Thema:
Batman Arkham Knight flat
Autor: Sockenpapst
Datum:09.01.18 10:00
Antwort auf:"Ich zocke gerade" Thread Nr. 24 von wantan

Ja, es ist ein (nicht nur) handwerklich gutes Spiel. Es hat durch die Bank brillante englische Sprecher, wirft mit kleinen, motivierenden Belohnungen nur so um sich und sieht streckenweise atemberaubend aus und ist dabei auch im Detail liebevoll designt. Diese Aufzählung ließe sich beliebig verlängern.

Nur leider springt der Funke kaum über, das Spiel wirkt wie - hochprofessionelles - Stückwerk, und das liegt vor allem an zwei Punkten:

1) Wie so viele späte Teile einer erfolgreichen Serie ist das Ding hoffnungslos überladen. Jedes Storykapitel führt auch mindestens ein neues Gadget ein, das dann wiederum kaum genutzt wird, gleichzeitig verkümmern klassische Hilfsmittel wie der Batarang in der Bedeutungslosigkeit. Diese Beliebigkeit wird nur unterstrichen durch die grotesk überladende Steuerung, die mit Doppelbelegungen noch und nöcher nervt. Teilweise habe ich schlicht keine Lust, überhaupt neue Moves freizuschalten, wenn ich in der Vorschau schon die komplett unintuitive Tastenkombo für diese sehe. Furchtbar.
Und kommen die normalen Gadgets durch ihre schiere Masse individuell viel zu kurz (und nehmen dabei in der Summe viel zu viel Raum ein), wird das Batmobil irrwitzig überstrapaziert. Es hat schon seinen Grund, warum in den ewig langen und unspannenden Dronenkämpfen die Gegnerzahl eingeblendet wird: Die Gefahr, dass der Spieler entnervt abbricht, ist gewaltig. Nee, irgendwie hat man sich hier komplett verzettelt.

2) Ich habe Arkham City als gewaltigen Absturz zum Vorgänger empfunden: Statt einer überschaubaren, liebevoll designten Kulisse eine riesige Stadt, die durch Sandboxgewichse viele der überragenden Stärken von Asylum torpediert. Wo waren plötzlich die tolle Regie und Spielerführung des ersten Teils, wo seine geniale Atmosphäre? Erschlagen von belanglosem Sammelkram und erstickt von überflüssigen Laufwegen.
Jetzt hatte ich gehofft, dass Rocksteady aus den Fehlern des Vorgängers gelernt hätte, aber Pustekuchen: Arkham Knight ist immer dann gut, wenn der Spieler stark geführt wird, wenn es lineare und gut durchdachte Abschnitte zu bewältigen gibt. Sobald man dann aber frei irgendwelche Schalter kaputtmachen darf oder immer gleiche Verfolgermissionen erledigt, fühlt man sich unangenehm an ein frühes Assassin´s Creed erinnert. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die lineareren Abschnitte nicht ansatzweise mit dem Ideenreichtum und der Atmosphäre des ersten Teils mithalten können, hier bleibt vieles blass, insbesondere der Antagonist. Und die Unmasse nostalgischer Selbstzitate finde ich ehrlich gesagt nur störend.

Das wirkt alles schon sehr verbraucht.


< antworten >