Thema:
Story of Thor flat
Autor: strid3r
Datum:29.01.15 15:45
Antwort auf:Durchgezockt Retro-Edition Nr. 1 von Rac

Ingame timer zeigte nach dem Abspann 7 Stunden an. Spaß gemacht hat es, allerdings bin ich froh, dass ich hier keine Wertung abgeben muss, da ich mir schwer damit täte, die Güte des Spiels in Zahlen auszudrücken. Das liegt vor allem an den Detailmängeln, worunter es richtige Klopper gibt und auch der etwas seltsamen Struktur.

SoT ist ja generell ein recht spezieller Genre Mix, da es sicher nicht übertrieben ist, das Kampfsystem mit dem simpler Brawler zu vergleichen. In dem Sektor ist das Spiel auch durchaus solide und beweist gleichzeitig auch eine gewisse Eigenständigkeit, allerdings fallen vor allem zum Ende hin, wenn viele und recht aggressiv agierende Gegner regelmäßig auf den Spieler losgelassen werden, einige Schwächen auf. Wenn man von einer Horde Zombies umgeben ist und im stunlock steckt -mangels invincible frames nach eingesteckten Treffern-, nur ein paar Frames hat um einen der rettenden Spezialangriffe auszuführen -da sowohl Salto als auch 360° Streich die rettenden invincible Frames besitzen- und die Energie so dahinschwinden sieht, kann das schonmal frusten. Auch hat man oft genug das Gefühl, dass die Hitboxen beim Spieler selber pingeliger sind, als bei den Angreifern, wenn diese einen bereits treffen können, man selber aber noch näher heranmuss, oder wenn Gegner direkt nach kassierten Treffern schon selber wieder austeilen können und man so gezwungenermaßen Schaden einsteckt. Das alles wird natürlich etwas dadurch relativert, dass es sich um ein Action Adventure handelt und man die Energie im Normalfall schnell wieder mit Items auffüllen kann, etwas mehr Feinschliff wäre aber schön gewesen für ein befriedigenderes Spielgefühl. Nichtsdestotrotz macht die Klopperei Spaß und fühlt sich insgesamt, trotz der etwas zu auffälligen Trägheit, gut an. Auch die Bosskämpfe geben zum Großteil ein besseres Bild ab, als z.B. die von Light Crusader, ein wirklich berauschend gutes Design der Patterns findet man aber auch in SoT leider nicht.

Was die Rätsel angeht, ist das Spiel ebenfalls solide, ohne wirklich harte Nüsse. Kann man durchaus als guten Mittelweg beschreiben, bei dem die Rätsel nicht zu abstrus sind, dass man ständig das Bedürfnis hätte in einen FAQ zu gucken (war nicht ein einziges Mal nötig), noch sich total unterfordert fühlt. Auch das navigieren durch die Dungeons funktioniert prima, da diese recht übersichtlich strukturiert sind. Eine Karte vermisst man eigentlich nie. Lediglich Platforming Abschnitte mit Gegnern, welche recht bemüht darum sind den Spieler von der Platform zu schmeißen, auf der sich dieser gerade befindet, waren stellenweise etwas too much. Und die KI von Ifrit kann schonmal was nerven, wenn der Penner wieder unberechenbar durch die Gegend segelt und man mit ihm eine Fakel anzünden möchte, dieser aber einfach nicht in die entsprechende Richtung fliegt. Dabei agiert er als Bodyguard durchaus kompetent (lustiges Detail ist hierbei, dass durch ihn verkohlte Gegner eine große Wahrscheinlichkeit haben, gebratenes Fleisch zu hinterlassen, welches eines der besten Heilitems darstellt).
Einen Bug bei einem Rätsel, wo mir nur noch der Reset Button half, gab's nebenbei auch. War aber verschmerzbar.

Löblich ist das Item Management im Spiel, welches zwar mit recht begrenztem Inventar für Items und Waffen daherkommt, aber durch die Funktion, dass man Items ablegen kann das Ganze gut verwalten lässt. Nicht so löblich ist hingegen die Tatsache, dass gleiche Items nicht einfach "aufgefüllt" werden können. Hat man z.B. noch ein Breitschwert im Inventar mit 10 übrigen Hieben und findet ein weiteres, kann man dies nicht einfach aufheben, so dass beide addiert werden. Man muss dann schauen, welches das lohnenswertere ist und sich vom anderen trennen. Unnötig.
Nicht so ganz durchblickt habe ich das Level System des Spiels. Es gibt offenbar Erfahrungspunkte für besiegte Gegner und ein Level Up stellt sich so dar, dass dann ein Gegner ein Herz hinterlässt, welches dann bei Aufnahme Energie und Magie erhöht. Ich meine aber keinen Counter gesehen zu haben, der einem angibt, wieviel es noch bis zum nächsten Level braucht. Generell eine seltsame Entscheidung für ein Action Adventure.

So viel zu den kleineren Details. Was mich das Spiel an einem Punkt fast hat abbrechen lassen, ist das Speichersystem. Innerhalb von Dungeons kann man nicht speichern, was mich, nachdem ich bei einem recht späten Dungeon fast durch war und wusste, dass nun nur noch der Boss kommt, nach draußen hat gehen lassen, um dort zu Speichern (Speicherpunkte gibt es keine, es läuft über das Menü). Als ich den Dungeon dann wieder betrat war ich vollends begeistert festzustellen, dass der komplette Dungeon einen Reset erfahren hat, ich also von Neuem beginnen durfte. Was für ein unglaublicher Scheiß… Dass ich danach dann nochmal beim Zwischenboss dumm gestorben bin ("ach, warte ich noch mit dem Item etwas"…), der ebenfalls am Ende kommt und den Dungeon somit noch ein drittes Mal machen durfte (ja, auch danach resettet dieser natürlich komplett), hat mich schon so ein ganz klein wenig fluchen lassen. Ich bin nur zwei Mal gestorben insgesamt und ob dieses Details auch sehr froh darüber, sonst wäre es wohl nicht im Durchgezockt-Thread gelandet. Keine Ahnung, was die Entwickler dabei geritten hat.
Zumal hier auch die seltsame Struktur in's Spiel kommt. Grob ist es ähnlich wie bei Zelda, dass man eine Oberwelt hat und Dungeons one at a time besucht. Allerdings gibt es Punkte im Spiel (z.B. wenn man das Boot besteigt am Anfang), wo man dazu gezwungen ist, mehrere recht lange Abschnitte nacheinander zu machen und durchaus irritiert darüber, dass eben keine Verschnaufspause kommt. Es ist zwar schon möglich, zwischendrin zu speichern, da dies wenn ich mich gerade nicht vertue meistens geht, wenn man sich draußen aufhält, aber man denkt oft fast nicht dran, weil man quasi von einem Dungeon in den nächsten geschmissen wird. Das hat auch zur Folge, dass man schonmal mit den Items in Bedrängnis kommen kann, oder es sich zumindest so anfühlt, dass die Gefahr besteht. Speziell, wenn man den Trick mit Ifrit nicht kennt, welcher mir z.B. erst recht spät aufgefallen ist.

Auch die Grafik ist eher ein zweischneidiges Schwert. Die Sprites sehen super aus, sind teils imposant (speziell die in dieser Hinsicht sehr beeindruckenden Bosse) und ordentlich animiert, genau wie der generelle Look des Spiels in meinen Augen großartig ist. Dazu tragen vor allem auch die kräftigen Farben und detaillierten Hintergrundgrafiken bei und schön gemachte Vor- und Abspänne tun dann ihr Übriges. Der große Downer ist allerdings, dass dies offenbar nur auf Kosten der Bildrate möglich war, denn das Spiel läuft nur mit 30fps (ob sich das auf alle Elemente bezieht, vermag ich hierbei nicht zu sagen) und das merkt man bzw. fällt teils unschön auf, vor allem beim Scrolling, oder eben sich schnell bewegenden Sprites. Eine flüssigere Bildrate ist bei 2D halt nochmal etwas wichtiger, als bei 3D für einen flüssigen Bildeindruck, wenn ich hier jetzt auch echt keine Diskussion darüber entfachen möchte.

Mehr fällt mir gerade zum Spiel aber auch nicht ein. Wie oben bereits geschrieben war es ein recht unterhaltsames Abenteuer, aber es ist auch eines dieser Spiele, bei denen mir immer klar wird, wie gut die Zeldas und die wenigen anderen Top Genre Vertreter wie Monster World IV oder Alundra sind. Einfach nochmal eine ganz andere Hausnummer, was Titeln wie SoT und LC aber natürlich nicht die Daseinsberechtigung nimmt.


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