Thema:
Castlevania 2: Simon's Quest flat
Autor: Hunk
Datum:15.11.16 12:56
Antwort auf:Durchgezockt Retro-Edition Nr. 1 von Rac

Was für ein Clusterfuck von einem Game.

Ich bin anfangs ziellos durch die Gegend gewandert, habe mir seltsame Kommentare von den Stadtbewohnern angehört und konnte mir von Händlern Gegenstände kaufen, deren Sinn ich nicht verstand. Habe dann das erste Anwesen entdeckt (Wo ein Körperteil von Dracula liegt.), doch da kam ich nicht weiter, weil ein riesiger Abgrund den Weg versperrte. Ich wusste dann überhaupt nicht was ich machen sollte, das Spiel gibt einem nicht den kleinsten Hinweis. Dann hab ich zu nem Guide gegriffen und damit das Game durchgespielt.

Boah und ohne den Guide hätte ich niemals die kryptischen Rätsel herausgefunden. Das Spiel versagt auf ganzer Linie den Spieler überhaupt in irgendeiner Form zu leiten.

Der AVGN bezeichnet das Spiel als Nintendo Power-Game, da man ohne das Magazin keine Chance hat das Spiel durchzuspielen. Und da hat er absolut recht, man muss z.B. ein blauen Orb equippen um unsichtbare Platformen erscheinen zu lassen, man kann mit Holy Water Blöcke kaputt brechen, was man in den Städten tun muss um an geheime Händler zu kommen, man muss bestimmte andere Items equippen und sich vor zwei Seen ein paar Sekunden ducken um plötzlich einen Weg erscheinen zu lassen, man muss sich an einer Sackgasse ebenfalls mit nem bestimmen Item auf den Boden für einige Sekunden knien um mit nem Wirbelsturm davongetragen zu werden, dann muss man noch an zwei Stellen im Spiel einfach mal Knoblauch auf dem Boden werfen, damit ein Mann erscheint, der Simon Items schenkt, etc., etc. Und all das wird einem nie in irgendeiner Form erklärt.

Das ist somit auch schon gleich die allergrößte Schwäche und der Grund warum das Game in sich zusammenfällt. Das Spiel will ein Abenteuer sein, das den Spieler zum erforschen und knobeln animieren will (Und ist genaugenommen das erste Metroidvania und nicht Symphony of the Night.), versagt aber vollständig den Spieler zu führen. Das sorgt für Frust und Unverständnis. Ich kann mich nur wiederholen, ich kann mir nicht vorstellen, dass das Spiel ohne Guide wirklich zu bewältigen ist.

Tja und mit Guide? Kommt zunächst tolles Castlevania-Feeling auf, die Grafik, der Sound und die allgemeine Spielbarkeit funktionieren genauso wie im Original. Es macht einfach Spaß sich mit Simon durch die Gegner zu peitschen und über Plattformen zu hüpfen. Und mit der Lösung hat man auch ein konkretes, greifbares Ziel. Doch bald merkt man, dass das Spiel trotzdem sehr von dem Vorgänger abweicht, denn das Game ist abseits seiner kryptischen Rätsel pupseinfach. Mit etwas Geduld sollte es auch jedem ungeübten Zocker möglich sein das Ende zu erreichen. Das liegt vor allem daran, dass die Strafe bei einem Bildschirmtod so milde ist. Wenn man stirbt, startet man an genau der gleichen Stelle wieder. Verliert man alle seine Leben ist man Game Over, benutzt man das (unendlich vorhandene) Continue startet man wieder an genau der selben Stelle wie zuvor! Einzig die gesammelten Herzen (die Währung im Spiel) verliert man alle beim Game Over, alle gekauften Items behält man. So ist das einzig nervige bei einem Game Over, dass man hin und wieder Herzen grinden muss um sich etwas zu kaufen, da man zuvor alle Leben verloren hat. So kann man sich theoretisch sogar durch das Spiel sterben und trotzdem zum Ende gelangen. Man stirbt aber gar nicht so oft, da wie schon erwähnt das Game echt nicht schwer ist. Es gibt so gut wie keine knallharten Sprungpassagen oder besonders fiese Gegner. Selbst die einzelnen Anwesen, die man noch am ehesten mit normalen Stages vergleichen kann sind keine fordernden Action-Stages, sondern sind leicht labyrinthartig aufgebaut, man muss den richtigen Weg zu Draculas Körperteil suchen. Natürlich muss man hie und da auch präzise Hüpfen und ein paar Gegner töten, durch die fast nicht vorhandene Strafe beim Sterben ist das alles aber nicht schwer. Nervig sind in den Stages viele durchlässige Platformen durch die Simon nach unten fällt. Das führt dazu das man ständig Holy Water vor sich auf den Boden schmeißt um herauszufinden ob der Boden durchlässig ist oder nicht.

Achja und die Bosskämpfe! Oft ein Highlight in den Castlevania-Games. Hier aber nicht. So ganz und gar nicht. Es gibt gerade mal 3 Bosse im gesamten Spiel. Und diese könnten unterwältigender (Was den SKG und die Präsentation angeht) nicht sein. Die Bosse erscheinen nicht in einer dramatischen Sequenz, sprechen mit Simon oder werden mit adrenalinanregender Musik untermalt. Nein, die zwei normalen Bosse schweben einfach schon im Bossraum rum wenn man ihn betritt und machen ihr Ding, die Musik ändert sich dabei auch nicht. Sie sind sehr einfach zu besiegen. Das lustige ist, wenn man wieder zurück in den Bossraum geht, ist der Boss wieder da als wäre nichts gewesen. Dann kann man ihn wieder töten oder einfach dran vorbeilaufen. Noch besser, man muss den ersten Boss eigentlich gar nicht töten (Er droppt aber eine gute Subweapon), man kann einfach direkt vorbeilaufen und sich Draculas Eingeweide schnappen und dann wieder abhauen. Echt doof. Dracula selbst ist auch ein Witz, einige der Subweapon sind dermaßen overpowered, dass er kaum überhaupt etwas machen kann. Das Design des dunklen Fürsten ist zudem komisch, er sieht eher aus wie der Tod.

Tja, jetzt habe ich ewig abgelästert, was ist das abschließende Urteil? Das Spiel muss man dafür loben, dass es was neues probiert und gewagt hat. Es wollte mehr als nur ein reiner Action-Platformer sein, hat einen Adventure-Part mit zusammenhängender Oberwelt, Städte mit ansprechbaren Bewohnern, Händler mit kaufbaren Gegenständen und ein ganz rudimentäres XP-System eingebaut. Doch leider nützt das alles nichts, wenn das Spiel vollständig versagt den Spieler in irgendeiner Form zu leiten um Fortschritte zu erzielen. Es gibt viele Dinge im Spiel die kann man einfach nicht selbst herausfinden. Dadurch wird die gesamte Prämisse zu Grabe getragen. Bleiben tut die tolle Spielbarkeit und Präsentation vom Erstling. Grafik, Musik, das Setting und Gegnerdesgin sorgen für gute Laune und macht Spaß.

Wenn ich etwas ändern könnte um das Spiel besser zu machen:

- Natürlich eine bessere bzw. überhaupt eine Führung des Spielers
- NPCs in den Städten geben sinnvolle Hinweise (Ich meine es gibt sogar ein Hack, der das macht.)
- Gegenstände die man kaufen oder finden kann werden in ihrer Bedeutung erklärt.
- eine Map, ähnlich wie bei Metroid
- die einzelnen Stages zum holen der Körperteile würde ich fast komplett verwerfen und geradlinigere Action-Stages draus basteln, ähnlich wie bei Teil 1.
- Zudem würde ich die Spielelogik hinsichtlich der Rücksetzpunkte und des Game Overs ändern. In der Oberwelt könnte die Mechanik fast so bleiben, außer, dass bei einem Game Over der Spieler zur letzten Stadt zurückgesetzt wird. In den Stages zum holen der Körperteile sollte es beim Tod feste Rücksetzpunkte wie bei Teil 1 geben und bei einem Game Over muss der Spieler wieder am Anfang der Stage starten.

Ich glaube mit diesen Änderungen hätte das Spiel grandios werden können. Das ist auch ein bisserl das traurige daran, ich sehe in dem Game Potential, nur leider wurde das nicht genutzt. Trotzdem finde ich Simon's Quest faszinierend, gerade weil es eben so anders ist. Und es ist wie schon erwähnt das erst Metroidvania und hat vielleicht doch auch ein wenig Pate für Alucards triumphalen Auftritt gestanden. Letztlich hatte ich Spaß es durchzuspielen und nachzuholen, doch fühlte es sich durch den fehlenden spielerischen Anspruch und dem nutzten des Guides eher wie ein gedankliches Abhacken an, denn wie etwas wirklich erreicht zu haben.

So demnächst steht dann Teil 3 an, das wird aber noch ein bisserl dauern.


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