Thema:
Bin durch, leichte Spoiler im Text flat
Autor: Pfombo
Datum:11.12.16 12:30
Antwort auf:The Last Guardian goes E3!!!!! von Sidewinder

Keine Spoiler hier.

Modedit: Titel geändert, weil einige der Meinung sind, dass "Keine Spoiler hier" nicht ganz stimmt. Also weiterlesen auf eigene Gefahr.

Augen dick, Rotz läuft. Ehrlich, ich hab geheult wie'n Schlosshund.

Ich bin völlig geflasht, wie sehr mich dieses Spiel gerührt hat. Mehr Emotionen verursachen echt nur reale Erlebnisse, schöne wie traurige. Aber andere Medien, seien es nun Bücher, Filme oder Serien, können das nicht. Jedenfalls hab ich da noch nichts Vergleichbares erlebt.

The Last Guardian ist, wenn man's mal nüchtern betrachtet, voll darauf ausgelegt, genau das zu verursachen. Mit dem treuen Trico und seinen Kulleraugen, das generelle Spielprinzip, dass er und der Junge oft einander vertrauen müssen, das gegenseitige Beschützen und Kümmern... Es ist ein bisschen wie eine Emotions-BFG9000. Und da könnte man fast die Haltung entwickeln: "Nee, so leicht lass ich mich nicht überrumpeln!!"

Aber bei mir hat's voll gewirkt, ich konnt mich dem nicht entziehen. Es war so eine verdammt geile Reise mit so vielen tollen Einzelmomenten, die - genau wie beabsichtigt - meine Bindung zu Trico extrem vertieft haben. Und das hat nur geklappt, weil diese Kreatur IMMER, über das ganze Spiel hinweg, glaubwürdig war.

Das ist ein Achievement, so groß, ich weiß gar nicht, mit welchen Worten man das angemessen loben kann. Ich mein wo gab's sowas schon mal?

Ok, vielleicht hat man bei anderen Spielen schon mal Regung gezeigt, zB in einigen Rollenspielen, wo man durch ne lange Reise und häufige, schöne Dialoge auch Bindungen zu Charakteren aufgebaut hat. Aber da musste man noch die eigene Fantasie anstrengen, wenn die Spiele grafisch abstrakt waren. Sei es nun bei ollen 16-Bit RPGs oder auch später. Man hat ja nur Avatare gesehen, die man selbst "füllen" musste. Hinzu kommen Ladescreens, Hitpoint-Anzeigen, Inventar-Bildschirme, hakelige oder sich wiederholende Animationen,... wegen solcher Dinge sagen einem fast alle Spiele, dass man nur ein Spiel spielt und das mindert die Möglichkeit, sich so tief zu connecten.
Bei The Last Guardian hingegen hat man aber alles mögliche unternommen, dieses Abstrakte zu vermeiden. Man muss sich nichts "umdenken", weil's unrealistisch aussieht, denn Trico wirkt wirklich wie ein Lebewesen mit eigenem Kopf, Gefühlen, mit einer Seele.

Zugegeben, auch bei TLG gibt's Ladezeiten, hin und wieder auch mal einen Clippingfehler oder ne seltsame Animation, und die Tasteneinblendungen sind meiner Meinung nach leider ein Fail, aber sowas wird zum Glück von ganz vielen glaubwürdigen Momenten und Szenen wieder weggewischt.

Zur Performance: Ja, die ist teilweise sehr fragwürdig, aber nicht immer, und man kann sich daran gewöhnen. Je öfter mich das Spiel begeistert hat, sei es durch Kleinigkeiten wie Effekte oder große Momente, desto egaler wurde mir das.

Wenn ihr irgendwas mit diesem Spiel und diesem Konzept anfangen könnt, spielt das bitte. Gebt ihm ne Chance und versucht, euch gefangen nehmen zu lassen, dann besteht auch die Möglichkeit, dass es für euch eins der krassesten Spielerlebnisse, die ihr je hattet.

GOTY 2016, und was den Emotions-Aspekt angeht: Bestes Spiel überhaupt bisher (sogar medienübergreifend).


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