Thema:
Gran Turismo Sport flat
Autor: X1 Two (deaktiviert)
Datum:12.03.18 13:03
Antwort auf:"Ich zocke gerade" Thread Nr. 24 von wantan

Und es ist ein richtig gutes Rennspiel. Wer sich zwischen Forza 7 und GTS nicht entscheiden kann: Ist egal, machen beide einiges richtig und genauso viel falsch.

Fangen wir mal mit dem Offensichtlichen an, der Grafik. GTS ist schick. Es ist jetzt nichts, was bei mir Jubelstürme auslösen würde wie z.B. Forza 5, aber es ist ok. HDR ist eher dezent, die Framerate ist flüssig und bis auf eine Kurve auch stabil (in der habe ich bei jeder Durchfahrt Tearing). Die Automodelle sind teils hervorragend. Was den Eindruck jedoch trübt sind wie bei Forza enorme LOD-Popups. Sowohl die Fahrzeuge als auch Streckendetails ploppen sichtbar rein. Noch dazu bei den Autos zu den dümmsten Zeitpunkten. So 30 m vor dem eigenen Auto kommt der offensichtlichste LOD-Wechsel. Sieht fast so aus, als wäre das auch die Reichweite des Beleuchtungssystems, weil da auch Reflektionen auf den Autos mit reinploppen, weshalb es so auffällig ist. Aber selbst 1 Meter (ungelogen) vor dem eigenen Auto wechseln Gegner noch in die dann maximalste Stufe. Kann man gut an Nummernschildern und Auspuffen erkennen, manchmal auch am Seitenspiegel. Nur, warum? Wenn man so nah dran ist, dann ist man schon halb dran vorbei. Dafür nochmal einen sichtbaren LOD-Wechsel zu haben erscheint mir so sinnlos. LOD ist jedenfalls der größte Störfaktor von F7 und GTS. Und es hört halt nicht bei Fahrzeugen auf, sondern setzt sich bei Streckenposten, Werbetafeln, Tribünen und Fahnen nahtlos fort.

UI. Forza 7 und GTS haben desaströse UIs, bei denen man einfachste Funktionen vermisst und immer mal wieder auf der Suche ist.

Strecken. GTS bietet schöne Vielfalt, auf Dauer aber zu wenig Abwechslung. Es ist auch seltsam, dass man einerseits den Fokus so sehr auf die Geschichte des Motorsport legt, sogar noch LeMans in Scapes anteaset - und dann eine der wichtigsten Rennstrecken schlicht nicht im Spiel existiert. Die Strecken, die drin sind, sind sehr gut - mit drei Ausnahmen: Die Rallystrecken sind großer Bockmist. Genauer: Das Fahrverhalten der Rallyautos. Als ob man auf Glatteis unterwegs wäre, den Müll zu vergolden war eine der nervigsten Aufgaben meiner bald dreißigjährigen Rennspielkarriere.

Wetter: Der Punkt geht klar an Forza. GTS hat bestenfalls ein wenig Bodennebel auf der Nordschleife. Ansonsten gibt es genau eine Strecke mit Regen, das ist ein Hindernisparkours in einem Stadion, der in 20 Sekunden erledigt ist.

Sound: Mir gefällt die Soundkulisse in GTS besser als in Forza 7. Schön brummig und satt, das Quietschen der Reifen ist zurückgeschraubt. Einzig die 3D-Ortung ist in Forza besser.

Steuerung. Puh, das ist schwer. GTS mit dem Xbox One-Controller wäre nahe am Optimum. Mit dem Dualshock bekomme ich in Rennspielen Fingerkrampf nach rund drei Stunden, die Hörnchen sind einfach zu klein, die Trigger zu klein und zu weit außen. Die Sticks sind gar nicht mal das Problem, damit kann ich mich arrangieren, aber der gesamte Controller ist einfach zu klein für längere Sessions. Die Kontrolle über die Autos ist dafür perfekt. Die Physik ist nachvollziehbar und angenehmer als in Forza 7, wo manche Autos gerne mal als Dreiräder unterwegs sind. Aber das Triggerrumblen der Xbox One wird schmerzlich vermisst.

Karriere: Ich hatte durchaus Spaß damit, GTS zu vergolden, sonst hätte ich wohl auch nicht 12 Fahrstunden und 19 Spielstunden in vier Tagen gesammelt. Aber danach gibt es nur noch den Pseudo-Karrieremodus, wo halt 20 oder so Meisterschaften abgeschlossen werden wollen. Belohnungen dafür gibt es nur in Form von XP und Geld. Hab ein paar Rennen gemacht, aber irgendwo fehlt da die Motivation. Da gibt es nicht mal Ranglisten, die es bei Fahrschule und Co. gibt. Forza 7 hat dagegen eine motivierende und umfangreiche und abwechslungsreiche Kampagne, die bestimmt zehnmal so lang ist wie die von GTS. Also echt, kein Vergleich.

KI: Die Autos in GTS verhalten sich wie die in Forza 6. Forza 6 hat IMO die beste KI der Reihe und in Forza 7 wurde sie zurückgeschraubt. In GTS kann man tatsächlich ohne Berührungen fahren, während man in Forza 7 ein berührungsloses Rennen dank der dämlichen KI nur durch Glück zustandebringt.

Was fehlt noch? Ach ja, Multiplayer. Forza 5 und Forza 6 waren die besten Multiplayerrennspiele aller Zeiten. Mit Abstand. Forza 7 ist der allerletzte Dreck. Ich weiß nicht, wie man das verbocken konnte, aber sie haben es geschafft. GTS ist dagegen eine Offenbarung. Ich sehe GTS nicht ganz auf dem Level von Forza 6, aber es ist nah genug dran, um großen Spaß zu haben. Leider haben Forza 7 und GTS jeweils ein gewaltiges Manko.

Bei Forza 7 gibt es kein Strafensystem. Stattdessen wurde wirklich jede noch so kleine Abkürzungsmöglichkeit mit Tausenden von Reifenstapeln "gefixt". Das Ergebnis sind Strecken, die mit ihren realen Vorbildern nicht mehr viel gemeinsam haben. Und es ändert nichts daran, dass Multiplayerrennen in Forza 7 ein reines Crash- und Rammstoßfest sind.

GTS setzt auf Zeitstrafen. Das ist zwar besser in Forza, aber wenn mich jemand rammt bekomme ich trotzdem eine Strafe. Wenn ich jemandem ausweiche und dabei in der Bande lande, bekomme ich eine Strafe. Wenn jemand wegen eines Fehlers transparent ist, ich durchfahre und er in dem Moment wieder solide wird, bekomme ich eine Strafe.

Am Besten ist noch der Multiplayermodus von F1 2017, wo man erstmal eine Warnung bekommt und dann bei fortgesetzten Fehlern eine Zeit- oder Durchfahrtsstrafe (oder Disqualifikation). Das ist transparent, nachvollziehbar und fair. Nichts nervt mehr in Rennen, als wenn man in der ersten Kurve von hinten abgeschossen wird, das halbe Auto kaputt ist und man zusätzlich noch eine Zeitstrafe hat.

F1 2017 bleibt mein derzeitiges Lieblingsrennspiel, vor Forza Horizon 3 (was einfach nur gute Laune verbreitet). GTS schiebt sich auf Platz 3 vor Forza 7.


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