Thema:
Als wäre wieder 1999 - nur schlechter (tlw. Spoiler) flat
Autor: alex3d (deaktiviert)
Datum:12.10.17 18:09
Antwort auf:Prey (PS4, One, PC) von Droog

Ich bin jetzt im Deep Storage und mir nicht sicher, ob ich mir das noch lange antue. Wenn morgen endlich mein neuer Schreibtischstuhl von GLS geliefert werden sollte, baue ich lieber diesen zusammen.

Prey kommt einfach 15 Jahre zu spät. Es macht auf den ersten Blick handwerklich vieles richtig. Die Grafik ist ok. Die Steuerung funktioniert. Es gibt eine Geschichte und der Einstieg ist faszinierend. WIE SCHNELL das Spiel dann  abrutscht in die Irrelevanz ist hingegen verblüffend.

Die Atmosphäre der Hauptstory wäre für ein normales Spiel schon dürftig, aber in diesem Genre ist das nicht zu verzeihen. Ja, manche Nebenmissionen versuchen Einiges, um dem Spieler etwas Griffiges an die Hand zu geben. Aber die Hauptgeschichte samt Atmosphäre sollte schon auch stimmen. Tut sie aber nicht. Die Stilmittel Audio-Logs und herumliegende Bücher funktionierten bei Deus Ex und System Shock 2 noch hervorragend. Der Grund dafür ist klar: das war vor 20 Jahren. Damit erschafft man heutzutage keinen Spielhintergrund mehr!

Ähnlich verhält es sich mit der Spielmechanik, die richtig, richtig antiquiert ist. Ich muss in Raum A, der Eingang ist blockiert, da kommt die Durchsage, es gäbe einen Umweg zu Raum A, der blöderweise voller Gegner ist. Oder der Klassiker: ich muss in Raum B, dieser ist jedoch verschlossen, also muss ich zuerst in Raum C, weil dort die Schlüsselkarte zu Raum B liegt. Das ist alles so 1999. Prey leidet also auch etwas am Genre, das mich in dieser Form heute nicht mehr vom Hocker haut.

Viel schwerwiegender ist, dass das Balancing katastrophal ist. Prey ist eines dieser Spiele, die dem Spieler Freiraum in der Charakterentwicklung suggerieren, nur um ihn gegen Mitte und Ende hin kräftig in den Allerwertesten zu treten. Ich kann mich als pazifistischer Hacker entwickeln? Klasse! Warum stehe ich dann aber irgendwann in der Cafeteria und muss einem Telepath mit dem Schraubenschlüssel entgegentreten?  Am Anfang funktionierte das noch einigermaßen, weil Turrets repariert werden konnten, die man dann als Unterstützer im Kampf hatte. Auch gab es anfangs Schleichrouten. Aber irgendwann sagt einem das Spiel dann: Ätsch (ich denke hier z.B. an die Crew Quarters).

Talos bzw. die Welt an sich ist ok, mehr aber auch nicht. Könnte man aus einer Raumstation mehr herausholen? Vielleicht nicht wirklich. Was mich wieder zu der Erkenntnis bringt, dass das Konzept in dieser Forum nicht mehr umgesetzt werde sollte. Zu allem Überfluss gibt es Respawning, was die Entwickler nicht ernst meinen können.

Als Fußnote sei noch das Recycling-Modell erwähnt. Eine tolle Idee. In der Spielpraxis dann jedoch total intransparent. Ob es für die Produktion neuer Pistolenkugeln reicht, erfährt man immer erst, wenn man die Sachen in den Fabricater gelegt hat. Mit systematisch sammeln und recyclen ist da nichts.

Vor vielen Jahren hätte das alles noch einigermaßen funktioniert.


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