Thema:
Re:Aber warum? flat
Autor: membran
Datum:05.08.20 15:00
Antwort auf:Aber warum? von BOBELE

>Sie kassieren Geld für Zeug, das nicht funktioniert. Wenn jemand bei amazon ein Produkt XY bestellt, das nicht funktioniert, und das negativ bewertet, dann seh ich nirgends jemanden, den das traurig stimmt. Warum ist das in der Spieleindustrie anders? Und nein, es ist völlig uninteressant, dass das ein kleiner Entwickler ist. Sie verschenken das Zeug ja nicht. Sie nehmen Geld wie die Großen. Ihr Scheiß funktioniert nicht. Sie kassieren die Quittung.

Auch wenn ich selber nie Reviews / Bewertungen auf Amazon, Steam oder sonstwo abgebe, weil mir das einfach zu blöd ist, halte ich das auch für nachvollziehbar, dass Leute angepisst sind, wenn sie nicht nur Geld für ein nicht funktionierendes Produkt ausgegeben haben, sondern meist auch noch mehrere Stunden kostbarer Freizeit verschwendet haben, es irgendwie doch zum Laufen zu bekommen, nur um dann aufgeben zu müssen. Verständlich, dass da ein schnell abgegebenes negatives Review ein wenig den Frust mildern kann. Die Leute haben ja letztlich nur zwei Möglichkeiten, sich gegen so einen Mist zu wehren: Mieses Review abgeben und/oder Spiel zurückgeben, sofern unter zwei Stunden Spielzeit.

>Vielleicht kommen wir mal wieder zu einem Prinzip zurück, laut dem Sachen, die man verkauft, fertig entwickelt und marktreif sind.

Glaube ich nicht, dass sich das nochmal "normalisieren" wird, Day 1 Patch und so früh wie möglich auf den Markt geworfen ist einfach der neue Standard. Durch die Steam-Reviews schon mal eh nicht; Review Bombings werden ja seit einiger Zeit von Valve standardmäßig ausgeblendet. In ein paar Tagen siehst du davon auf den ersten Blick nichts mehr.

>Da gehört eine entsprechende Dimensionierung der Infrastruktur dazu...

Seltsam, dass das heutzutage immer noch zu solchen Problemen führt, mit skalierbaren Clustern im Hintergrund.

>Ich kenn auch keine Kinos, die "komplett überrascht sind" von der hohen Nachfrage nach Tickets für eine Filmpremiere, aber trotzdem munter viel zu viel verkaufen und den Leuten vorm Kinosaal dann sagen: "Leider voll, aber wir armen Huscherl tun unser bestes, um die morgen oder übermorgen mit ihrer Karte rein zu lassen. Ihr Geld behalten wir aber. Wie armen armen Dinger wir.."

Lustigerweise ist mir genau das mal passiert. Wir wollten in einen der Herr der Ringe Filme rein, ich weiß nicht mehr welchen, lief im örtlichen Kino (keine Kette, war aber mittelgroß und hatte im Landkreis einen guten Ruf, v.a. wegen der Technik). Damals hat man noch nicht reserviert, wir zumindest nicht. Wir kommen also die übliche halbe Stunde vorher an, kaufen Karten und gehen in den (einzigen) Kinosaal. Der war rappelvoll, so voll wie eine Regionalbahn am Freitag. Alle Sitze belegt und die Leute saßen auf dem Boden, neben den Reihen, zwischen den Reihen, auf den Treppen, überall. Bestimmt 150% Auslastung. Hatten wir einfach null Bock drauf, zumal wir dann auch einfach in die nächstgrößere Stadt in die Cinemaxx Spätvorstellung hätten fahren können. Wir gehen also wieder raus und ich sag dem Kinobetreiber, so nicht, rück die Kohle mal wieder raus. Und der weigert sich glatt. "Keine Rückerstattung, könnt doch gucken!". Ich hab dann nicht lang gefackelt und ihm gesagt, entweder hab ich die Kohle in den nächsten zehn Sekunden in der Hand, oder ich ruf die Feuerwehr. Und Überraschung, da sprang die Kasse auf. Im Nachhinein hätte ich die Feuerwehr trotzdem anrufen sollen.


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