Thema:
Und fertig - Abschlussbericht (Ohne Spoiler!) flat
Autor: tHE rEAL bRONCO 2ND
Datum:18.03.15 17:34
Antwort auf:Resident Evil: Revelations 2 von Optimus Prime

Hatte heute früher frei und hab gleich mal die Gelegenheit genutzt, das Spiel - sprich die letzte Episode - zu beenden.

Leider ist Episode 4 insgesamt nur ganz nett - ein besseres Eigenschaftswort hat sie leider nicht verdient. Inszenatorisch sind einige passable Ideen dabei, also schlecht war das Finale nicht. Von einem guten oder sehr guten Spiel ist RER2 jedoch noch weiter entfernt als Leonardo Di Caprio vom Oscar-Gewinn. Dazu verliert sich RER2 zu sehr in Zitaten aus glorreichen Tagen, ohne auch nur annähernd originell zu sein. Und auch zum Ende hin macht es Capcom wie zuvor: In Teil 1 von E4 gibt es optisch wirklich passable Abschnitte, nur um in Teil 2 mit hässlichen Locations und Spielstreckung zu nerven.

Um einen besseren Überblick zu geben, möchte ich an dieser Stelle meine Einschätzung zu den einzelnen Kapiteln geben (ohne RE-Fan-Brille kann man locker einen Punkt abziehen!):

Episode 1: 3/10
Episode 2: 4/10
Episode 3: 6/10
Episode 4: 5/10

Insgesamt würde ich RER2 als "Okay" bezeichnen. Ein großes - und noch dazu unverständliches - Problem bleibt der Einstieg in die Geschichte: Wäre es nicht ein Resident Evil, hätte ich die Software wahrscheinlich bereits nach E1, spätestes aber nach E2 von der Platte geschmissen. Erst ab E3 war ich im Spiel angekommen und ich konnte mich mit den Mängeln ganz gut arrangieren.

Dass die Grafik schlecht ist muss nicht diskutiert werden. Dass das Art Design über 80% des Spieles vermurkst ist, hingegen schon. Capcom, nachdem ich alles durch habe, frage ich mich schon, warum das so ist? Es gibt vereinzelte Stellen, die in ihrer beschränkten Technik trotzdem ansehnlich aussehen.

Leider bestätigt sich nach Abschluss mein Ersteindruck: Capcom hat die Chance leichtfertig vergeben, Resident Evil alten Fans schmackhaft zu machen und an alte Zeiten anzuknüpfen. Das ist unverständlich, schließlich liegen die Zutaten allesamt auf der Disc bzw. im Download-Verzeichnis: Ein Partner-Feature mit Potential, grundsätzlich interessante Locations, die Möglichkeit zur völligen Neuausrichtung der RE-Story und mittels Episoden-Format das perfekte narrative Grundgerüst, neue Plot-Ideen umzusetzen.

All das nützt Capcom mal so überhaupt nicht und es will mir nicht in den Kopf, warum das so ist. Ich denke, es fehlt neben Budget für bessere Technik (zu vernachlässigen) in erster Linie das Talent der Entwickler. Wie man genau Cliffhanger inszeniert und die Münder der darbenden User wässrig macht, muss Capcom noch lernen. Es fehlt an allen Ecken der erzählerische Kniff und RE als Ausgangsmaterial kann nur erfolgreich in ein Serienformat gepresst werden, wenn das Handwerk des Geschichtenerzählens sitzt. Tut es aber nicht. Aus diesem Grund bleibt die Story auf Sparflamme, das Potential liegt brach und es ist bezeichnend, wie wenig befriedigend das Ende ist - vor allem nach all den aufgebauten Handlungssträngen. Das ist weder konsequent oder logisch noch unterhaltsam. Wie gesagt: Fanservice ohne Seele und Sinn fürs Detail.

Ich stelle einfach die kühne Behauptung auf, dass selbst ich ohne Aufwand eine spannendere Geschichte inszenieren könnte. Dazu würde ich einfach folgendes Buch für die Videospiel-Leinwand adaptieren:

[http://www.amazon.de/Resident-Evil-Band-Caliban-Cove/dp/3897486180]

Schlechter kann es nicht werden und es würde auch ins Budget passen: Wenig Aufwand, geringe Kosten, den Fans wird es schon gefallen - steht ja schließlich Resident Evil auf dem Etikett.

Ich habe schon einige Reviews zu dem Spiel gelesen und bin vollkommen überrascht, wie gut RER2 wegkommt. Sind die Erwartungen an Capcom und RE schon so tief gesunken oder haben etwa alle vergessen, wofür RE steht? Naja, immerhin besser als Revelations 1 und Resident Evil 6.


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