Thema:
Re:So einfach ist das nicht flat
Autor: membran
Datum:14.11.19 14:03
Antwort auf:Re:So einfach ist das nicht von suicuique

>Wie du meiner Antwort hier [https://maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=1&msgid=4603990] entnehmen kannst, woltle ich ursprünglich was ähnliches Wie Du andeuten.

Deine Überlegungen dazu hatte ich gelesen, ja. Es ist sogar noch besser: Ich hatte im Ausgangspost dieses gesamten Astes übrigens zunächst einen ähnlichen Absatz verfasst, aber weil der Post in der Originalfassung recht wütend daherkam ("Kunden als Bückstücke, schnauf!") und ich dann gelesen hatte, dass Bedingungen zum ESRB-Rating dafür verantwortlich sein sollten (da wusste ich aber nicht, dass letztlich das doofe Lego-Addon der Grund war, warum das Rating wieder zur Debatte stand), hatte ich das Posting editiert und die Schärfe rausgenommen. Dabei ist dann auch der Absatz über Versionierung und Zwangspatches mit rausgeflogen. Dann hatte ich gesehen, dass du in einer deiner Antworten das ebenfalls aufgegriffen hattest. Ich wollte darauf dann eigentlich was schreiben, kam dann aber nicht dazu, hatte es dann vergessen und bin dann zufällig auf das Blech gestoßen, was Wurzelgnom verzapft hat. Das war dann eine gute Gelegenheit, das Thema nochmal weiter auszuführen. :)

>Doch dann habe ich an (Extremfall) MMOs gedacht mit all dem was dazu gehört.
>Oder dem Balancen von Items in einem Diablo, Destiny etc.
>Hat der Spieler der sich auf mühsame Weise eine Waffe ergrindet hat Anspruch darauf dass die Waffe SO bleibt wie sie war als er die Mühe auf sich genommen hat?
>Wie Du siehst kommst du da sehr schnell vom Hundertsten ins Tausendste.
>Ich bilde mir sogar sehr vage ein dass es da durchaus schon Prozesse in dieser Frage gab.
>Unterm Strich würde ich auf jeden Fall die Grenze bei Musikstücken etc ziehen aber nicht pauschal sagen dass der Spieler einen Anspruch hat auf jede Version des Spiels (mal unabhängig davon dass das ein ausgefeiltes Versionsmanagement benötigt und nicht eben "so einfach" geht).
>Bei allen Spielen die auf einer Onlinekomponente beruhen, würde ich mich in dem Fall der Sicht der Entwickler anschliessen. Einfach weil ich alles andere nicht als praktikabel oder gar umsetzbar betrachte.
>Ohne jetzt bewerten zu wollen, inwieweit die entsprechenden Regelungen in den EULAs rechtlich bindend sind.


Bei allem, was man zusammenfassend als "Online-Modus oder -Gameplay" bezeichnen könnte, wäre ich sogar bereit, die Kontrolle abzugeben. Mit dem weiter fortschreitenden Rückzug der LAN-Option sowohl bei PC- als auch Konsolenspielen und der serverseitigen Auslagerung von Spiellogik (iirc ist das bei der PC Version von Diablo 3 so mit Enemy Movement und Drops) oder anderen Dingen ("Singleplayer" Karriere in Dirt Rally 2, die für jeden Pups zu Hause nachfragen muss, weil sie ungefragt gewisse Online Community Features wie Ranglisten hat, bei denen unbedingt die Integrität gewahrt werden muss, anstatt den Leuten alternativ einen Offline-Modus ohne Communityquatsch anzubieten, weil sich das im Engagement Graphen schlecht widerspiegelt oder was weiß ich) haben die meisten aktuellen Spiele eh ein Verfallsdatum / Zeitbombe fest eingebaut. Vielleicht lässt sich bei manchen großen Spielen mit entsprechender Fanbase noch was drehen, über Cracks oder Reverse Engineering des Netzwerkverkehrs, aber die meisten Onlinespiele sind dann irgendwann schlicht inoperabel. Natürlich könnte man sagen, ist doch wumpe, die allermeisten Onlinespiele sind ein paar Jahre nach Release eh verwaist, aber man kann die dann nichtmal für ein letztes Hurra im zusammengetrommelten Freundeskreis wiederbeleben, wie es bei Spielen mit P2P/Private Server/LAN Support gewesen wäre.

Vor allem um die LAN-Modi ist es schade. Man vergleiche beispielsweise Monster Hunter P3rd (PSP / PS3) mit Monster Hunter Tri (Wii). Letzteres funkt zu intern fest hinterlegten Capcom/Nintendo-Servern, die schon vor Ewigkeiten abgedreht wurden, der gesamte Online-MP lief darüber, LAN hatte es nicht. Ich glaube, vor ein paar Jahren waren ein paar Irre noch dran, da private Server eben via Reverse Engineering reinzufummeln, das Projekt ist aber mittlerweile eingestellt ([https://github.com/sepalani/MH3SP]). MHP3rd dagegen lief über lokales WLAN und die PSP Version ging sogar online über so ein AdHoc Tool, was auf der PS3 lief, die dann als WAN-Hub diente. Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann heute ohne großen Stress die PSP Version immer noch online zocken, indem man dem ihr eine der gängigen WLAN-Tunnelsoftwares hinstellt oder sich direkt in entsprechende MP3rd Community VPNs einloggt (z.b. [https://hunstermonter.net/hunsterverse_new.php]). Als Bonus geht das natürlich auch im Emulator, und als weiterer Bonus ist die PS3 HD-Version einfach nur die PSP-Version mit besseren Texturen, also kann man die PS3-Version im superben PSP-Emulator zocken. Online. Mit Xbox Pad. Und solche geilen Möglichkeiten wird es künfig weniger und weniger geben.

Jedenfalls, und ich fasse mich jetzt mal kurz, weil der Post schon viel zu lang ist, finde ich, dass von Zeug, was man gemeinhin (und ich weiß, dass die Klassifizierung da durchaus knifflig sein kann) als "Singleplayer" bezeichnen könnte, die Finger zu lassen ist. Und ja, in Zeiten von Patches im Wochentakt (und Day 1 Patches, die die Arbeit, die in den Wochen seit dem Goldmaster noch geleistet wurde, nachreichen) ist's schwierig, zu bestimmen, was ein unmissverständliche, vom Spieler willkommene, notwendige Änderung ist und was u.U. Kundenrechte berührt. Keine Ahnung, was da die Rechtslage ist und was da greift, US Recht, EU Recht, deutsches Recht, im Endeffekt müsste man da teuer klagen und ich mach das sicherlich nicht, also ist das im Endeffekt viel Luft um Nichts hier. Wenigstens sind wir uns anscheinend alle einig (ist wohl so ein Fall von "I know it when I see it"), dass nachträgliches Zensieren oder Entfernen von Soundtrack-Liedern (Rocket League patcht übrigens regelmäßig neue Lieder hinzu und wechselt die Hauptmenümusik, erst später haben sie das mit Playlist-Optionen konfigurierbar gemacht) ein Unding ist, mit dem sie aber anscheinend durchkommen. Ich reibe mich v.a. daran, dass sie das allen Käufern aufzwingen, ich kann mir schwer vorstellen, dass es keine Möglichkeit geben sollte, z.b. in Steam via anderer Package-ID (bei gleichbleibener App-ID, damit die Storepage gleich bleibt) nur Neukäufern die minderwertigere Version anzudrehen. Vielleicht resultieren dann daraus doch mehrere Versionen, die einzeln gepflegt werden müssen, und deswegen machen sie das nicht, aber es und bleibt dennoch eine Sauerei. Aber es blieb halt bei den üblichen drei Stürmchen im Forenglas und nun ist's halt so. Bei den beschnittenen Forza-Songs dasselbe. Und einmal bewusst gehört, fällt es mir jedesmal auf, wenn die Lyrics für einzelne Wörter stummgestellt werden.

Ein Versionsmanager (und ältere Versionen könnte dann eben nicht online gehen, den Kompromiss würde ich eingehen) wäre da ein grundsätzliches Tool für den Spieler, etwaige Verschlimmbesserungen auszugleichen. Man denke an Patches, die bei einem selbst auf einmal das Spiel nicht mehr starten lassen, oder an grafische Downgrades, etc. Inwieweit und mit welchem Aufwand das für den Anbieter (z.B. Steam, MS Store) umsetzbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Dass es aber grundsätzlich möglich ist, sieht man wie schon geschrieben bei GoG.


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