Thema:
Re:Bitte nicht flat
Autor: deros
Datum:14.11.19 16:19
Antwort auf:Re:Bitte nicht von membran

>Ich frage mich aber auch wirklich, wo die ganzen Millionenverkäufe der Neuerscheinungen noch herrühren. Die scheinen ja meinen Überlegungen oben direkt zu widersprechen. Das muss überproportial der Verdienst der jüngeren Generation mit mehr Zeit, kaum Backlog und mehr Feuer für's Zocken sein. Vielleicht kaufen auch nur viele ältere Berufstätige den neuesten Kram auf Verdacht und lügen sich in die Tasche, dass sie das ganz sicher irgendwann mal spielen, hehe. Ich kann mir dagegen den Day 1 Bugfuck kaum noch geben und bin froh, dass ich nur noch sehr wenige Must Have Titel habe, für die ich einen Tag vorher in der Stadt die Läden abklappern würde. Die Zeit könnte ich auch nutzen, endlich mal den Witcher zu spielen, zum Beispiel.^^

Es war schon immer so, dass das Groß der Verkäufe auf die ersten Verkaufstage fällt. Natürlich gibt es da Ausnahmen (wie etwa die bekannten Evergreens von Nintendo), aber dieses Phänomen war früher eher ausgeprägter als heute. Eben weil man heute die Lebenszeit durch geschickte Sales und Abo-Aktionen erweitern kann.

So ein Mittelklasse-Spiel wie Rage 2, das schon zum Launch nicht sonderlich erfolgreich war, wäre früher ein, zwei Monate nach Release einfach in Vergessenheit geraten. Vielleicht wäre's mal in einer Budget-Linie neu aufgelegt worden, aber da käme dann aufgrund der Fixkosten der physischen Distribution auch nicht mehr super viel beim Publisher an. Rereleases wie die vorgeschlagene Deluxe Edition für 40€ ein halbes Jahr später, wäre da auch bestenfalls der Tropfen auf dem heißen Stein - wenn sich für 60€ kaum einer für das Spiel interessierte, sieht das bei 40€ nicht anders aus. Insbesondere zu einem Zeitpunkt, wenn der Fokus bereits auf neue, schillendere Spiele liegt.

Im Endeffekt ist diese Industrie halt sehr Hype-getrieben. Die Leute wollen immer das, was gerade neu und in der Konversation ist. Wenn man diesen Zeitraum nicht nutzt, kann man bei einer traditionellen Preisstrategie eigentlich nicht mehr viel reißen.

Muss auch nichts negatives sein. Kleinere Publisher wie Focus oder auch THQN verscherbeln ihr ganzes Sortiment wenige Monate nach Release für einen kleinen Taler und diese Taktik (Day 1 abschöpfen, preis-sensiblere Spieler ansprechen, Bundles und Abo-Dienste mitnehmen - quasi ein Durchlaufen der gesamtmöglicen Verwertungskette) scheint sich für die auch auszuzahlen. Natürlich kann man die Frage stellen, ob man damit Spiele als Medium entwertet. Aber die Alternativen sind halt eher doof.


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