Thema:
Re:Reden wir über Detroits Prämisse (spoiler) flat
Autor: phaxy
Datum:05.01.19 18:01
Antwort auf:Re:Reden wir über Detroits Prämisse (spoiler) von spinatihero

>>Punkt 1.
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>>Sofern ich nicht doch sehr wichtige Storyabzweigung verpasst habe (2x durch), halte ich für gesichert: Androiden in Detroit entwickeln eigenständig Gefühle bzw. haben die ab Werk quasi installiert:
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>Ist zwar etwas her mit dem durchspielen aber war das Bewusstsein nicht dynamisch so dass jeder Android aufgrund Erfahrungen und Einsatz wie ein Mensch einzigartig wurde? Der Entwickler hat es in seiner Villa ja angesprochen, und auch in den freischaltbaren Videos wird es angedeutet.


Habe mich missverständlich ausgedrückt.
Kara entwickelt Gefühle auf Basis ihrer Erfahrung, ja, die Fähigkeit hat sie aber schon ab Werk.

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>>Also sind es Menschen. Ja?
>
>Nö, es sind Androiden mit Bewusstsein.


Genau das war der Vorschlag. :) Wo ist der Unterschied?
Sie sehen aus wie Menschen, verhalten sich wie Menschen, denken wie Menschen.

Wenn du von der anderen Richtung her nach und nach Extremitäten eines Menschen durch künstliche Komponenten ersetzen würdest, wie lange ist dieser dann noch ein Mensch?


>
>>Denn was ist das Motiv..
>
>Als ob ein Mensch irgendein Motiv bräuchte um andere Wesen zu demütigen oder zu misshandeln. Menschen sind so und es ist ein Ausdruck von Macht wie Überlegenheit Menschen oder Tiere zu quälen.


Als Kollektiv? Ja schon.
Verfolgten Minderheiten wird immer etwas vorgeworfen, woran sie angeblich Schuld seien.
Juden, Roma, Homosexuelle, Rohingya usw.

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>>Wo ist dann die große Armut?
>>
>>Wo sind die tausenden Menschen, die sich oder ihre Familie nicht mehr ernähren können, auf der Straße leben, kriminell werden? Wo sind die Slums, die Zeltstädte, die Drogentoten durch Red Ice? Wo ist die Revolte gegen Cyberlife?
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>Die gibt es doch und werden im Spiel punktuell subtil und mit der Brechstange gezeigt. Ob nun die Stadt Szene inkl Penner, Hass Prediger und Demo Mob, oder die Geschichte um Kara inkl Junkie Dad und Baustelle vor dem Haus, oder das Klischee des süchtigen Sohn eines erfolgreichen Künstlers der auf einen Androiden eifersüchtig ist. Ich glaube auch das Spiel findet in einem Zeitraum statt indem Androiden längst als normal gelten und integriert sind. Ansonsten würde ein Laden indem man sich einen Androiden zu Betreuung kaufen kann oder ein etablierter Cybersex Schuppen wenig Sinn machen.


Ich vermute eher, dass zu viel explizit menschliches Elend die Sympathie für die Androiden verwässert hätte. Denn ein ausgeglicheneres Bild will es nicht zeigen; am Gut/Böse-Theater rüttelt das Spiel kaum. Deswegen sind Androiden auch nur noch durch wenige Details vom Menschen zu unterscheiden. Identifikation mit grobschlächtigen Robotern fällt schließlich etwas schwerer...

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>>Sogar die, die gegen Androiden protestieren, nutzen diese später bei trivialen Dingen wie beim Einkaufen. Wie passt das zusammen? Sind wir alle bloß Heuchler?
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>Natürlich sind wir das. Die Kara Geschichte ist da wieder ein gutes Beispiel. Der Vater verliert wegen Androiden Job und Frau, hat aber einen Androiden als Kind und schafft einen weiteren als Betreuung an. Das sind eben 2 Seiten der Medaillen. Auf der einen Seite profitieren wir in Zukunft auch von solchen Sachen, im Umkehrschluss werden einige aber feststellen durch eine Maschine mit Programm ersetzt werden zu können. Das spricht auch Precht immer ganz gut an. Ich glaube im Spiel geht es weniger um Arbeitslosigkeit als der Tatsache mit der freien Zeit nichts anfangen zu können und nutzlos zu sein. Der Vater ist Junkie, der Sohn ist Junkie, selbst Hank ist Alki. Alle 3 haben eine grundsätzlich feindliche Haltung gegenüber Androiden aus unterschiedlichen Gründen wofür jeder aber selbst verantwortlich ist.


Ok, Touchè. Arbeit ist ja nicht umsonst ein sinnstiftendes Element in einer Welt, in der man ebenso leicht Zweifel am Grund seiner eigenes Existenz haben kann. Detroits Zeitpunkt der Handlung muss dann wohl an einem Punkt stattfinden, an dem der gesellschaftliche Widerstand auf breiter Front schon längst gebrochen ist, also wenn eigentlich nur noch Resignation darüber herrscht, dass der eigene Job schon bald nicht mehr existieren wird. 2038 ist dann etwas optimistisch.


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