Thema:
Geschafft flat
Autor: token
Datum:06.02.20 08:31
Antwort auf:Gestern erster Ragequit von token

Okay, das was mir da beim Exploren passiert ist, geht komplett auf meine Kappe.
Ich bin schlicht und ergreifend an dem was ich gesucht hab vorbei gelaufen und auf einer alternativen Zugangsroute gelandet die ich dann quasi rückwärts gelaufen bin.
Allerdings macht es mich auch fassungslos das übersehen zu haben, weil viel deutlicher kann man nicht mit dem Zaunpfahl winken als es das Spiel beim Zugangspunkt zu meinem Ziel getan hat. Und das „Hüpfspiel“ vom Startpunkt bis zum Zielpunkt ist letzten Endes relativ trivial gewesen. Wäre es gewesen wenn ich nicht weiter gelaufen wäre.

Ansonsten hat es mich mittlerweile ganz gut bei den Eiern.
Ja, es hat gedauert und gebraucht. Drei Anläufe.
Mit vielem hatte ich zu kämpfen.
Das größte Befremden hatte ich wohl ob des eigenwilligen Szenarios. Obwohl das auf Metaebene in so vielen Aspekten äußerst clever geradezu Hard-Sci-Fi-Motive inszeniert hat der Augsburger Puppenkiste-Stil nicht in meinem Kopf zünden wollen. Kilometerangaben im Weltraum. Ein Mond von der Größe eines Fußballfeldes. Ein kurzer Schub um die Gravitation eines Planeten zu verlassen. Keine zehn Sekunden Anflug um zum nächsten zu kommen.
Ich sah einerseits wie pfiffig das aufgebaut war und warum so ein Miniatursystem eine eigentlich gute Idee für so ein Spiel ist, wie auch die akkurate Übersetzung von Weltraumspielprinzipien in dieses Modell, wie etwa die Funktionsweise von Gravitation welche nicht gefaked wird sondern offenbar auf einem physikalischen Modell basiert bei dem Masse eine Rolle spielt und man es auch benutzen kann um einen Slingshot zu initiieren (nicht notwendig aber eben möglich) oder sich in einen stationären Orbit zu versetzen.

Aber während ich rational zwar oft dachte, wow, wie cool, wie clever, wie kreativ, wie spannend, immersiv tat sich wenig und ich fühlte mich nicht wie ein Entdecker sondern schleppte mich durch das Spiel in der Hoffnung dass es irgendwann klick macht und das was ich denke, irgendwann auch mal fühle.

Nun denn, mittlerweile bin ich angekommen. Das ganze Szenario hat nun genug Eckpunkte für ein vollständiges erzählerisches Skelett in meiner Vorstellung gewonnen, so dass ich angekommen bin und mich wie Mrs. Marple im Weltraum fühle.
Reveals sind teils krass gut, und der offene Fragenkatalog hat nun einen spannenden Sog entwickelt. Auch das Befremden bezüglich der Gesamtinszenierung ist überwunden. Und ich kann nun wirklich über die Phänomene und kreativen Welten staunen und im wunderbaren Gedudel versinken.

Den Verdacht dass Outer Wilds ein Spiel ist, wo es sich sehr lohnen könnte sich da auch ein wenig zu investieren und Zeit zu lassen, auch wenn es nicht sofort klick macht, war ja eh früh gegeben. Aber schön dass es sich nun bestätigt.
Irgendwie ist Outer Wilds auch die Art Spiel das konsequent genau die Prinzipien hoch hält nach denen gefühlt jeder Gamer verlangt. Nehm mich ernst. Gib mir Freiheiten. Lass MICH entdecken und entschlüsseln statt mir alles vorzukauen.
Und sich dann entsetzt abwendet wenn er es denn tatsächlich bekommt ;)
Aber Outer Wilds ist echt nicht komplex oder wirklich sperrig, nur recht eigenwillig in der aktuellen Spielelandschaft.
Aber nun hat es endlich zugepackt und jetzt ist er auch da, der Sog und die Lust die Kiste anzuschmeißen um wieder in dieser Welt zu versinken und ihren Mysterien auf die Spur zu kommen :)


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