Thema:
Re:wenn ich das lese... flat
Autor: token
Datum:12.09.17 14:55
Antwort auf:Re:wenn ich das lese... von G'Kyl

>>Ich kann das durchaus nachvollziehen, aber für mich hört sich das eher wie Arbeit an, als wie Spielspass.
>>Habe aber auch noch kein Destiny gespielt.
>
>Glaub mir, das ist in keiner Form so stressig, wie das auf dem "Papier" klingt. Aber ein Raid ist halt Teamplay, in dem man sich absprechen muss - was man sehr locker und entspannt machen kann.
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>Wenn man jede Woche einem Neuling die eingespielten Absprachen erklären muss, ist das aber einfach unpraktisch und kostet ab einem gewissen Punkt auch Zeit, die man nach ein paar Jahren halt nicht mehr unbedingt verlieren möchte. :)


Jupp, hört sich einfach für jemanden der noch keinen Raid gezockt hat widersinnig ein, aber die feste Formation durch striktere Orga führt eben zum Spielspaß weil es irgendwann funktioniert und läuft, man gewinnt, und gewinnen macht Spaß. Die Arbeit liegt eher darin das Teamplay so zu entwickeln dass das Uhrwerk schnurrt.
Und gerade wenn man keine Skiller hat, sondern Leute wie uns die eher auf lockere Unterhaltung aus sind, und man so gesehen auch irgendwo im Grenzbereich unterwegs ist, führen zu häufige Wechsel von Spielern immer wieder zu Problemen und damit zum scheitern und damit gerne mal dazu dass man auch mal zwei Stunden fest hängt und nicht weiter kommt. DAS ist Frust.

Dabei ahnt man anfangs gar nicht was für Kleinigkeiten große Unterschiede ausmachen, weil das Zusammenspiel des Uhrwerks ja nicht mal so aufgebaut ist, dass für den Einzelspieler überhaupt transparent ist warum es funktioniert. Ein jeder spielt ja im Grunde immer das gleiche Muster, und bleibt dem Muster treu wenn es zum Erfolg führt. Aber dieses Muster schält sich ja aus dem laufenden Spiel heraus.

Es kann bspw. sein dass ein Spielerduo für eine Flanke zuständig ist. Jetzt kümmert sich das Tandem um einen Mobrush. Ein Spieler schießt dabei mit gezücktem Scope auf den Mob. Zwischendrin spawnt aber auf einem erhöhten Punkt ein Ritter. Der andere Spieler bekommt das mit, und snipert den. Dieses Muster gewöhnt der sich an. Ritter kommt, ich sniper den. Der Partner weiß dabei aber gar nicht dass dieser Ritter existiert, denn er bekommt ja nichts von ihm mit. Und der andere Spieler wird sich auch nicht damit brüsten dass er ständig diesen Ritter snipert, ist ja keine Riesenleistung die irgendwie erwähnt werden müsste. Das ist halt das eingespielte Muster dieses Tandems.

So, und jetzt wechselt der Mitspieler im Tandem. Man spielt die gleiche Phase, der eine Spieler macht alles wie immer, er schießt im Scope auf den anstürmenden Mob. Sein neuer Mitspieler snipert aber nicht mehr diesen Ritter. Der Spieler der alles so macht wie immer bekommt jetzt die Rittergranate ab, sein Schild geht runter, er fängt an zu schwimmen und sucht Deckung, der Druck auf den Mob lässt nach, jetzt fängt auch der Mitspieler an zu schwimmen, auch wenn er gar nicht das Ziel des Ritters ist. Die ganze Flanke fängt an zu wackeln, einer von beiden stirbt, die Titanic hat ein Leck und jetzt kann man sich noch wehren und kämpfen im Grunde aber nur noch dabei zusehen wie das Schiff langsam aber stetig sinkt.

Das perfide, im ersten Moment versteht man nicht was überhaupt schief geht, ist halt Lichtgewitter im Gunplay, irgendwas läuft hier jetzt irgendwie anders, aber was? Warum verliert man den Zugriff? Und das ist jetzt ein Beispiel das noch leicht aufzulösen ist, da kann man auch nach 20 Minuten scheitern auf den Trichter kommen wo das herkommt. Aber was ist etwa dann, wenn dieser eine Spieler der wechselt sich gar nicht um eine direkte Bedrohung für die eigene Flanke kümmert, sondern immer einen Mobrush ausdünnt der in eine andere Flanke vordringt? Davon wäre ein anderes Tandem betroffen, und das sieht dann nicht zwingend neue Gegner sondern einfach nur mehr Gegner, begreift das aber nicht, alles was sie merken ist, normalerweise haben sie Zugriff auf den Mob, und dieser Zugriff ist jetzt plötzlich nicht mehr da, was eben auch Tagesform sein kann.

Das ist ja auch irgendwo das schöne, diese Entwicklung von Teamplay die auch im Stillen stattfindet, Formen des Zusammenspiels die auch einfach darauf basieren dass man irgendwann weiß was der Mitspieler gleich machen wird. PressButton mit dem ich häufig im Tandem gespielt habe, weiß wahrscheinlich schon direkt wenn ich das Schwert ziehe, okay, der Spinner lässt mich hier gleich kurz alleine und stürmt in den Mob rein. Und das ist nicht unwichtig dass er das weiß, denn so kann er eventuell eine bessere Deckung suchen weil er mehr zu tun bekommt, eventuell supported er aber auch meine Schwachsinnsaktion indem er mir die Gegner aus dem Rücken wegballert und sichert so mein Überleben während ich blindwütig rumtobend denke dass ich hier gerade den Tag rette und meine Schwertvorstöße superclever wären.


Whatever, ich hab solche Anfragen früher auch irgendwie kritisch beäugt, es hört sich wenn man gar nicht weiß worum es geht halt eher nach Sport und nicht nach Fun an. Aber das stimmt ja nicht, es ist Fun, nur basiert dieser eben auf Prinzipien wo es nicht primär darum geht was du als Einzelspieler machst. Und das ist halt sehr spannend, weil Teamwork sehr erheiternde Varianzen und eine ganz eigene Komplexität reinbringt, und dann eben auch sooooooooo befriedigend wenn die Nummer die man gemeinsam erspielt irgendwann funktioniert und die Jubelschreie durch den Chat tönen.

Und ich finde es auch insgesamt sehr spannend. Alleine dass etwa ganz leichte Veränderungen der Teamstrategie aus einer Raidphase wo man auf dem Zahnfleisch läuft einen Spaziergang machen können. Sogar eine leichte Veränderung der Kommunikation kann so einen Effekt haben.
Mir macht das jedenfalls viel Spaß, ich denke auch gerne darüber nach warum eine Gruppe funktioniert oder nicht funktioniert, was schief geht, wo noch Potenziale zur Verbesserung sind, und fand auch entsprechend Besuche in anderen Teams immer ziemlich unterhaltsam, weil auch wenn fast alle die einfachste Teamstrategie irgendwann im Internet nachgelesen haben und die meisten Teams im Grunde das gleiche spielen, macht im Detail dennoch jedes Team sein eigenes Ding draus, wo man immer was mitnehmen kann, aber auch den ein oder anderen Hinweis hinterlassen kann wo man denkt dass sie sich das Leben unnötig schwer machen.

Für mich war das im hohen Alter noch mal eine ganz neue Form von Gaming von der ich gar nicht wusste dass es diese gibt und dass diese so unterhaltsam sein kann. Vor allem, da man mich mit Multiplayer eigentlich jagen kann. Aber das hier ist ja was anderes, kein Gegeneinander sondern ein Miteinander, und eine Problemstellung die sich nicht verändert. Während im PvP jedes Spiel seine eigene Geschichte schreibt, passiert in einem Raid immer das gleiche, darauf kann man sich irgendwann einstellen was mir deutlich eher zusagt. Ich kann jedem der Gaming liebt und das Spiel besitzt nur ans Herz legen sich das was da passiert zumindest mal anzuschauen, das ist irgendwie eine ganz eigene Nummer und schwer zu erklären.
Gut, da erzähle ich gerade dir nichts neues, aber mir war gerade danach ein wenig zu tipps0rn ;)


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