Thema:
Deutsche Spieleentwicklung - wohin geht's? flat
Autor: phaxy
Datum:11.10.17 11:09

Da ist es passiert: nachdem Shadow Tactics impulsartig im virtuellen Einkaufswagen landete, musste ich sofort grübeln...
Was war eigentlich das letzte deutsche Spiel, dass ich zum Vollpreis gekauft hatte? Es war Gothic 3. (I know! Nie gespielt!)
Gothic 3 ist 11 Jahre alt.

Nun möchte ich gar nicht auf die fehlenden deutschen AAA-Produktionen einschlagen..
Nicht nur wurden dort in der Vergangenheit viele Fehler begangen, die noch heute spürbar sind, auch ist es für jedes etablierte Studio hart genug dort bestehen zu bleiben.

Vielmehr geht es mir um den jungen Indie-Sektor.
Denn wo sind eigentlich deren Impulse?
Was machen ausgebildete Game-Designer?
Wo sind Veteranen mit Erfahrung aus Großproduktionen die etwas mehr Kreativität einbringen möchten?

Die finanzielle Spieleförderung hat im Gegensatz zu unseren Nachbarländern ja deutlich zu wenige Spritzen erhalten, aber wieviel dieser Wehklagen ist da eigentlich "deutsches Gejammer"?
Wo ist denn die versteckte Kreativität, die im Grunde nur entfesselt werden muss?
Wer hierzulande nach gesellschaftlicher und auch kultureller Akzeptanz von Videospielen schreit, der sollte sich aber auch fragen, was denn inhaltlich eigentlich unterstützt werden soll.

Hapert es nicht daran?

Um Aufmerksamkeit überhaupt zu bekommen ist heutzutage sicher schwerer denn je.
Steam wird täglich mit bis zu 30 Releases überhäuft, sodass sogar die wenigen qualitativ hochwertigen Titel zu unrecht in die Unsichtbarkeit verschwinden und nie wieder gesehen werden.
Andererseits schaffen es viele Newcomer wie selbstverständlich nicht nur medial wahrgenommen zu werden, sondern auch kommerziell erfolgreich zu sein.
Glück ist da sicher ein Faktor, aber imo viel mehr die handwerkliche Umsetzung einer ungewöhnlichen Idee.

Und seien wir mal ehrlich: wenn die hiesige Presse seit Jahr und Tag nicht müde wird "deutsche Hausmannskost" einer Butze namens Piranha Bytes zu hofieren, wie ist es dann um die Kreativität der Entwicklerlandschaft bestellt?
Thumper, Inside, Superhot, Ori, The Swapper, SOMA, Everything, Papers Please, Layers of Fear oder Observer sind allesamt schon in ihrer Außendarstellung so ambitioniert, frisch und zeitgemäß, dass sie allein dadurch auch einem größeren Publikum auffallen.
Jeder dieser Titel, so stellt man mit selbstverständlichem Achselzucken fest, kann aber auch nicht aus Deutschland kommen. Derzeit jedenfalls nicht.

Selbst ein oftmals strauchelndes spanisches Studio wie Tequila Works kommt dieses Jahr auf einen Output von drei völlig unterschiedlichen Titeln: RiME, The Sexy Brutale (Co-Produktion) und The Invisible Hours.
Letzteres für VR. Apropos VR, da lautet der teutonische Tenor: "mal schauen, ob das überhaupt abhebt.."
Das heißt: Experimentierfreude, Visionen und die Chance auf Gestaltungsmöglichkeiten - all das gibt es nicht oder wird nicht wahrgenommen.
Scheinbar warten unsere Entwickler wie immer auf eine Extraeinladung, eine gemähte Wiese sozusagen, als ob irgendjemand gespannt auf ihren Beitrag warten würde.

So kann das nichts werden.
Meiner Meinung hat die deutsche Spieleentwicklung also erst mal eine Bringschuld.

Ja?
Nein?
KHADD?

Sieht es bei genauer Betrachtung vielleicht gar nicht so schlimm aus?


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