Thema:
Final Fantasy XV flat
Autor: Sockenpapst
Datum:06.03.19 15:20
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 37 - 0/10 oder GOTY? von wantan

Dieses Spiel hat nun wirklich genug Hohn und Spott eingefahren, und ich bin auch nicht in der Lage, da noch irgendwas Neues oder Kreatives beizutragen, dennoch muss ich meiner tiefen Verwunderung über dieses Produkt hier kurz Ausdruck verleihen - denn ich habe selten, möglicherweise noch nie, ein solch offensichtliches Stückwerk mit AAA-Budget gezockt. Unfertige Games, klar, verbuggte, türlich, türlich, aber FF XV ist schon eine ganz besondere Dimension.

Ein wirres Kampfsystem, dass sich bis zum Abspann durch Potion-Spam komplett aushebeln lässt. Klar, man kann die Gegner analysieren, Taktiken planen, mit Buffs etc. arbeiten und geschickt parieren. Oder man hält einfach die Angriffstaste gedrückt, frisst alle paar Sekunden eine lächerlich billige Potion und ist schneller durch. Und welchen Sinn haben eigentlich die zwei separaten Energieleisten? Wer kommt auf die bescheuerte Idee, springen und bestätigen auf die gleiche Taste zu legen? So etwas muss doch irgendjemanden auffallen?! Hat irgendein Designer Kapitel 13 mal selbst gespielt? Das aufwendig wie umständlich strukturierte, und dann doch unglaublich simple Magiesystem - Häh? Die unglaublich pump umgesetzte Infiltration einer Basis - ROFL! Die eeeeeeewig langen Autofahrten durch eine leere Kulisse?!? Die Liste ist endlos.

Was für seltsame Prioritäten hier gesetzt wurden: Das Angeln ist fast schon ein eigenständiges, vollwertiges Spiel, und ums aufwändig inszenierte Kochen wird mit tausend Gerichten und Zutaten ein Heiden-Brimborium veranstaltet. Dummerweise haben die Designer es aber versäumt, diese beiden Elemente wirklich sinnvoll mit dem eigentlichen Gameplay zu verzahnen. Okay, für 2 Endgame-Bosse (die ich nie sehen werde) mag zumindest das Kochen vielleicht sinnvoll sein, aber zu spät ist zu spät. Dagegen sind die eigentlichen Nebenmissionen unfassbar lahm inszeniert wie strukturiert: Hole Gegenstand X, oder töte Tier Y, und komme zum Auftraggeber zurück. Rinse and repeat. Fast ohne Variationen, fast ohne interessanten Background. Lame as fuck.

Und die Story. Jo, was um alles in der Welt soll man dazu eigentlich sagen. Papa stirbt, Sohnemann macht Selfies. Ohne Vorwarnung kämpfe ich plötzlich gegen einen fußballstadiongroßen Titanen. Eine zentrale Figur stirbt, dem Spieler ist es komplett egal, da die ach so innige Beziehung zu dieser Person erst später in Rückblenden erzählt wird. Ich handele eine diplomatische Allianz aus, die danach überhaupt keine Rolle mehr spielt. Eine Figur erblindet, hat nur leider keine nennenswerten Auswirkungen. Ein Zeitsprung um 10(!) Jahre, der in drei Sätzen abgehakt wird. Und und und. Und ich finde auch die Boyband unglaublich uninteressant und klischeebeladen - der junge, flippige Klassenclown hat immer einer "coolen" Spruch auf Lager, der verantwortungsvolle Berater ist immer pflichtbewusst, etc. pp. Gähn.

Der eigentliche Witz an diesem Clusterfuck von einem Spiel ist, dass ich absolut motiviert war, den - standesgemäß lahmen - Abspann zu Gesicht zu bekommen. Und ich absolut keine Ahnung habe, warum dem so ist.


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