Thema:
Neue Karriere - Kerbalism-Mod flat
Autor: hoover2701
Datum:03.06.20 00:11
Antwort auf:Kerbal Space Program - To boldly go... von hoover2701

Es gibt einige Dinge, an denen krankt Kerbal Space Program. In erster Linie ist es der wenig durchdachte und nicht sehr motivierende Karrieremodus. Zwar gibt es einige Vertrags-Mods, die interessante Aufträge angepasst an den aktuellen Fortschritt des Spielers bieten, aber eine echte Progression, bei der dynamisch Missionen generiert werden oder gar ein echtes "Space Program" im Sinne eines Mercury- oder Apollo-Programms sind leider nie in der langen Historie des Spiels als zusätzliches Feature implementiert worden. Nichtsdestotrotz ist der Karriere-Modus das einzig Wahre, denn im Sandkasten-Modus bastelt man eigentlich höchstens mal ein bisschen rum und der Science-Modus, bei dem man quasi ein unbegrenztes Budget hat, aber Wissenschaftspunkte sammeln muss, ist halt irgendwie nix Halbes und nix Ganzes.

Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden und schreibe halt im Karriere-Modus meine eigenen Geschichten und stricke mir mein eigenes Programm. Die letzte Karriere war mir ohne Mods bei den Lebenserhaltungssystemen dann doch zu fad und so habe ich mir jetzt modmäßig was zusammengestrickt, was nach den ersten 20 bis 30 Stunden enormes Potenzial für ein motivierendes Langzeit-Spielerlebnis zu haben scheint. Hauptsächlich ist das dem Mod "Kerbalism" zu verdanken. Dieser ist schon fast ein Total Conversion-Mod, was die grundlegende Spielmechanik angeht, denn er beinhaltet lebenserhaltende Systeme für die Kerbals, potenzielle Schäden an Systemen, Magnetfelder, radioaktive Strahlung, Sonnenstürme, ein Ressourcensystem und nicht zuletzt ein sehr durchdachtes und (bisher) absolut fesselndes Wissenschaftssystem. Normalerweise fliegt man irgendwo hin, drückt einen Knopf und bekommt Science-Punkte dafür. Manchmal muss man diese zunächst wieder auf den Heimatplaneten oder in ein Labor verfrachten, damit die Punkte eingelöst werden können, aber dass wissenschaftliche Experimente Zeit benötigen, darauf ist irgendwie bei KSP noch keiner gekommen - außer eben dieser Mod.

[https://i.imgur.com/9vVcUx2.jpg]

Die Idee ist simpel, aber genial umgesetzt. Ein Experiment bringt insgesamt beispielsweise 12 Punkte ein. Allerdings benötigen diese Versuche unterschiedlich lange. Eine Temperaturmessung vorzunehmen oder aber den atmosphärischen Druck festzustellen, dauert nur ein paar Sekunden, aber einen Magnetometer-Scan durchzuführen oder den Mittelwert der in der Umgebung befindlichen radioaktiven Strahlung zu ermitteln, dauert halt um einiges länger. Der Clou dabei ist, dass man Wissenschaft auch nur teilweise erledigen kann und dann in dem obigen Beispiel vielleicht nur 7,5 von 12 Punkten erarbeitet und per Funk übermittelt hat, bevor man die Mission beendet oder den Bereich der erkundet wurde, verlassen hat. Kommt man dann das nächste Mal mit dem gleichen Experiment an der gleichen Stelle wieder an, kann man seine wissenschaftlichen Studien fortsetzen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so ein Game-Changer ist, aber dieses System ist grandios. Ich plane nun meine Missionen und Schiffe bedarfsgerecht und mit echten wissenschaftlichen Zielen. Vorher hat man einfach nur soviele Experimente wie möglich in die Rakete geklatscht, nun geht es um solche Fragen wie: "Welche Daten lassen sich schnell ermitteln und per Funk übertragen?" oder "Welche Experimente sind auf Langzeit ausgelegt und mit welchen anderen kann ich sie kombinieren, wenn ich ein bestimmtes Ziel ansteuere?" Das hat dann so ein ganz bisschen den Charakter eines "echten" kleinen wissenschaftlichen Programms. Die unten zu sehende Sonde beispielsweise ist auf eine Langzeitmission am Mun ausgelegt. Sie sammelt über zwei Scanner Höhen- und Biomdaten und erzeugt hierbei Karten der Oberfläche und Gebiete des Mondes von Kerbin. Hierzu muss sie mehrere Dutzend Male in einem Polarorbit den Mun umkreisen. Weil das so lange dauert, habe ich gleich noch einen Magnetometer-Scanner und einen Strahlungsstärke-Scanner angebaut, denn diese beiden Experimente sind sehr zeitintensiv. Außerdem besitzt die Sonde selber noch ein Experiment namens SITE, welches Daten über die unterschiedlichen Biome aus einem hohen Orbit sammelt. Alle Experimente haben die Eigenschaft, dass ihre Ergebnisse über Funk an das Kerbal Space Center übertragen werden können - allerdings nur mit einer Geschwindigkeit von 3,30 kB/s. Deswegen habe ich auch zwei weitere Festplatten verbaut, so dass ich insgesamt auf sagenhafte 12 MB Speicher komme. ;) Hier also der "Mun Versatile Scanner":

[https://i.imgur.com/hJ0SZhG.png]

Der zweite Mod, der mir das Leben schwer macht und deshalb ebenso zum Spielspaß beiträgt, ist "Probes Before Crew". Dieser ändert den Tech-Tree und bemannte Flüge sind so erst nach einigem Forschen möglich. Das wiederum erfordert ein Satelliten-Netzwerk um Kerbin und den Mun, um dort jederzeit eine stehende Verbindung zum Kerbal Space Center zu haben. Hierbei gibt es nun wiederum die Schwierigkeit, dass Satellitenkonstellationen in den Magnetfeldern der Erde durch radioaktive Strahlung Schaden nehmen können. Gerade bei Satelliten, die lange (so lange wie möglich) einem Zweck dienen, der anderen Sonden problemlose Navigation ermöglichen soll, ist es also eine schlechte Idee, diese in einem der beiden Magnetfelder der Erde zu "parken". Die beiden Magnetfelder kann man sich ungefähr wie zwei Donutringe um den Planeten vorstellen. Auf der Erde selber sind wir durch die Atmosphäre vor dieser Strahlung geschützt (ersichtlich wird diese Strahlung durch das Polarlicht), im Weltraum sieht das anders aus. Unten erkennt man (hoffentlich die beiden Magnetfelder, welche den Planeten Kerbin umgeben. Bis zu einer Höhe von knapp 150 Kilometern ist noch alles im grünen Bereich, dann jedoch kommt der erste Gürtel mit sehr starker Strahlung, bevor wieder ein sicherer Bereich folgt. Dann der äußere Gürtel mit immer noch gefährlicher Strahlung. Dieser endet erst bei knapp 3.000 Kilometern Höhe.

[https://i.imgur.com/v6VZkYn.jpg]

Mein erstes Satellitennetzwerk befindet sich auf einer Höhe von knapp 770 Kilometern und liegt somit zwischen den beiden Magnetfeldern, hat jedoch eine lausige Reichweite und dient eigentlich nur zur problemlosen Navigation von Sonden im unmittelbaren Kerbin-Orbit. Das zweite Netzwerk mit leistungsstärkeren Antennen liegt dann bei ungefähr 3.400 Kilometern, also außerhalb des äußeren Magnetfeldes und dient zur Kommunikation mit den Mun-Satelliten, die in einer Höhe von ca. 370 Kilometern den Mun umkreisen. So kann ich jetzt theoretisch eine Sonde auf der Rückseite des Mondes landen, dort Experimente durchführen und zu Kerbin zurückfliegen, ohne einmal einen Verbindungsabbruch zu haben. Die Qualität der Verbindung liegt dabei immer zwischen 90 und 100%. Ich habe hier einmal alle aktiven Verbindungen eingeblendet. Das sieht ziemlich geil Mandala-mäßig aus:

[https://i.imgur.com/IwNA3Vx.jpg]

Ich stehe also noch ziemlich am Anfang meines Weltraumprogramms, bin aber motiviert wie schon lange nicht mehr, da die Kombi aus "Kerbalism" und "Probes Before Crew" absolut vielversprechend ist. Ich hoffe, das bleibt auch noch so, wenn meine Kerbals irgendwann Strahlung oder noch schlimmer einem Sonnensturm ausgesetzt sind. ;)

Zum Schluß nochmal ein paar Bildchen...

Hier der Mun Relay Carrier mit drei Satelliten Ladung kurz vor dem Burn zum Mun:

[https://i.imgur.com/EXlIdwO.jpg]

Hier die komplette Rakete im Vehicle Assembly Building:

[https://i.imgur.com/row6NGG.jpg]

Munar Relay One abgesetzt:

[https://i.imgur.com/lB0ewTY.png]

Meine erste Mondlandesonde noch mit vollen Treibstofftanks im Kerbin-Orbit:

[https://i.imgur.com/WTxbAOp.jpg]

Und hier dieselbe Sonde kurz vor Wiedereintritt in die Kerbin-Atmosphäre (diese Mission hing am seidenen Faden, da zwei der vier Lande-Triebwerke am Mond ausgefallen sind (Danke, Kerbalism-Mod!) und ich daher quasi mit dem letzten Tropfen Treibstoff wieder zu Hause angekommen bin:

[https://i.imgur.com/d508WfH.png]

Der Munar Lander One unweit des Kerbin Space Centers nach Touchdown in der Wüste mit wertvollen wissenschaftlichen Experimenten an Bord:

[https://i.imgur.com/HGkBjqU.jpg]

So, ich hoffe, dass das weiterhin so motivierend bleibt. Jetzt wo mein Satellitennetzwerk steht, kann ich eventuell auch mal eine erste Rovermission zum Mun schicken. Dafür muss ich aber erst noch ein paar Science-Missionen absolvieren... Und dann steht vielleicht auch schon bald der erste bemannte Flug an.

Danke fürs Lesen. Over and out!

edit: Habe doch glatt den heutigen Musik-Tipp vergessen. Dieses Mal Anunjadeep 06, ein schöner chilliger Downbeat-Sampler:
[https://open.spotify.com/album/2zSMRTDTZ9VNWSSU3lLdz7?si=Vwv3k745TBymQaREaGwNPA]


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