen trotzdem meist Stossstangensicht, auch wenn man jedes Fahrzeug mal von innen gefahren sein sollte.

Die Polizeigeschichte finde ich fair gelöst. Die 30.000 Euro Strafzettel jucken einen irgendwann nicht mehr, und meist kann man dem ja gut entgehen, indem man nach einer Kollision kurz ein wenig ruhiger fährt. Nebenbei ist das für mich ein kleiner Tribut an Test Drive 2, denn vom "Mist, erwischt!" Gefühl und dem Ablauf ist das schon ähnlich. So störend wie hier beschrieben finde ichs nicht.

Das anfangs von mir kritisierte Wetter- und Tageszeiteneinerlei macht mittlerweile total Sinn. Auch wenns nur Nuancen sind, so merkt man doch hier und da Auswirkungen, wenn man z.B. Abends mit einer tiefstehenden Sonne zu kämpfen hat und instinktiv die Sonnenblende runterklappen will, oder wenn Nebel und Wolken aufziehen man hofft, dass das Wetter nicht umschlägt. Diese Nuancen sind bemerkenswert realistisch umgesetzt. Regen hätte wahrscheinlich nur gestört, und Nacht hätte die Rennen massgeblich erschwert - also passt das eigentlich.

Auch wenns ich den Titel von spielerischer Brillianz und Optik her knapp hinter PGR3 sehe kommt er durch die offene Spielwelt usw. auf jeden Fall mit auf den Thron der Next Gen Racer.

Schatten gibts auch:
- ich mag die Steuerung der Motorräder nicht, das wirkt irgendwie unausgegoren
- Sich frei in den Häusern und Garagen und um die Autos bewegen zu können hätte den RPG-Aspekt wohl perfektioniert, und seit PGR3 hätte ich das auch erwartet. Schade drum, so wirkts halt nur wie ein Menü mit netten Animationen
- Ich hätte gern einen Geländewagen gehabt, mit dem ich auf das Gebirgen klettern kann, wo ich mit den Sportwagen wegen der Steigungen querfeldein nicht hinkomme
- Ab Champion hätte man mehr Geld zur Verfügung haben sollen. Dieses "ich fahre 100x ein megaeinfaches 70.000er Challenge" ist ein wenig frustig, hat mit Können nichts zu tun. Hätte man anders lösen können, z.B. durch 10.000 Bonus bei Erreichen dieses Levels. Dann müsste man sich den großen Einkauf nicht durch stupide aber auch völlig talentfrei lösbare Aufgaben erspielen.

Musste ich mal loswerden. ;)


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