Thema:
Re:Was mich nervt flat
Autor: Felix Deutschland (deaktiviert)
Datum:04.11.19 16:52
Antwort auf:Re:Was mich nervt von Vern Schillinger

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>>"Videospiele müssen hübsch sein und Spaß machen" ist ein Kundenversprechen, damit Leute dafür Geld ausgeben. Und die Leute fordern es ihrerseits ein.
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>Was ist mit den hässlichen Retro-Indie-8Bit-Games, die von den Spielern und der Presse gefeiert werden?


Das ist ein Steckenpferd von dir, dass die angeblich so überproportional gefeiert werden. 2011 oder so, zu XBLA-Hochzeiten, würde ich dir sogar zaghaft zustimmen, aber allein mit irgendwelcher Pixelart kriegst du heute doch keinen Hund mehr hinterm Ofen vorgelockt.

Das war durchaus ein Look, auf den die Leute bemerkenswert intensiv abgingen. Wirklich gefesselt haben mich von diesen Spielen nur FEZ und Monaco - What's Yours Is Mine.

>Ich habe vor allem ein Problem damit, dass die meisten Tester explizit erwähnen, dass Death Stranding Kunst ist, damit der darauffolgende "Spielerisch ist es Scheiße"-Absatz nicht ganz so negativ klingt.

Das kann auch durchaus sein. Das liegt dann aber am mangelnden Skill des Redakteurs, und nicht zwingend am Spiel.

(Ich möchte an dieser Stelle aber der Vollständigkeit halber betonen, dass ich - genausowenig wie du, da bin ich mir sicher - mich hier nicht auf den Text von Alex beziehe, den ich noch gar nicht gelesen habe.)

Ich hab mich durch die Vorabfazits der Giant-Bomb-Leute gehört, Eastcoast wie Westcoast, und ALLE fanden es offenkundig scheiße und schafften es, trotz des immer noch recht strikten Embargos, darzulegen, warum sie es so hassen. Es gab eine kleine Minderheit, die unter der massiven Einschränkung, dass es kein Spiel wäre, dass sie jemandem guten Gewissens empfehlen könnten, der Meinung waren, dass es trotzdem eine Erfahrung sei, die einen gewissen Wert besäße. Um es in deren Sprache zu sagen: I can see that. Ich bin aber, wie ich in diesem Thread mehrfach betont habe, sehr bereit dafür, mir es aus dem Grund oder "Aspekt" reinzuziehen. Ich mag halt Euro Truck Simulator 2 supergerne. Und das soll über die längste Zeit des Titels der zentrale Loop sein. Fine with me.

Aber darüber hinaus ist es für mich Pflicht als Kojima-Anti-Fan. Ich halte den Typen für heillos überschätzt und ziehe vor allem Freude aus seinem extrem ausufernden Stümpertum. Man kann Forumsposts von mir fast zwanzig Jahre zurückverfolgen; diesen Standpunkt habe ich konsequent während meines gesamten Online-Lebens aufrecht erhalten und bestätigt gesehen, aber anscheinend bin ich der einzige Mensch im Internet, der ein funktionierendes Gedächtnis hat. Jedenfalls fühlt es sich immer zu den Zeiten, wo er was neues released, so an. MGS 5 fand ich überragend.

>Nehmen wir mal Minecraft als Beispiel. Hier war nicht nur das Gameplay total anders und abstrakt, sondern auch die Optik. Die Videpspielredakteure wussten nicht wirklich was damit anzufangen, also wurde es zu Beginn entweder ignoriert oder eher als Kiddie-Game abgestempelt. Da hat niemand geschrieben "Man muss es als Kunstwerk betrachten und nicht wie ein typisches Videospiel!"

Wobei den steilen Aufstieg von dem Spiel selbst die Macher überrascht hat und so von niemandem abzusehen war. Da hat man auch das erste mal so richtig gemerkt (Also, ich kann nur für mich sprechen), dass es da ne ganze Generation an Kids gibt, die komplett anders mit Videospielen sozialisiert wurden als ich. Ähnlich wie bei Fortnite. Bei Minecraft kann man auch nicht mehr von "Kunstwerk" reden, sondern vielmehr von nem kulturellen Phänomen. Etwas, das Kojima offensichtlich auch gern mal hinkriegen würde (IT'S A TOTALLY NEW GENRE! A STRAND GAME!). Man kann halt nur nicht hingehen und sagen "So, ich mach mal jetzt ein kulturelles Phänomen, mit einer Multiplayerkomponente, die den Spielern den Glauben an das Gute in ihren Mitmenschen zurückgibt und an dessen Ende sie weimen müssen". Das ist typische Kojima-Hybris, und die WIRKLICHE Erklärung, warum er nur von fünf Bodyguards begleitet sich auf die Bühne der Gamescom traut und ansonsten irgendwelche Networking-Umtrünke mit Hollywood-Flitzpiepen besucht, mit denen er Selfies machen kann. Das Wohlwollen, dass diesem Mann immer noch entgegengebracht wird, kann ich an diesem Punkt nur auf das immer noch pornös geil aussehende Mecha-Design zurückführen. Aber um da sinn- und gehaltvoll weiter mitreden zu können, muss ich es wohl notgedrungen spielen. Ich kann mir vorstellen, an einzelnen Aspekten des Spiels einiges an Freude zu finden, und wenn nicht, will ich in der Lage sein, genau sagen zu können, was nicht stimmt/funktioniert für den nicht unwahrscheinlichen Fall, dass ich in meinem Leben einem "eingefleischten Fan" von ihm über den Weg laufe und die Gelegenheit bekomme, innerhalb von drei Sätzen seinen Tag zu vermiesen.

Naja, und ich wundere mich, dass ich keine Freunde habe. Touché.


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